Hamburg. Fahrerlos und vollelektrisch sollen sie sein: Mit autonom fahrenden Shuttles soll jeder Hamburger an jedem Ort der Stadt von 2030 an binnen fünf Minuten ein öffentliches Verkehrsangebot erhalten. Der „Holon-Mover“ aus Paderborn könnte schon Ende 2024 dazu beitragen.
Ein fahrerloser vollelektrischer Kleinbus für bis zu 15 Passagiere soll voraussichtlich Ende 2024 das ÖPNV-Angebot in Hamburg ergänzen. Bei der Vorstellung eines ersten „Holon Movers“ am Donnerstag im Automuseum Prototyp in der HafenCity sagte Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne), mit autonom fahrenden Shuttles „wollen wir es schaffen, bis 2030 den Hamburg-Takt in der ganzen Stadt anzubieten: Tagsüber sollen alle Menschen binnen fünf Minuten ein öffentliches Verkehrsangebot erhalten“.
Das barrierefreie Shuttle - desingned von Pinifarina aus Italien - bietet nach Angaben des Paderborner Herstellers Holon eine automatisierte Rampe, einen gesicherten Rollstuhlplatz sowie auditive und visuelle Unterstützung der Passagiere. Das fünf Meter lange Fahrzeug fahre mit einer Höchstgeschwindigkeit von 60 Stundenkilometern und verfüge über eine Reichweite von etwa 290 Kilometern. Holon aus Paderborn, eine Tochter der Benteler-Gruppe, hatte den Mover nach eigenen Angaben im Januar erstmals auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas vorgestellt.
Hochbahn-Chef Henrik Falk sagte: „Wir wollen baldmöglichst in den Regelbetrieb mit autonomen On-Demand-Diensten einsteigen, um die Mobilität für die Menschen möglichst einfach und unkompliziert zu machen.“ Holon sei ein entscheidender Partner hierfür, „mit dem wir gemeinsam wichtige Schritte in Richtung Hamburg-Takt machen werden“. Holon-Vorstandschef Marco Kollmeier zeigte sich überzeugt: „Unser Holon Mover macht Mobilität nachhaltiger, sicherer und inklusiver.“
Auch das Bundesverkehrsministerium setzt auf das neue Fahrzeug. „Für uns ist das nicht nur ein verkehrspolitisches Thema (...), es ist natürlich auch ein industriepolitisches Thema“, sagte Ministerialdirigent Andreas Krüger. Am besten wäre, wenn die zum größten Teil in Deutschland entwickelten Fahrzeuge auch in Deutschland gebaut, verkauft und mit deutschen Unternehmen verbunden seien - deshalb auch die Förderung des Bundes. Beim „Holon-Mover“ habe er die ganz große Hoffnung, dass es kein Prototyp bleibe, „sondern dass wir jetzt ganz, ganz schnell in die Produktion kommen“.
Bundesverkehrsminister Volker Wissing - der FDP-Politiker war nicht nach Hamburg gekommen - erklärte in einer Mitteilung, autonom fahrende Shuttles würden ein essenzieller Bestandteil des Nahverkehrs der Zukunft sein. „Mobilität muss sich verändern und autonome Mover sind eine Antwort auf gesellschaftliche Megatrends wie Urbanisierung, Klimawandel und Demografie.“ Es sei gut, dass Spitzentechnologie dieser Art in Deutschland entwickelt werde - und auch immer stärker zum Einsatz komme.
Hamburg experimentiert bereits seit geraumer Zeit mit autonomen Shuttle-Fahrzeugen. Das Ziel: Von 2030 an könnten nach Ansicht der Hochbahn bis zu 10 000 autonome On-Demand-Shuttles unterschiedlicher Anbieter im Hamburger ÖPNV unterwegs sein. Zwischen 2019 und 2021 hatte die Hochbahn mit dem Projekt „Heat“ in der Hafencity bereits getestet, wie ein automatisiert fahrender Kleinbus im Stadtverkehr funktionieren kann.
Zudem sollen die in Harburg bereits verkehrenden On-Demand-Shuttles „hvv hop“ bis Ende 2025 mit 20 autonomen Autos ergänzt werden. Darüber hinaus waren unter anderem im Rahmen des ITS Weltkongresses im Oktober 2021 beim Projekt „emoin“ autonom fahrende Kleinbusse durch Bergedorf gefahren. Auch der Shuttledienstanbieter Moia - ein eigenständiges Unternehmen des Volkswagen-Konzerns - arbeitet an autonom fahrenden Fahrzeugen. Der „Holon Mover“ ist den Angaben zufolge noch bis Ende August im Automuseum zu besichtigen.