Kopenhagen. Die „Laura Maersk“ ist das erste Containerschiff der Welt, das mit grünem Methanol betrieben werden kann. Kann sie damit zum Flaggschiff einer emissionsärmeren Schifffahrt werden? Der Weg bleibt weit.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und der dänische Reedereiriese Maersk haben das erste methanolfähige Containerschiff der Welt getauft und damit der Zukunft einer klimafreundlicheren Schifffahrt einen Namen gegeben. „Laura Maersk“ heißt das Schiff, das von der Leyen am Donnerstag bei einer Zeremonie im Hafen von Kopenhagen mit zuversichtlichen Worten und einer Champagnerflasche taufte. „Mögen deine Reisen reibungslos verlaufen und deine Aufgaben erfolgreich sein, während du die Gewässer der Welt befährst“, gab sie dem Schiff mit auf den Weg.

Dabei betonte die Taufpatin die Bedeutung einer emissionsärmeren Schifffahrt im Kampf gegen die Klimakrise. „Dieses Ereignis ist ein big deal - nicht nur für Europa, sondern für die ganze Welt“, sagte von der Leyen. „Dieses Schiff und dieser Augenblick verkörpern Europas Entscheidung, Pionierarbeit im Kampf gegen den Klimawandel zu leisten.“ Maersk-Chef Vincent Clerc sprach von einem Meilenstein für die Schifffahrt.

Drei Prozent aller Treibhausgase

Bis zu einer klimafreundlichen Schifffahrt ist es allerdings noch weit. Heute ist die Schifffahrt für rund drei Prozent des weltweiten Treibhausgasausstoßes verantwortlich - mehr als ganz Deutschland. Zugleich bildet sie das Rückgrat des Welthandels: Rund 90 Prozent der Warenströme werden per Schiff abgewickelt. Das Problem: Die oft riesigen Containerschiffe fahren meist mit Schweröl oder Marinediesel, einige auch mit Flüssiggas - all das sind fossile Brennträger, bei deren Einsatz Kohlendioxid frei wird.

In der Branche findet seit längerem ein Umdenken statt. Die Mitglieder der Weltschifffahrtsorganisation IMO hatten sich im Juli nach langen Beratungen darauf geeinigt, ihre Emissionen bis 2050 oder kurz danach auf null zu verringern. Zwischenziele für 2030 und 2040 sollen den Weg dafür bereiten.

Grüne Treibstoffe sind knapp

Gelingen soll die Klimawende der Schifffahrt unter anderem mit grünem Methanol und langfristig möglicherweise auch Ammoniak. Noch sind solche Treibstoffe knapp. Die Produktion von grünem Methanol fordert große Mengen an Strom aus erneuerbaren Energien. Der Ausbau grüner Brennstoffe sei bei der Abkehr von fossilen Energieträgern die nächste große Herausforderung, betonte der Aufsichtsratsvorsitzende von Maersk, Robert Uggla. Bis 2030 brauche Maersk allein schätzungsweise fünf Millionen Tonnen davon - heute liege die globale Produktion von grünem Methanol bei weniger als 100.000 Tonnen.

Die 172 Meter lange „Laura Maersk“, die in der Ostsee zum Einsatz kommen wird, soll ein Signal in die Branche senden, dass grünes Methanol in großen Mengen benötigt wird. Maersk hofft auf eine Schifffahrtsrevolution, was sich auch in der Namensfindung niederschlug: Der Kapitän Peter Maersk Møller kaufte 1886 sein erstes Dampfschiff und gab ihm den Namen „Laura“. Damals wurde die Schifffahrt im Zuge der zweiten Phase der industriellen Revolution mit Dampfmaschinen grundlegend verändert.

Die 2021 bei einer Werft in Südkorea in Auftrag gegebene „Laura Maersk“ sieht Uggla als Wegweiser für die gesamte Branche: Heute würden mehr als 170 Schiffe gebaut oder nachgerüstet, um mit grünem Methanol fahren zu können, darunter nicht nur Frachter, sondern etwa auch Kreuzfahrtschiffe, Tanker und Fähren.

Vorreiter Dänemark

„Hoffentlich ist dies der Beginn einer grünen Revolution unserer globalen Lieferketten“, sagte Uggla. Es gehe nicht mehr vorrangig darum, wie man neue Technologien entwickele, sondern die Umsetzung bestehender Lösungen zu beschleunigen. Verglichen mit den Ozeanriesen sei die „Laura Maersk“ zwar klein - ihre Bedeutung gehe jedoch weit über ihre physischen Dimensionen hinaus, sagte Uggla.

Dänemark sieht sich als Klimavorreiter, etwa beim Ausbau der Windenergie und bei der Klimadiplomatie, mit der auch andere Länder zu mehr Klimaschutz angespornt werden sollen. Maersk als eines der größten Unternehmen des Landes und als einer der beiden Riesen unter den Reedereien neben MSC will dem in nichts nachstehen: Bis 2040 will der Konzern Netto-Null-Emissionen erreichen. Die gesamte Flotte soll nach und nach auf den Betrieb mit grünen Brennstoffen umgestellt werden, um so erheblich CO2 einzusparen. Neben der „Laura“ hat Maersk 24 weitere methanolfähige Containerschiffe in Auftrag gegeben, die zwischen 2024 und 2027 geliefert werden sollen.