Fehmarn. In unter drei Stunden von Hamburg nach Kopenhagen - für diese Zukunftsvision hat die Deutsche Bahn auf Fehmarn den Grundstein gelegt. Doch bis es soweit ist, muss beim Bau des Ostseetunnels noch vieles geschehen.
Mit dem Ausbau der Bahnstrecke zum geplanten Ostseetunnel zwischen Deutschland und Dänemark hat eines der größten Infrastrukturprojekte Nordeuropas offiziell begonnen. Am Donnerstag gaben Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU), die Staatssekretärin im Bundesverkehrsministerium, Susanne Henckel, der Infrastrukturvorstand der Deutschen Bahn, Berthold Huber, und Philippe Chantraine von der Europäischen Union auf der Ostseeinsel Fehmarn den Startschuss zum Bau der Schienenstrecke zwischen Puttgarden und Lübeck.
Als Teil der Festen Fehmarnbeltquerung soll die so genannten Hinterlandanbindung von 2029 an das Bahnnetz Schleswig-Holsteins an den im Bau befindlichen Tunnel zwischen Deutschland und Dänemark anschließen. Für Autos wird es außerdem eine vierspurige Autobahn in einer separaten Tunnelröhre geben.
Die Planungen im Einzelnen:
Was ist für die Bahnstrecke geplant?
Die rund 85 Kilometer lange Bahnstrecke soll Lübeck mit Puttgarden auf Fehmarn verbinden. Dort soll sie weiter in einen Tunnel führen, der die deutsche Ostseeinsel Fehmarn mit der dänischen Insel Lolland verbinden soll. Im Zuge der Hinterlandanbindung ist auch ein weiterer Tunnel für den Autoverkehr unter dem Fehmarnsund zwischen Fehmarn und dem Festland geplant.
Wie werden die Bauarbeiten ablaufen?
Von den 85 Kilometern werden 55 Kilometer nach Angaben der Deutschen Bahn komplett neu gebaut. Dafür müssen unter anderem 80 Brücken, sechs Haltepunkte und fünf Autobahnanschlüsse errichtet werden. Mehr als sechs Millionen Kubikmeter Erdreich sollen bewegt werden. Bereits im Vorfeld der Bauarbeiten gab es umfangreiche Maßnahmen zum Schutz von Tieren und Pflanzen.
Wie wird der Tunnel gebaut?
Für den Tunnel unter der Ostsee werden insgesamt 89 an Land gefertigte Betonelemente im Meeresboden versenkt. Die Bauarbeiten für den rund 18 Kilometer langen Ostseetunnel haben auf dänischer Seite bereits begonnen. Der Straßen- und Eisenbahntunnel soll voraussichtlich von 2029 an Fehmarn und Lolland verbinden. Er soll die Reisezeit zwischen Hamburg und Kopenhagen von bislang fünf Stunden auf künftig unter drei Stunden verkürzen.
Was soll die Verbindung kosten?
Die Hinterlandanbindung in Schleswig-Holstein - also die Anbindung an das Straßen- und Schienennetz - soll mindestens 3,5 Milliarden Euro kosten. Darin enthalten ist ein Risikopuffer von 1,1 Milliarden Euro. Der eigentliche Tunnel wird von Dänemark bezahlt. Dafür sind nach Angaben der Projektgesellschaft Femern A/S rund 7,1 Milliarden Euro vorgesehen. Dazu kommen noch die Kosten für einen neuen Tunnel zwischen Fehmarn und Schleswig-Holstein, der die 60 Jahre alte Fehmarnsundbrücke entlasten soll. Dafür gehe die Bahn nach ersten Schätzungen von Kosten von mehr als 700 Millionen Euro aus, sagte ein Bahnsprecher.
Gibt es auch Proteste gegen das Bauvorhaben?
Vor allem auf Fehmarn protestieren seit Jahren Gegner der festen Fehmarnbeltquerung gegen den Bau. Sie befürchten unter anderem ein Ausbleiben der Touristen, die auf der Tourismusinsel Fehmarn für viele die Haupteinnahmequelle sind. Zudem fürchten Natur- und Umweltschützer eine Verlagerung von Fischschwärmen durch die Querung. Außerdem werden die hohen Kosten des Gesamtprojektes kritisiert und der Nutzen bezweifelt.
Wie sieht es in Dänemark aus?
Dort gab es von Anfang an weniger Kritik an dem Bauvorhaben. Auf dänischer Seite seien die Arbeiten am Tunneleingang in vollem Gang und sollten 2024 abgeschlossen sein, sagte eine Sprecherin von Femern A/S. Seit Sommer bauten die Dänen bereits die ersten der jeweils 217 Meter lange Tunnelelemente, die aus jeweils neun Segmenten bestünden. Das erste Tunnelelement soll nach Angaben von Femern A/S im kommenden Jahr in einem zwölf Meter tiefen und 100 Meter breiten Graben am Boden der Ostsee versenkt und anschließend mit einer Schutzschicht Kies bedeckt werden.
Was erhoffen sich das Land und die Wirtschaft von dem Projekt?
Das Land und die Wirtschaft setzten große Hoffnungen auf die Fehmarnbeltquerung. Sie werde die letzte große Lücke im grenzüberschreitenden Verkehrsnetz Nordeuropas schließen, heißt es auf der Internetseite des Wirtschaftsministeriums. „Dadurch entsteht eine Fehmarnbeltregion, die über Landesgrenzen hinweg starkes Wirtschaftspotenzial hat und neue Chancen für die deutsch-dänische Zusammenarbeit bietet“, heißt es dort.