Hamburg (dpa/lno). Bislang lautete die Frage: Neue Brücke oder neuer Tunnel? Die knapp 50 Jahre alte Hamburger Köhlbrandbrücke einfach zu erhalten, hatte eigentlich niemand mehr so recht auf dem Zettel. Doch jetzt wird auch diese Möglichkeit wieder diskutiert.
Hamburgs Umweltsenator Jens Kerstan hat sich dafür ausgesprochen, einen möglichen Erhalt der in die Jahre gekommenen Köhlbrandbrücke erneut zu prüfen - als erstes Mitglied des rot-grünen Senats. Wenn ein 15 Jahre altes Gutachten der Hafenbehörde, über das die „Zeit“ jüngst berichtet hatte, dies als möglich erachtet habe, „sollte man durchaus noch einmal prüfen, ob ein Erhalt der Köhlbrandbrücke nicht doch möglich ist“, sagte der Grünen-Politiker dem „Hamburger Abendblatt“ (Montag). „Das ist jedenfalls meine Privatmeinung.“
So ein Wahrzeichen sollte man nicht einfach abreißen. „New York und San Francisco reißen Brooklyn Bridge und Golden Gate Bridge ja auch nicht ab, weil sie zu alt sind“, sagte Kerstan. Außerdem seien der Abriss sowie Neubau einer Brücke oder eines Tunnels extrem teuer. Auch deshalb müsse man in Zeiten knapper Kassen noch einmal über den Erhalt der Brücke nachdenken.
Angesichts der Äußerungen Kerstans sprach sich der Vorsitzende und verkehrspolitische Sprecher der AfD-Fraktion, Dirk Nockemann, für eine Tunnellösung aus. Im Vordergrund müssten die Belange des Hafens stehen. „Auch die großen Containerschiffe von heute und morgen müssen den Hafen ungehindert erreichen können. Ein Tunnel ist hier die beste Lösung“, sagte er.
Die Köhlbrandbrücke verbindet seit 1974 die westlichen Hafenbereiche mit denen auf der Elbinsel Wilhelmsburg. Zugleich ist sie Anbindung des Hafens an die Autobahnen nach Flensburg, Kiel, Hannover und Bremen. Mit einer Durchfahrtshöhe von gut 50 Metern dürfte die Brücke künftigen Anforderungen nicht mehr entsprechen; deshalb sollte sie nach bisherigen Planungen 2036 ersetzt werden.
Der Senat ging bislang von einer Tunnellösung als Ersatz aus. Aktuell werden die Planungen jedoch noch einmal überarbeitet. Grund war ein erheblicher Preisanstieg bei der Tunnelvariante, auf die man sich bereits festgelegt hatte - wegen zunächst nicht bekannter Schwierigkeiten mit dem Untergrund, durch den der Tunnel führen soll.
Im Mai hatte die Wirtschaftsbehörde die Kosten mit 5,31 Milliarden Euro angegeben und zugleich angekündigt, nach jahrelanger Bevorzugung des Tunnelprojekts wieder den Bau einer neuen Brücke prüfen zu wollen.
Zugleich sprach sich Kerstan gegen den Bau der A26 Ost aus, der im rot-grünen Koalitionsvertrag vereinbart ist. Die neue Autobahn sei nicht mehr zu rechtfertigen, sagte er. „Man darf nicht extrem teure klima- und umweltschädliche Infrastrukturen für Hafen und Verkehre bauen, die man vielleicht in dieser Form gar nicht mehr brauchen wird.“