Hamburg (dpa/lno). Katzen, Vögel, Schildkröten und ein Gecko: Die Zahl der ausgesetzten Tiere steigt jedes Jahr im Sommer. Viele Menschen würden sich zu spät um die Versorgung ihrer Tiere während der Urlaubszeit kümmern, sagen Tierschützer.
Vor dem Beginn der Sommerferien spitzt sich die Lage im Hamburger Tierheim Süderstraße zu. „Die Vermittlungen gehen Richtung Urlaubszeit merklich zurück, die Aussetzungen nehmen zu, der Bestand wächst also“, sagte Sven Fraaß, Sprecher des Hamburger Tierschutzvereins (HTV), der Deutschen Presse-Agentur. Das sei durch die logistischen und personellen Probleme des Tierheims in diesem Jahr fataler als in den Vorjahren und führe immer wieder zu verschiedenen Aufnahmestopps. Anfang Juli beherbergte das Tierheim 925 Tiere, vor einem Monat waren es nur 782. Allein in der ersten Juli-Woche wurden mutmaßlich 31 Tiere ausgesetzt, darunter 14 Katzen, mehrere Vögel, zwei Schildkröten und ein Gecko.
Im Juni dieses Jahres wurden insgesamt 149 Haustiere mutmaßlich ausgesetzt, darunter 7 Hunde, 47 Katzen, 12 Kaninchen und zahlreiche Vögel und Schildkröten. Im Mai dieses Jahres waren es nur 102 vermutete Aussetzungen, im April waren es 93. „Wir gehen davon aus, dass dieser traurige Trend weitergehen wird, die Zahlen also steigen - deutlich sogar“, sagte Fraaß. Die Dunkelziffer sei gerade bei Kleintieren wesentlich höher, da diese oft nicht rechtzeitig gefunden und sich zum Sterben geschwächt oder verletzt verkriechen würden. Nicht wenige Katzen, Kaninchen und Tauben verwildern auch - und würden „ein erschwertes und lebensbedrohliches Dasein“ führen.
„Das Problem bleibt, dass Menschen viel zu leicht übers Internet oder in Zoohandlungen Tiere kaufen können“, sagte Fraaß. „So schnell, wie sie angeschafft wurden, sind sie auch wieder ausgesetzt, wenn die Tiere zum Problem werden.“ Probleme sind seiner Einschätzung nach unter anderem Überforderung, weil die Bedürfnisse eines Tieres und die damit verbundene Arbeit unterschätzt wurden, und eine schlechte oder zu späte Urlaubsplanung für die Tiere. „Ein neues Zuhause zu finden, ist für bequeme Menschen zu umständlich und zeitaufwändig“, meinte der Tierschützer. „Da ist eine Aussetzung für einige Menschen der leichtere Weg.“
Während der Urlaubszeit seien Katzen die größten Opfer. Hier könne eine Katzenschutzverordnung helfen, die es in Hamburg - im Gegensatz zu anderen Bundesländern - nicht gebe. „Wenn es eine Chip- und Registrierpflicht gäbe, wären Aussetzungen oft vereitelt oder besser nachzuvollziehen“, sagte Fraaß. Wenn es eine Kastrationspflicht - zumindest bei Freigang-Katzen - gäbe, wäre weniger unerwünschter Nachwuchs zuhause oder auf der Straße.