Hamburg/Stuttgart (dpa/lno). Ein Hamburger Unternehmen führt bei den Risiko-Finanzierungen für Start-ups die deutsche Topliga an. Für Experten ist das ein Beleg dafür, dass die Rolle von Berlin als Hotspot für kapitalhungrige junge Unternehmen künftig nicht mehr ganz so dominant sein könnte.
Start-ups in Hamburg haben im laufenden Jahr wie fast überall in Deutschland deutlich weniger Geld erhalten. Im Zeitraum Januar bis Juni pumpten Investoren insgesamt 281 Millionen Euro an Risikokapital in junge Firmen in der Hansestadt, rund ein Drittel weniger als im ersten Halbjahr 2022. Das geht aus dem jüngsten Start-up-Barometer der Beratungsgesellschaft EY hervor. Die Zahl der Finanzierungsrunden reduzierte sich demnach auf 27, nach 38 ein Jahr zuvor.
Der weitaus größte Teil des in Hamburger Start-ups investierten Risikokapitals entfiel laut EY im ersten Halbjahr 2023 mit 215 Millionen Euro auf das junge Unternehmen 1Komma5Grad. Die Firma arbeitet laut Eigendarstellung an einer zentralen Plattform für Deutschland, „die allen einen leichten Zugang zu besseren, günstigeren Installations- und Service-Leistungen für Klimatechnologien ermöglicht“. Zusammen mit dem Berliner Solarenergie-Start-up Enpal liegt 1Komma5Grad damit bundesweit an der Spitze der Finanzierungsrunden.
Im Bundesländervergleich bleibt Berlin mit 47 Prozent der bundesweit investierten Summe an der Spitze, Hamburg liegt mit einem Anteil von gut 9 Prozent mit großem Abstand hinter Bayern auf Platz drei. „Berlin ist Hotspot des deutschen Start-up-Ökosystems - aber der Vorsprung schmilzt“, stellen die EY-Analysten fest. Jungunternehmen könnten zusehends auch in anderen deutschen Großstädten und Regionen punkten. „Dass einer der beiden Top-Deals in Höhe von 215 Millionen Euro bei einem Hamburger Start-up investiert wurde, zeugt von diesem Trend“, sagte EY-Experte Thomas Prüver laut Mitteilung.
Junge Tech-Unternehmen sind auf finanziellen Rückenwind von Investoren angewiesen, da sie anfangs keine Gewinne schreiben. Bundesweit ging die investierte Risikokapitalsumme um fast 50 Prozent auf 3,05 Milliarden Euro zurück. Zurückzuführen sei das auf eine gesunkene Zahl großer Deals, teilte EY mit. „So gab es im ersten Halbjahr 2022 noch 15 Abschlüsse im Wert von jeweils mehr als 100 Millionen Euro, 2023 gab es hiervon lediglich noch fünf“, hieß es.