Hamburg. Die Stadt Hamburg will den Hafenlogistiker HHLA künftig gemeinsam mit der weltgrößten Containerreederei führen. Ein Angebot des Schweizer Unternehmens MSC für HHLA-Anteile liegt seit zwei Wochen vor. Nun haben HHLA-Vorstand und Aufsichtsrat dazu ihr Votum abgegeben.

Vorstand und Aufsichtsrats der städtischen Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) haben den Aktionären die Annahme des Übernahmeangebots durch die Schweizer Großreederei MSC empfohlen. Dazu sei eine Begründete Stellungnahme nach Wertpapiererwerbs- und Übernahmegesetz zu dem von MSC vor zwei Wochen unterbreiteten Angebot veröffentlicht worden, teilte der Hafenlogistiker am Montag mit.

MSC hatte in dem Angebot 16,75 Euro pro Aktie geboten. Nach erfolgreichem Abschluss der Transaktion soll die HHLA als Gemeinschaftsunternehmen geführt werden, an der die Stadt mindestens 50,1 Prozent und MSC maximal 49,9 Prozent halten.

„Als Vorstand haben wir in den vergangenen Wochen die für die HHLA und unsere Stakeholder relevanten Aspekte der Transaktion aktiv in intensiven Gesprächen mit der Stadt Hamburg und MSC adressiert und weitestgehend in einem verbindlichen Vorvertrag abgesichert“, sagte HHLA-Vorstandschefin Angela Titzrath. Dabei seien erweiterte Zusagen für die langfristige Entwicklung der HHLA erreicht worden.

So seien die Investitionsplanung der HHLA für die nächsten Jahre - mindestens 775 Millionen Euro im Zeitraum 2025 bis 2028 - bestätigt und eine zusätzliche Eigenkapitalzusage der beiden Großaktionäre von 450 Millionen Euro zugesagt worden. „Insbesondere die begonnene Modernisierung der HHLA-Containerterminals in Hamburg sowie die internationale Erweiterung des Intermodal-Netzwerks in den nächsten Jahren sind damit gesichert“, teilt die HHLA mit.

Die Erlöse, die die Stadt Hamburg aus dem Verkauf eines Teils ihrer Anteile an MSC erziele, würden unmittelbar in den Hafen fließen, teilten Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard und Finanzsenator Andreas Dressel (beide SPD) mit. „Ein so erhebliches Investment ist ohne starken Partner nicht zu stemmen: Dass die Mediterranean Shipping Company bereit ist, sich über den Kaufpreis hinaus im gleichen Anteil wie die Stadt an einer Eigenkapitalerhöhung zu beteiligen, zeigt das klare Bekenntnis zum Standort Hamburg.“

Neutralität und Unabhängigkeit des HHLA-Geschäftsmodells sollen nach Unternehmensangaben bewahrt werden. So sei die Gleichbehandlung aller Kunden weiter sichergestellt - insbesondere bei der zur HHLA gehörenden Bahngesellschaft Metrans. „Alle Kunden haben weiterhin gleichermaßen Zugang zu allen HHLA-Terminals und Dienstleistungen europaweit“, hieß es.

Außerdem sind der HHLA zufolge maßgebliche Zusagen für die Mitarbeiter erreicht worden. So würden etwa betriebsbedingte Kündigungen für mindestens fünf Jahre ausgeschlossen. „Auch für die Beschäftigten ist schwarz auf weiß festgehalten, dass die bestehende Mitbestimmung erhalten bleibt“, erklärten auch die Senatoren.

„Mit den hier erreichten Vereinbarungen sichern wir die Zukunftsfähigkeit der HHLA und ihres Geschäftsmodells“, betonte Rüdiger Grube, Vorsitzender des Aufsichtsrats der HHLA. Da auch der Angebotspreis nach entsprechender Prüfung als angemessen bewertet werde, „empfiehlt der Aufsichtsrat, wie auch der Vorstand der HHLA die Annahme des Angebots von MSC“.

Die Gewerkschaft Verdi lehnt den MSC-Einstieg weiterhin ab, begrüßte aber, dass es nun Vereinbarungen zur Absicherung der Beschäftigten gebe. Diese müssten nun jedoch per Tarifvertrag abgesichert werden, forderte die stellvertretende Verdi-Vorsitzende Christine Behle.

Der Konzernbetriebsrat der HHLA hatte sich bereits am vergangenen Freitag strikt gegen den MSC-Deal ausgesprochen. „Die Risiken überwiegen die Chancen bei Weitem, die HHLA und die Hamburger Hafenwirtschaft werden geschädigt, Arbeitsplätze und Arbeitsbedingungen massiv gefährdet“, hatte der KBR-Vorsitzende Christian Baranowski gewarnt.