Kiel/Rendsburg (dpa/lno). Das erwartete Millionenpublikum der Kieler Woche freut das Wetter - Landwirten und Feuerwehren bereitet die anhaltende Trockenheit auch in Schleswig-Holstein richtige Sorgen. Es fehlt Regen.

Sonne satt und kaum größere Niederschläge seit Wochen in Schleswig-Holstein. Was Urlauber und Besucher der Kieler Woche freut, macht anderen richtige Probleme:

LANDWIRTSCHAFT: Die Bauern warten besonders auf Regen. Sehr von der Trockenheit betroffen sind laut Landwirtschaftskammer neben dem Kreis Segeberg die Standorte auf der Geest. „Auf leichteren Standorten haben die heißen Temperaturen auch im Weizen Spuren hinterlassen“, sagte Sprecherin Daniela Rixen. In der Marsch würden die Weizenbestände bisher noch keine Trockenstresssymptome zeigen. „Setzt sich die Wetterlage aber weiter fort, so ist in einigen Regionen auch mit einer schlechteren Kornfüllung zu rechnen, sprich Ertragsverlusten beim Weizen.“ Beim Kartoffelanbau würden Ackerflächen regional beregnet.

DÜRRE: Die Landwirtschaftskammer fürchtet, dass sich die Situation noch verschärft, sollten die Temperaturen weiter steigen und auch die kühlen Nächte mit viel Taubildung ausbleiben. Die Austrocknung der Börden schreite durch kräftigen Wind schnell voran. Eine ähnliche Situation wie bei der Trockenheit 2018 rücke näher, sagte Rixen. Der Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung weist für den Gesamtboden bis 1,8 Meter Tiefe in Gebieten auf dem Festland südlich von Fehmarn außergewöhnliche Dürre aus und damit die kritischsten Werte. Die Stufe darunter, extreme Dürre, ist ebenfalls in diesem Bereich und zum Teil im Lauenburgischen sowie nordöstlich und östlich von Hamburg angezeigt.

FEUERWEHR: Der Landesfeuerwehrverband geht von bislang rund 30 größeren Wald- und Vegetationsbrand-Einsätzen aus. Regionale Schwerpunkte gebe es nicht. „Die größte Sorge der Einsatzkräfte stellt derzeit die Wasserversorgung dar“, sagte Sprecherin Mareike Falz. „Durch die langanhaltende Trockenheit sinken bereits jetzt die Wasserpegel in Seen, Teichen und Flüssen im Land.“ Dadurch müssten Feuerwehrleute auf häufig deutlich weiter entfernte Hydranten zurückgreifen. Das bedeute mehr Aufwand und Zeit, bis Löscharbeiten starten könnten. „Derzeit gibt es noch keine Probleme mit der Wasserversorgung aus den Hydranten, aber einige Wasserversorger weisen schon jetzt darauf hin, sparsam mit Trinkwasser umzugehen.“

TRINKWASSER: Die Trinkwasserversorgung für private Haushalte und Unternehmen in Schleswig-Holstein ist nach Angaben des Verbandes der Schleswig-Holsteinischen Energie- und Wasserwirtschaft (VSHEW) trotz geringer Niederschläge gesichert. Im Norden gibt es rund 50 kommunale Stadt- und Gemeindewerke sowie Versorgungsunternehmen. Die Wasserwerke gewinnen ihr Rohwasser meist aus Brunnen mit einer Tiefe von mehr als 100 Metern. Dadurch sind sie den Angaben zufolge weitgehend unabhängig von Witterungseinflüssen.

LANDESREGIERUNG: Nach Angaben der Landesregierung ist die Lage in Schleswig-Holstein noch weniger angespannt als in manch anderem Teil Deutschlands. „Das liegt einerseits an relativ hohen Niederschlägen im letzten Jahr, anderseits an günstigen geologischen Gegebenheiten, die unser Grundwasser gut speichern“, sagte Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne). Dennoch rief er dazu auf, wenn möglich, den Wasserhahn auch mal zugedreht zu lassen. Die aktuelle Trockenphase zeige, wie weit die Klimakrise in den Alltag vorgerückt sei. „Wenn im Juni eines Jahres in Deutschland Wälder brennen und Versorger Alarm melden, dann muss ich sagen: Hier läuft etwas gewaltig schief.“

WALDBRANDGEFAHR: Sie hatte bis einschließlich Samstag nach dem vom Deutschen Wetterdienst veröffentlichten Index die Stufe drei von fünf noch nicht übertroffen. Für Sonntag wurde aber für das Zentrum des Landes Stufe vier vorhergesagt.