Hamburg. Das Sturmtief „Zacharias“ wirbelte am Montag den Norden durch. Die Hamburger Feuerwehr war bis in die Nacht im Einsatz.
Am Dienstagmorgen war nichts mehr von Sturmtief „Zacharias“ zu spüren. Sonne, ein paar Wolken, leichter Wind. Ein ganz normaler Morgen in Hamburg. Insgesamt kam die Hansestadt glimpflich davon, wie die Feuerwehr auf Abendblatt-Anfrage mitteilte. „Es gab 72 wetterbedingte Einsätze. 68 davon waren Bäume oder Werbetafeln, die umzustürzen drohten oder umgestürzt sind. Vier Einsätze waren vollgelaufene Keller“, erklärte ein Feuerwehrsprecher.
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte wegen des Sturmtiefs „Zacharias“ bis in die Nacht zum Dienstag eine Sturmwarnung für Schleswig-Holstein und Hamburg herausgegeben. Besonders betroffen seien der Ost- und Westküstenbereich Schleswig-Holsteins, sagte Michael Knobelsdorf vom DWD.
Demnach war verbreitet mit stürmischen Böen oder Sturmböen aus Nordwest zwischen 60 und 80 Kilometern pro Stunde zu rechnen. Auf Fehmarn und den Nordfriesischen Inseln könnten schwere Sturmböen mit bis zu 100 Kilometern pro Stunde vorkommen. In Hamburg überspülte eine Sturmflut am späten Montagabend den Fischmarkt.
Wetter Hamburg: Sturmflut überspült den Fischmarkt
Nach Angaben des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) stieg das Wasser der Elbe bis gegen 21.44 Uhr auf rund 1,5 Meter über das mittlere Hochwasser und schwappte damit über die Kaikanten am Fischmarkt.
Bereits am Nachmittag hatte die Polizei dazu geraten, das betroffene Gebiet zu meiden und vor allem tiefer gelegene Gebiete zu verlassen, insbesondere in Elbnähe, sowie der HafenCity und im Hafen. Fahrzeuge sollten in höher gelegene Gebiete gebracht werden. Das Lagezentrum der Polizei schickte am Abend eine Entwarnung.
Wetter: In Hamburg stürzt ein Baum auf ein Reihenhaus
Schon am Mittag wurde in Hamburg infolge einer Sturmböe der Stamm einer 20 Meter hohen Linde im Wurzelbereich gespalten. Wie die Feuerwehr mitteilte, stürzte der Baum mit einem Stammdurchmesser von 1,5 Metern daraufhin auf die Giebelseite eines Reihenhauses an der Straße Beim Schillingstift in Iserbrook. Dadurch wurden die Giebelwand und das Dach des Hauses beschädigt.
Der Baum blieb im First liegen und rutschte später weiter ab. Um den Baum abzutragen waren 20 Feuerwehrleute der Freiwilligen Feuerwehr Eppendorf und der Feuerwache Osdorf mit Spezialausrüstung und einer Drehleiter im Einsatz.
Auch an der Friedrichsberger Straße in Barmbek riss gegen 13.30 Uhr wegen einer Windböe der Stamm eines 15 Meter hohen Baumes. Daraufhin drohte er auf ein Café zu fallen. Da die Baumkrone von der Straße nicht erreichbar war und sich über dem Dach des Cafés befand, gestaltete sich die Beseitigung laut der Hamburger Feuerwehr aufwendig. Dafür mussten ein Kran und die Höhenretter angefordert werden. Dann wurde der betroffene Baumteil vom Kran gesichert und abgetragen. Insgesamt waren 20 Einsatzkräfte mehr als drei Stunden im Einsatz.
Der Sturm hat am Montag in Hamburg schon für viele Einsätze gesorgt. Seit 11 Uhr sei die Feuerwehr zu 47 sturmbedingten Einsätzen ausgerückt, sagte ein Sprecher um 17.30 Uhr. Dabei habe es sich um umgestürzte Bäume und herabgefallene Äste gehandelt.
Sturm im Norden: Kitesurf-Veranstaltung in St. Peter-Ording auf der Kippe
An der Nordseeküste könnte es laut den Vorhersagen des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) eine Sturmflut geben. Diese beginnt an der Nordsee ab einem Wasserstand, der mehr als 1,5 Meter über dem mittlerem Hochwasser liegt. Unter anderem für Husum, Büsum sind für Montagabend Wasserstände zwischen 1 und 1,5 Metern vorhergesagt.
Die Veranstaltung Multivan Kitesurf Masters in St. Peter-Ording könnte aufgrund des Sturmtiefs womöglich abgesagt werden. Die Veranstaltung soll eigentlich ab kommendem Mittwoch bis zum Sonntag stattfinden. Doch wegen des Sturms und des Hochwassers stehe das Sportevent auf der Kippe, teilte der Veranstalter Choppy Water GmbH am Montag mit. „Bereits seit gestern sind wir im Krisenmodus und sichern die Zelte und Infrastruktur. Teilweise wurde sogar wieder zurückgebaut, um die Standsicherheit zu gewährleisten“, sagte Geschäftsführer Matthias Regber.
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In der kommenden Nacht werde sich zeigen, ob die Veranstaltung stattfinden könne. Bei den Multivan Kitesurf Masters wird der Titel des „Deutschen Meisters“ vergeben. Bis Sonntag würden zehntausende Besucher erwartet, hieß es.
Wetter: Ostseeküste stärker von dem Sturm betroffen
Dass es zu dieser Jahreszeit zu Sturmtief „Zacharias“ komme, sei extrem ungewöhnlich, sagte Knobelsdorf: „So einen Sturm erwarten wir im Herbst und nicht im Hochsommer.“ Das Sturmtief sei durch den Zusammenschluss von zwei Tiefdruckgebieten entstanden, die von Großbritannien und Italien in Richtung Polen gezogen seien.
Das Hauptwindfeld befinde sich über der südlichen Ostsee, erklärte Knobelsdorf, weshalb die Ostseeküste insgesamt stärker von dem Sturm betroffen sei. „Bürger sollten die Wetterwarnungen weiter beobachten. Insbesondere herabfallende Äste können gefährlich werden, von einem Waldspaziergang würde ich daher abraten“, sagte Knobelsdorf.
Wetter: Bahn rechnet mit Einschränkungen des Zugverkehrs im Norden
Bahnreisende müssen sich am Montag in Schleswig-Holstein wegen des Sturmtiefs auf erhebliche Beeinträchtigungen des Zugverkehrs einstellen. Wie die Deutsche Bahn auf Twitter mitteilte, könne es aufgrund des Unwetters noch bis Dienstag zu Beeinträchtigungen kommen.
Da der Boden wegen des anhaltenden Regens sehr aufgeweicht sei, müsse damit gerechnet werden, dass in Gleisnähe Bäume umstürzen könnten, sagte eine Bahnsprecherin der Deutschen Presse-Agentur. Reisenden wird empfohlen, sich vor Fahrtantritt im Internet über ihre Verbindung zu informieren.
Auch die Reedereien haben wegen des stürmischen Wetters ihre Fahrpläne zu den Inseln und Halligen in Nordfriesland geändert. Auf der Hallig-Linie der Wyker Dampfschiffsreederei (W.D.R.) fielen Verbindungen am Montagnachmittag aus. Zuvor hatte es deshalb Zusatzverbindungen gegeben. Weitere Abfahrten am Abend und Dienstagmorgen wurden abgesagt. Die Neue Pellwormer Dampfschiffahrts GmbH verlegte die letzten Abfahrten am Montag um rund zwei Stunden vor.
Sturm im Norden: Fährverbindungen zu den Inseln Hiddensee und Rügen eingestellt
Vermutlich verursacht durch eine heftige Windböe ist in dem Windpark südlich von Gnoien ein Windrad zerstört worden. Beamte sperrten das Gebiet ab, Verletzte habe es nicht gegeben, hieß es. Die anderen fünf Turbinen in dem Windpark seien vorsorglich angehalten worden.
Wegen des Unwetters sind in Mecklenburg-Vorpommern Fährverbindungen zu den Inseln Hiddensee und Rügen eingestellt worden. Zur Insel Hiddensee sei der gesamte Fährverkehr für Montag und Dienstagvormittag betroffen. Es finde auch kein Wassertaxi-Verkehr statt, teilte die Reederei Hiddensee mit. „Wir bitten alle Urlauber, die Montag oder Dienstag an- oder abreisen wollten, Ihren An- oder Abreisetag auf Mittwoch zu verlegen.
Der Verkehr auf und nach Rügen ist ebenfalls vom Unwetter in Mitleidenschaft gezogen: Bis Dienstagvormittag werden die Wittower Fähre im Norden Rügens und die Rügen-Fähre zwischen Glewitz und Stahlbrode sowie alle Fahrten mit dem Fahrgastschiff „Altefähr“ auf der Linie Stralsund-Altefähr und zurück eingestellt, wie die Weiße Flotte mitteilte. Auch die Robbenfahrten und der Fahrgastverkehr zwischen Sellin, Baabe, Gager, Thiessow und Lauterbach fallen wetterbedingt erstmal aus.
Die von Rostock aus verkehrende Fährreederei TT-Linie warnte, dass es wegen der schlechten Wetterbedingungen in Trelleborg/Schweden am Montag zu Stornierungen und Fahrplanänderungen für Abfahrten ab Travemünde, Rostock und Trelleborg kommen könnte. Betroffene Kunden würden von TT-Line informiert.