Hamburg (dpa/lno). Hamburg bekommt ein 38. Naturschutzgebiet. Doch die Freude der Naturschützer über die Sicherung eines kleinen „Urwalds“ im Hafengebiet ist getrübt, weil andere Naturflächen im Gegenzug zur Nutzung freigegeben werden.

Ein inzwischen mit Röhrichten, Laub- und Auwäldern bewachsenes ehemaliges Spülfeld im Hafengebiet von Altenwerder soll Hamburgs 38. Naturschutzgebiet werden. Im Gegenzug sollen an das Containerterminal Altenwerder grenzende Flächen für eine hafenlogistische Nutzung freigegeben werden, teilten Umwelt- und Wirtschaftsbehörde am Montag mit. Laut einem Senatsbeschluss vom Juni werde der Vollhöfner Wald mit seinen 74 Hektar als Naturschutzgebiet ausgewiesen, um den Wegfall der für die Hafennutzung vorgesehenen Fläche in entsprechender Größe zu kompensieren. Zuerst hatte das „Hamburger Abendblatt“ darüber berichtet.

Die Ausweisung des Vollhöfner Walds als Naturschutzgebiet sei ein zentrales Versprechen des rot-grünen Koalitionsvertrages, sagte Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne). „Dieser Entschluss beendet ein langes Ringen um diesen einzigartigen kleinen Urwald, der nun auch in Zukunft Heimat vieler bedrohter Tier- und Pflanzenarten bleiben wird.“ Das Gebiet soll künftig zudem als Standort von mehreren Windkraftanlagen genutzt werden - ebenso wie die neu als Hafengebiet ausgewiesene Fläche in Altenwerder.

„Mit der Vereinbarung zum Flächentausch sichern wir eine hafennahe Fläche für die Umwelt und sichern zugleich, dass insgesamt die für den Hafen erforderliche Fläche erhalten bleibt“, sagte Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard (SPD). „Außerdem können wir Standorte nutzen, um auf Hamburger Stadtgebiet erneuerbare Energie zu erzeugen.“ Damit würden gleich drei Ziele auf einmal erreicht.

Kritik kam von den Naturschutzorganisationen: „Dass der „Völli“ gerettet und aus dem Hafengebiet entlassen wird, ist eigentlich ein großer Erfolg für die Umweltbewegung“, sagte die Vorsitzende des BUND Hamburg, Sabine Sommer. „Doch unsere Freude ist gleich doppelt getrübt. Zum einen, weil der Schutz mit der Versiegelung der verbliebenen Naturflächen in Altenwerder einhergeht. Und zweitens, weil der Bau von Windkraftanlagen am Völli einen massiven Eingriff in ein Naturschutzgebiet bedeutet.“

Auch angesichts geänderter wirtschaftlicher Rahmenbedingungen müsse die Flächenentwicklung im Hafen so angepasst werden, „dass die wenigen Naturflächen im Hafen überhaupt nicht mehr in Anspruch genommen werden müssen“, sagte der Hamburger Nabu-Vorsitzende Malte Siegert. „Heute braucht der Hamburger Hafen eine völlig andere Flächenentwicklung und dazu passende Infrastrukturvorhaben - klügere, innovativere, sparsamere, angemessenere - um den Hafen fit für die Zukunft zu machen, Ressourcenverschwendung zu beenden und im Rahmen der gesetzlichen Klimaschutzvorgaben zu bleiben.“