Hamburg/Kiel (dpa/lno). Sturmtief „Poly“ zieht über Teile Norddeutschlands. Seit 11 Uhr gilt eine Unwetterwarnung. Ein Meteorologe erklärt, warum die Auswirkungen von schweren Sturmböen im Sommer anders sind als im Winter.

Friedhöfe geschlossen, Fähren fallen aus: Die Sorge vor den Auswirkungen von Sturmtief „Poly“ haben die Menschen in Hamburg und Schleswig-Holstein am Mittwoch deutlich gespürt. Der Sturm bringe an den Küsten im Tagesverlauf Orkanböen mit Windgeschwindigkeiten von 120 Kilometern pro Stunde mit sich, teilte der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Vormittag mit. Das sei für einen Sommersturm schon ungewöhnlich. Die Unwetterwarnung sollte bis voraussichtlich 20 Uhr am Abend gelten, um 11 Uhr hatte sie begonnen.

Das Sturmfeld habe bereits die küstennahen Gebiete erfasst, sagte ein DWD-Meteorologe am frühen Nachmittag. In Büsum seien beispielsweise Windgeschwindigkeiten von 88 Kilometern pro Stunde gemessen worden, am Hamburger Flughafen waren es dagegen 69 Kilometer pro Stunde. Doch auch im Binnenland werde es sich in den kommenden Stunden verstärken, sagte er. Die Auswirkungen und Schäden werde man wohl vor allem lokal merken. Der DWD ruft dazu auf, auf unnötige Autofahrten zu verzichten und windanfällige Gegenstände zu sichern.

„Schwere Sturmböen im Sommer verursachen vor allem an der Vegetation deutlich größere Schäden, weil die Bäume belaubt sind“, sagte der Meteorologe. Der Widerstand sei größer und die Bäume könnten das nicht so abfedern wie im Winter. „Die Gefahr ist deshalb deutlich größer, dass die bei solchen Böen umkippen oder Äste abbrechen.“ Schleswig-Holsteins Forstministerium appellierte an die Menschen im Norden, die Wälder während des Sturmtiefs und auch in den kommenden Tagen nicht zu betreten. „Poly“ werde sich in der Nacht nordostwärts verabschieden, sagte der DWD-Meteorologe.

Der Tierpark Hagenbeck öffnete wegen des Wetters am Mittwoch nicht. Das teilte der Zoo auf seinen Internetseiten mit. Das Tropenaquarium konnte dagegen wie gewohnt besucht werden. Wegen des drohenden Sturms fuhren Regionalbahnen des Betreibers Metronom zwischen Bremen und Hamburg seit Mittwochmittag langsamer. Wegen des Sturms fielen einige Fähren zur Nordseeinsel Pellworm und den Halligen aus. Die Wyker Dampfschiffs-Reederei strich am Mittwoch alle nach 13 Uhr geplanten Abfahrten von und zu den Halligen.

Die Friedhöfe Ohlsdorf, Öjendorf, Volksdorf und Wohldorf in Hamburg wurden wegen der Sturm- und Orkanwarnungen ab 12 Uhr geschlossen. Eine Zufahrt sei ab dann nicht mehr möglich, teilte die Friedhofsverwaltung am Mittwochmorgen mit. Trauerfeiern wurden demnach ebenfalls abgesagt.

Zentrale Vorgaben zu Schulschließungen gab es von Seiten des Bildungsministeriums und der Schulbehörde nicht. Schleswig-Holsteins Ministeriumssprecher David Ermes sagte der Deutschen Presse-Agentur, „es gab seitens der zuständigen Stellen der Kreise und auch seitens der Schulaufsicht keine Veranlassung, heute landesweit die Schule ausfallen zu lassen“. Es gebe bewährte Strukturen, um bei Extremwetterereignissen reagieren zu können.

Der Sprecher der Hamburger Schulbehörde, Peter Albrecht, sagte der Nachrichtenagentur dpa, „die Schulleitungen können in Kenntnis ihrer Lage vor Ort und im Hinblick auf die Schulwege ihrer Kinder aber selbstständig entscheiden, den Unterricht gegebenenfalls früher zu beenden“. Das Stadtgebiet werde laut aktueller Prognosen des DWD unterschiedlich betroffen sein.