Hamburg. Das Fischsterben ist abzusehen gewesen: Die Kombination aus hohen Temperaturen und keinem Regen ist eine Herausforderung für viele Gewässer. Vor allem für kleine und kaum fließende. In mehreren Gewässern Hamburgs gibt es nun die ersten Kadaver.
Wegen deutlich zu wenig Sauerstoff in Hamburger Gewässern ist es in den vergangenen Tagen in einigen Kanälen und Teichen der Stadt zu einem Fischsterben gekommen. Allein zu Beginn des etwa drei Kilometer langen Isebekkanals im Stadtteil Eimsbüttel seien zwischen 200 und 250 meist kleinere Fische gefunden worden, sagte Hamburgs Schwanenvater Olaf Nieß am Montag der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg.
Nieß und sein Team sind nicht nur für die Alsterschwäne, sondern auch für das Retten von Tieren aus Notfallsituationen und die Kontrolle des Gesundheitszustandes des Hamburger Wasserwildes zuständig. Derzeit gebe es im gesamten Stadtgebiet viele verendete Fische, sagte Nieß weiter. „Wir haben so ein deutliches Fischsterben, dass die Kollegen jetzt überall in der Stadt unterwegs sind.“
Hauptgrund für das Fischsterben ist dem Bezirk Eimsbüttel zufolge, dass es zuletzt rund einen Monat lang bei heißen Temperaturen nicht geregnet hatte und der Sauerstoffgehalt deshalb ohnehin bereits gesunken war, wie ein Sprecher sagte. Der starke Regen in den vergangenen Tagen habe dazu geführt, dass „schlagartig sehr große Mengen an Schadstoffen, die sich in den letzten Wochen auf den befestigten Flächen abgesetzt hatten über die Regenwassersiele in die Gewässer eingetragen“ wurden. Dazu gehören neben Pollen und Pflanzenresten auch Reifen- und Bremsabrieb.
„Diese Substanzen werden dann im Gewässer von Mikroorganismen unter hohem Sauerstoffverbrauch abgebaut, so dass der Sauerstoffgehalt soweit sinkt, dass es zu einem Fischsterben kommt“, sagte der Sprecher weiter. Davon sei auch der Isebekkanal nicht verschont geblieben, obwohl es dort eine Sauerstoffanlage gibt. Sie soll dafür sorgen, dass auch bei längeren Trockenperioden ohne Niederschläge der Sauerstoffgehalt im Isebekkanal so stabil bleibt, dass es zu keinem Fischsterben aufgrund der hohen Temperaturen kommt. „Den schlagartigen Eintrag von sauerstoffzehrenden Substanzen konnte die Anlage aufgrund der großen Menge dann anscheinend nicht mehr ausgleichen.“
Die toten Fische seien am Sonntag von der Hamburger Umweltbehörde eingesammelt worden. Auch am Montag waren Schwanenvater Nieß zufolge noch weitere Fische gefunden worden. Zuvor hatte das „Hamburg Journal“ des Norddeutschen Rundfunks (NDR) berichtet.
Schon vor etwa zwei Wochen hatten mehrere Umweltverbände mit Blick auf die aktuellen Sauerstoffwerte in der Elbe befürchtet, dass es bald zu einem größeren Fischsterben kommen könnte. Für Fische wird es den Experten zufolge unterhalb von Sauerstoffwerten von vier Milligramm pro Liter Wasser sehr kritisch, unter zwei Milligramm pro Liter ist es für alle Fische tödlich.
Laut der Umweltbehörde gibt es bei einer Kombination aus länger andauernden hohen Temperaturen und fehlenden Niederschlägen „derzeit keine wirkungsvollen Maßnahmen, um die niedrigen Wasserstände, das Austrocknen einiger Gewässer sowie ein Fischsterben zu verhindern“.
Vorausschauende Maßnahmen sind dagegen schon möglich, sagte Schwanenvater Nieß dazu. „Die starke Sonneneinstrahlung auf das Wasser ist das ganz große Problem. Die wichtigste Forderung an alle ist deshalb: Schützen sie die Bepflanzung.“ Damit sei nicht nur das Schilf gemeint, sondern auch die Büsche und Bäume am Ufer. All das spendet Schatten und hilft, die Wassertemperaturen niedrig zu halten. Nieß sieht darin auch ein wichtiges Zukunftsthema und hofft deshalb auf viel Vernunft auch bei Spaziergängern und Freizeitsportlern auf dem Wasser.