Kiel (dpa/lno). Der Zugverkehr in Schleswig-Holstein läuft alles andere als rund. Nun will das Land für nicht erbrachte Leistungen der Deutschen Bahn nicht mehr zahlen.

Schleswig-Holstein erhöht wegen unpünktlicher und ausgefallener Züge den Druck auf die Deutsche Bahn. Ab Januar werde das Land über die bisherigen vertraglichen Maluszahlungen hinaus monatlich 550.000 Euro einbehalten, sagte Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) am Donnerstag in Kiel. „Diese Regelung gilt so lange, bis die DB Regio zuverlässig die vertraglich geforderte Platzkapazität für die Fahrgäste auf den Linien RE 7 und RE 70 im Einsatz hat und sich die Sauberkeit erkennbar verbessert hat.“

Die Pünktlichkeit auf den Strecken zwischen Flensburg und Hamburg sowie Kiel und Hamburg sei im Oktober und November auf teils unter 40 Prozent gefallen, wobei ausgefallene Züge in der Statistik nicht berücksichtigt werden. Die Deutsche-Bahn-Tochter DB Regio ist bundesweit für Regionalverkehre zuständig. Laut Madsen beliefen sich die vertraglichen Malusbeträge aufgrund fehlender Fahrzeuge im Netz schon im vergangenen Jahr auf rund 1,5 Millionen Euro.

Das einbehaltene Geld soll die Deutsche Bahn laut Madsen motivieren, die Probleme schnell zu lösen: „Was man jahrzehntelang vernachlässig, funktioniert irgendwann nicht mehr, und man muss sanieren.“ Das Problem werde sich daher auch nicht von heute auf morgen lösen - zum Ärger der Pendlerinnen und Pendler sowie der Reisenden insgesamt.

„Natürlich wollen die Fahrgäste von A nach B kommen“, betonte der Geschäftsführer der Nahverkehrsgesellschaft NAH.SH, Arne Beck. Derzeit gebe es aber keine vollständig verfügbare Infrastruktur - diese sei eher „museal“ und werde durch Baustellen zusätzlich eingeschränkt. Ziel müsse sein, Reisenden einen verlässlichen Fahrplan vorzulegen. Eine vorübergehende Lösung könne auch sein, dass weniger Züge fahren, diese dafür aber pünktlich.

Laut DB-Regio-Regionalleiter Torsten Reh hat die Bahn bereits eine Qualitätsoffensive aufgesetzt. So würden zusätzliche Doppelstockzüge eingesetzt, um eine vergleichbare Kapazität anbieten zu können.