Kiel (dpa/lno). Der Hamas-Terror gegen Israel bringt Juden und Muslime in Schleswig-Holstein an einen Tisch. Verbandsvertreter verurteilen gemeinsam den Angriff, trauern um die Opfer und treten für ein friedliches Miteinander ein.
Die Spitzen der Jüdischen Gemeinschaft und des Rates der Islamischen Gemeinden (Schura) in Schleswig-Holstein haben gemeinsam „ihr Entsetzen über den unmenschlichen und grausamen Angriff der Hamas“ auf Israel ausgedrückt. Sie hatten sich zu einem Gespräch über die Gewalteskalation im Nahen Osten getroffen. „Es war ein sehr gutes Gespräch und es war wichtig, dass es stattgefunden hat“, sagte Ex-Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Er hatte das Treffen vermittelt, das am Dienstag in der Synagoge in dem von vielen Muslimen bewohnten Kieler Stadtteil Gaarden stattgefunden hatte.
„Juden und Muslime in Schleswig-Holstein müssen sich entschlossen für Toleranz, Verständigung und gegenseitigen Respekt einsetzen“, heißt es in einer gemeinsamen Stellungnahme. Teilnehmer an dem Treffen waren der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinschaft, Igor Wolodarski, die Geschäftsführerin Viktoria Ladyshenski, der Schura-Vorsitzende Fatih Mutlu und Carstensen, der bis 2022 Landesbeauftragter für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus war. Die Jüdische Gemeinschaft ist mit rund 1000 Mitgliedern der größere von zwei jüdischen Landesverbänden in Schleswig-Holstein.
„Beide Seiten haben deutlich gemacht, welch furchtbares Leid der Terrorakt der Hamas in der gesamten Region verursacht hat“, heißt es in der gemeinsamen Stellungnahme. Es sei von entscheidender Bedeutung, dass auch Juden und Muslime als Gemeinschaft zusammenstehen, um solche Gräueltaten zu verurteilen und für ein respektvolles, friedliches Miteinander einzustehen. Jegliche Form von Antisemitismus oder antimuslimischem Rassismus sei zu verurteilen und habe keinen Platz in der Gesellschaft. „Die Gebete sind bei den Geiseln und den Opfern des Terrors, die in diesem Gebiet Leid ertragen müssen.“
Geschäftsführerin Ladyshenski zeigte sich für die Jüdische Gemeinschaft erfreut über das Gespräch mit dem Schura-Vorsitzenden. Die Atmosphäre sei sehr freundlich gewesen. Es sei wichtig, den Hamas-Terror klar zu verurteilen und keine Relativierungen zuzulassen. Menschen seien auf schreckliche Weise ermordet worden und dieses Geschehen dürfe nicht relativiert werden. „Darüber haben wir ganz offen gesprochen“, sagte Ladyshenski der dpa. „Terroristen muss man auch Terroristen nennen.“ Die Hamas müsse als terroristische Organisation vernichtet werden.
In der Jüdischen Gemeinschaft in Schleswig-Holstein sei die Trauer um die Gewaltopfer groß, sagte Ladyshenski. „Wir haben große Sorgen um unsere Liebsten und Menschen in Israel, die uns nahestehen.“ Die Jüdische Gemeinschaft wolle sich dem „psychologischen Terror“ nicht beugen, führe ihre Aktivitäten fort und organisiere noch mehr Gottesdienste, um zu beten und sich miteinander auszutauschen. Sie sei auch im Kontakt mit der Polizei und vertraue ihr bei ihrem Schutz.
Für die Schura sei es wichtig, Solidarität zu zeigen, sagte der Vorsitzende Mutlu der dpa. „Wir haben uns sofort von dem Terroranschlag gegen Israel und von der Hamas distanziert.“ Das Existenzrecht Israels sei selbstverständlich, sagte Mutlu. „Es war mir sehr wichtig, Solidarität zu zeigen“, sagte er im Hinblick auf das Gespräch mit der Jüdischen Gemeinschaft. Frustration und Ängste dort seien sehr groß.“ Er habe in dem Gespräch auch deutlich gemacht: „Wer Anschläge auf Zivilisten bejubeln kann, muss behandelt werden“, sagte Mutlu. Die Menschen im Gazastreifen bräuchten neue Perspektiven, die Konflikte müssten ein Ende haben und Frieden einkehren.