Hamburg. Meteorologen erwarten turbulentes Fest in Hamburg. An der Nordsee zieht schon vorher ein Orkan auf. Welche Auswirkungen das hat.

Der gemeine Hamburger hat in der Regel eher geringe Erwartungen an das Wetter zu Weihnachten: Zu oft schon hat der Regen alle Träume von klirrender Kälte, schneebedeckten Dächern und wie gepudert aussehenden Bäumen davongewaschen. Doch als Anfang Dezember wider Erwarten die Stadt in ein weißes Kleid gehüllt wurde, keimte selbst bei den größten Skeptikern wieder etwas Hoffnung auf: weiße Weihnachten, vielleicht doch in diesem Jahr?

Wenige Tage vor dem Fest lautet die ernüchternde Prognose der Meteorologen sehr eindeutig: nein. Vielmehr wird Santa Claus beim Verteilen der Geschenke wohl aufpassen müssen, dass er nicht von einer Orkanböe vom Schlitten gefegt wird. „Weihnachten in Hamburg wird in diesem Jahr nass, grau, stürmisch und sehr warm“, sagt Dominik Jung von der Informationsplattform wetter.net dem Abendblatt. Für Donnerstag gibt es sogar schon eine Unwetter-Warnung.

Zu Weihnachten wird es in Hamburg stürmisch – und sehr, sehr warm.
Zu Weihnachten wird es in Hamburg stürmisch – und sehr, sehr warm.

Wetter Hamburg: Weihnachten wird hinweggefegt

Schuld daran ist der Jetstream, der ein Tief nach dem anderen nach Norddeutschland schaufelt. „Die Tiefs kommen hier wie auf einer Perlenkette aufgereiht an“, so Jung. „Und sie bringen jede Menge ungemütliches Wetter mit.“ Das bekamen in Hamburg am Mittwoch unter anderem Passanten an der Elbe zu spüren – in Övelgönne etwa trat das Wasser über das Ufer und überspülte einen Parkplatz.

Am Mittwoch wurde in Övelgönne der Parkplatz an der Elbe überspült.
Am Mittwoch wurde in Övelgönne der Parkplatz an der Elbe überspült. © dpa | Bodo Marks

Die kommenden Tage bis Heiligabend geben dann einen weiteren heftigen Vorgeschmack auf das, was kommt: Durchgehend Wolken und Regen, am Donnerstag können schon erste Sturmböen mit Windgeschwindigkeiten bis zu 80 Kilometern pro Stunde in Hamburg auftreten.

Am Donnerstagabend erwartet das Bundesamt für Schifffahrt und Hydrographie (BSH) bereits an verschiedenen Orten in Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Bremen eine Sturmflutmarke von 1,5 Metern über dem mittleren Hochwasser. Dann könnten die Pegel etwa in Husum, am Eider-Sperrwerk bei Tönning, in Glückstadt an der Elbe, aber auch an der Weser in Bremen und im niedersächsischen Elsfleth auf Sturmflutniveau steigen. Am späten Abend werden solche Pegelstände auch in Hamburg erwartet. Danach sollen die Wasserstände erst mal abnehmen.

Voraussichtlich höhere Pegelstände am Freitag

Am Freitagvormittag sollen die Pegel laut BSH-Vorhersage vielerorts über die Sturmflutmarke steigen. Verbreitet werden etwas höhere Wasserstände erwartet als am Donnerstagabend. Betroffen sind dann voraussichtlich auch Cuxhaven, die Ostfriesischen Inseln Borkum und Norderney sowie Emden und Papenburg an der Ems. Ob dann die Marke einer schweren Sturmflut von 2,5 Metern über dem mittleren Hochwasser erreicht wird, war nach Angaben der BSH-Sprecherin aber nicht klar.

Laut Jung können sich am Freitag bei Temperaturen von fünf bis sechs Grad noch vereinzelt nasse Schneeflocken zwischen den Regen in der Hansestadt mischen, doch dann ist es mit dem Weiß endgültig vorbei.

Kein Durchkommen zur Strandperle: Am Mittwoch wurde es in Övelgönne schon richtig ungemütlich.
Kein Durchkommen zur Strandperle: Am Mittwoch wurde es in Övelgönne schon richtig ungemütlich. © dpa | Bodo Marks

Wetter Hamburg: Orkanartige Böen schon vor Weihnachten

An der deutschen Nord- und Ostseeküste wird es zwischen Donnerstag und Sonnabend noch schlimmer. Es werden schwere Sturm- bis orkanartige Böen mit Geschwindigkeiten von 90 bis 110 Stundenkilometern erwartet. Für die Nordseeküste, auch für die Insel Sylt, wurde sogar eine amtliche Unwetterwarnung verhängt.

Zahlreiche Nutzer der Warnapps Katwarn und Nina haben am Mittwochabend entsprechende Benachrichtigungen auf ihre Smartphones angezeigt bekommen. In der Nina-App heißt es beispielsweise: „Es können zum Beispiel Bäume entwurzelt und Dächer beschädigt werden. Achten Sie besonders auf herabstürzende Äste, Dachziegel oder Gegenstände.“

Der niedersächsische Sturmflutwarndienst hält am Freitag gar eine schwere Sturmflut für möglich. Vor diesem Hintergrund soll am Freitag beispielsweise der Fährverkehr von und zu der Ostfriesischen Insel Wangerooge komplett eingestellt werden.

Wetter Hamburg: Rekordwärme Heiligabend, Sturm am 1. Weihnachtstag

Zu Heiligabend am Sonntag rechnet Wetterexperte Jung in Hamburg mit extrem warmen Höchsttemperaturen von zehn Grad, dazu bleibt es regnerisch und windig in der Stadt. „Die Tiefstwerte werden bei maximal drei bis fünf Grad liegen, da gibt es keine Chance auf Schnee“, so der Meteorologe.

Bundesweit dürften die Temperaturen sogar bis auf frühlingshafte zwölf bis 13 Grad klettern. Damit liegt Weihnachten im Jahrestrend. Denn nach den jüngsten Zahlen von wetter.net war 2023 das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881! Mit einer mittleren Temperatur von 10,81 Grad in Deutschland liegt es mehr als zwei Zehntel über dem bisherigen Rekordjahr 2022.

Richtig stürmisch wird es am 1. Weihnachtstag mit Böen von 70 bis 80 Kilometern in der Stunde in der Hansestadt und erneuten orkanartigen Böen (bis 120 Kilometer pro Stunde) an der Nordsee. „Kleine Randtiefs können dabei noch für die eine oder andere stürmische Überraschung sorgen“, sagt Jung.

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Am 2. Feiertag sieht es dann kaum besser aus: sieben Grad, Wolken, Regen, nur etwas weniger Sturm soll es geben. „Weihnachten wird wohl vom Winde verweht“, meint der Experte.