Hamburg (dpa/lno). Die Unterkünfte für Geflüchtete in Hamburg platzen aus allen Nähten. Die Stadt weiß kaum mehr, wohin mit den asylsuchenden Menschen. Deshalb ist nun auch eine der Hamburger Messehallen wieder für Alleinreisende und Familien hergerichtet worden. Auf Zeit.
Die ersten Betten in der vorübergehenden Unterkunft für Geflüchtete in einer Hamburger Messehalle sind belegt. „Der Aufbau ist planmäßig am Wochenende erfolgt, so dass die ersten geflüchteten Menschen heute in den Messehallen untergebracht werden konnten“, sagte eine Sprecherin der Sozialbehörde am Montag in Hamburg. Wie viele Männer, Frauen und Kinder am ersten Tag in die Halle gekommen waren, konnte sie nicht sagen. Diese Daten würden aufgrund der dynamischen Lage nicht erhoben.
Die vorübergehend für Flüchtlinge genutzte Messehalle ist Behördenangaben zufolge eine von 245 Unterkünften für asylsuchende Alleinreisende und Familien in Hamburg. In der Halle sollen bis Ende Januar rund 470 Menschen untergebracht werden können. Damit soll vor allem das Ankunftszentrum der Stadt entlastet werden. Bereits 2015 war eine Messehalle als Not-Erstaufnahme genutzt worden, 2022 wurden dort Menschen aus der Ukraine untergebracht.
Im vergangenen Jahr hatten sich fast 54 000 Menschen aus der Ukraine sowie Asyl- und Schutzsuchende aus anderen Ländern in Hamburg registrieren lassen. Bis August 2023 waren es bislang etwa 17 000 Menschen. Bis März, April dieses Jahres waren den Angaben zufolge vor allem Geflüchtete aus der Ukraine in Hamburg angekommen. Mittlerweile wird der Anteil der Menschen aus Afghanistan, Syrien und dem Iran sowie dem Nahen Osten wieder höher.
Trotz der im Vergleich zu 2022 geringeren Zahlen hat die Stadt enorme Schwierigkeiten, ausreichend Unterkünfte für die Ankommenden zur Verfügung zu stellen. Der Sozialsenatorin Melanie Schlotzhauer (SPD) zufolge sind die Kapazitäten zu 97 Prozent ausgelastet. „Wir sind am Limit dessen, was gute Integration in Hamburg möglich macht“, sagte sie.
Unterdessen ist auch die Finanzierung der Unterbringung für die Geflüchteten in der politischen Diskussion. Hamburgs Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) hatte erst in der vergangenen Woche vom Bund mehr Geld für Integration verlangt. Die Ampel-Koalition in Berlin müsse verstehen, dass alles andere Gift für den gesellschaftlichen Zusammenhalt wäre. „Ärmere Länder und Kommunen müssten woanders kürzen, um die Flüchtlingsaufnahme zu bezahlen - das kann der Bund nicht wollen!“
Der Haushaltsausschuss der Hamburgischen Bürgerschaft hat Dressel zufolge vor wenigen Tagen knapp 213 Millionen Euro für die Aufnahme von Flüchtlingen bereitgestellt - nachdem zuvor bereits knapp 120 Millionen Euro zusätzlich aufgebracht worden seien. Es habe dafür nicht an anderer Stelle gekürzt werden müssen. Dennoch sei in den kommenden Jahren Geld vom Bund nötig, um das weiterhin leisten zu können.