Hamburg (dpa/lno). Erst vergewaltigte er eine junge Frau, wenige später griff er eine 74-Jährige an: Nun muss ein 28-Jähriger unbefristet in ein psychiatrisches Krankenhaus. Er sei schuldunfähig und habe bizarres Verhalten gezeigt - urteilten die Richter.
Nach zwei sexuellen Überfällen auf Frauen in Hamburg wird ein 28-Jähriger unbefristet in einer Psychiatrie untergebracht. Der Mann sei schuldunfähig, urteilte das Landgericht Hamburg am Donnerstag nach Angaben eines Sprechers. Er habe eine Schizophrenie-Erkrankung, wahrscheinlich ausgelöst durch Cannabis- und Alkoholkonsum. Es bestehe Wiederholungsgefahr, wenn der Mann nicht behandelt werde. Das Urteil, das der Forderung von Anklage und Verteidigung entsprach, ist noch nicht rechtskräftig.
Die Staatsanwaltschaft hatte dem Angeklagten Vergewaltigung, sexuellen Übergriff und gefährliche Körperverletzung in zwei Fällen vorgeworfen. Zum Prozessauftakt am 30. Mai hatte der 28-Jährige die Vorwürfe über seinen Verteidiger eingeräumt. Beide Opfer hatten im Prozess ausgesagt.
Nach Überzeugung des Gerichtes folgte der Mann am Abend des 1. Januar 2023 einer 20-Jährigen von der S-Bahnstation Reeperbahn aus. Das Au-pair-Mädchen war auf dem Rückweg zu seiner Gastfamilie, wie der Gerichtssprecher berichtete. Laut Urteil überfiel der Angeklagte die junge Frau auf einem Schotterweg im Stadtteil Neuland. Als sie sich gewehrt habe, habe er sie schwer misshandelt und vergewaltigt. Sie habe versucht, zu fliehen, doch der 28-Jährige habe sie eingeholt, weiter geschlagen und gedroht, sie umzubringen. Nach der Tat zeigte der Angeklagte nach Angaben des Gerichtssprechers „bizarres Verhalten“. Er habe sein Opfer nach Hause begleitet, zum Rufen der Polizei geraten und erklärt, sie müssten nun heiraten.
Nur vier Tage später überfiel der Angeklagte eine 74-Jährige in ihrer Wohnung im Stadtteil Barmbek-Süd. Er habe am späten Nachmittag an ihrer Tür geklingelt, berichtete der Gerichtssprecher. Als die Frau öffnete, habe er sie am Hals gepackt und zu Boden gedrückt. Er schlug ihr nach Überzeugung der Richter ins Gesicht und nahm sexuelle Handlungen an ihr vor. Als Nachbarn auf die Schreie der 74-Jährigen aufmerksam geworden seien, sei der Angeklagte auf den Dachboden geflüchtet.
Der Mann hatte laut Gericht drei Vorstrafen. Zum Zeitpunkt der Taten stand der 28-Jährige unter Bewährung. Das Amtsgericht Lüneburg hatte ihn Ende Mai 2020 wegen schwerer Brandstiftung zu einem Jahr und zwei Monaten Haft auf Bewährung verurteilt.