Hamburg (dpa/lno). Im Hamburger Tierheim Süderstraße bringt die Stadt gefundene oder sichergestellte Tiere unter und zahlt dafür - aber nicht genug, meint der Tierschutzverein. Er hat einen Aufnahmestopp für Hunde und Katzen erklärt und ruft zu einer Demonstration vor dem Rathaus auf.
Nach dem Aufnahmestopp für Hunde und Katzen im Hamburger Tierheim Süderstraße dringt die Verbraucherschutzbehörde auf eine schnelle Rückgabe untergebrachter Hunde an ihre Halter. Dabei gehe es zum Beispiel um Tiere, die wegen fehlender Gesundheits- oder Impfnachweise im Reiseverkehr sichergestellt worden seien und eine Zeit in Isolation verbringen müssten, erklärte eine Sprecherin der Behörde. „Wir hoffen, dass damit sehr zeitnah eine Entspannung der Situation eintritt.“
Gefährliche Hunde dürften dagegen nur an ihre Besitzer zurückgegeben werden, wenn die Voraussetzungen des Hundegesetzes erfüllt seien. Für vier gefährliche Hunderassen gilt in Hamburg ein grundsätzliches Haltungsverbot. American Pit Bull Terrier, American Staffordshire Terrier, Staffordshire Bullterrier und Bullterrier können also nur in Ausnahmefällen an ihre Halter zurückgegeben werden. Bei elf weiteren Rassen gehen die Behörden von einer Gefährlichkeit aus, sofern die Besitzer nicht das Gegenteil nachweisen können.
Im Tierheim Süderstraße sind nach Angaben des Tierschutzvereins zurzeit 160 Hunde und 215 Katzen sowie 502 Kleintiere (Stichtag 8. August) untergebracht. Aus Kapazitätsgründen verhängte der Verein kürzlich einen Aufnahmestopp für Hunde und Katzen. „Wir sind voll - kein Platz“, hatte Vereinssprecher Sven Fraaß am Dienstag nach einem entsprechenden Facebook-Posting bestätigt.
Das Tierheim nimmt nach Angaben des Vereins jährlich etwa 10.000 Tiere auf, darunter mehr als 1000 Hunde, etwa 2000 Katzen sowie zahlreiche Kleintiere, Vögel, Reptilien und Exoten. Die Kosten für die Aufnahme von Fund-, Verwahr- und Isolationstieren übernimmt die Stadt. Im vergangenen Jahr belief sich die Summe auf 2,1 Millionen Euro. Der Tierschutzverein strebt eine Erhöhung der Entgelte an. Die Bürgerschaft will nach Angaben des Senats im Herbst darüber beraten.
„Wer Aufgaben für die Stadt wahrnimmt, der muss dafür auch entsprechend finanziert werden“, erklärte der Bund der Steuerzahler Hamburg. Dass die Stadt die Verantwortung für herrenlose Tiere übernehme, sei unstrittig. Allerdings stelle sich die Frage, ob Tierhalter in Regress genommen werden könnten. „Es kann nicht sein, dass die Steuerzahler:innen die Verantwortungslosigkeit einiger Mitmenschen finanzieren“, sagte die Landesvorsitzende des Steuerzahler-Bundes, Petra Ackmann. Sie forderte zudem mehr Transparenz bei der Finanzierung.
Wegen des Aufnahmestopps an der Süderstraße prüft die Verbraucherschutzbehörde aktuell andere Unterbringungsmöglichkeiten. Wie der Senat im Juli auf eine Kleine Anfrage der CDU-Bürgerschaftsfraktion mitteilte, wurden bis Ende Mai bereits 37 Tiere in eine Einrichtung in Neu Wulmstorf bei Hamburg gebracht. Zum Vergleich: Im Tierheim Süderstraße lieferte die Stadt im ersten Quartal 384 Tiere ab. 23 davon waren gefährliche Hunde. Am Stichtag 31. März lebten 797 Tiere auf Kosten der Stadt in dem Tierheim, darunter 64 gefährliche und damit kaum vermittelbare Hunde.
Tierschützer wollen am Freitag (11.00 Uhr) für eine bessere Unterstützung der Tierheime vor dem Rathaus demonstrieren. Der Deutsche Tierschutzbund unterstützt die Aktion, zu der laut Polizei 60 Menschen erwartet werden. Die Tierheime in Deutschland seien überfüllt mit Tieren, die Menschen unüberlegt angeschafft hätten und wieder loswerden wollten, erklärte der Tierschutzbund. Die bundesweit rund 740 Mitgliedsvereine betreiben nach Angaben der Vereinigung 550 Tierheime und Auffangstationen.