Hamburg. Tausende Biker werden am Sonntag zum 40. Mogo am Hamburger Michel erwartet. Es ist der mit Abstand größte Gottesdienst der Nordkirche - aber diese schafft jetzt die Stelle für den Mogo-Pastor ab. Der letzte Amtsinhaber spricht von einer vertanen Chance.
Nur wenige Tage vor dem 40. Hamburger Motorradgottesdienst hat die Nordkirche die Abschaffung der Pastorenstelle bekanntgegeben. „Die Stelle eines „Mogo-Pastors“ wird nicht wiederbesetzt“, teilte der Sprecher der Nordkirche, Dieter Schulz, mit. Der bisherige Pastor Lars Lemke sei in eine Gemeindepfarrstelle in Timmendorfer Strand bei Lübeck gewechselt. Die Nordkirche werde den Mogo-Verein weiterhin unterstützen, erklärte Schulz.
Zu dem Gottesdienst würden am Sonntag 20.000 bis 25.000 Besucher mit rund 15.000 Motorrädern am Hamburger Michel erwartet, sagte Lemke, der den Gottesdienst noch einmal ehrenamtlich leiten wird. Seine Projektpfarrstelle sei nach acht Jahren im vergangenen Oktober ausgelaufen. Seitdem hätten er und der Mogo-Verein ein bisschen in der Luft gehangen. Der nach seinen Worten größte Motorradgottesdienst Europas - zugleich die mit Abstand größte Gottesdienstveranstaltung der Nordkirche - brauche eine geistliche Begleitung, sagte Lemke. Er hätte sich gewünscht, dass es eine Fortsetzung im Pfarramt gibt, ganz unabhängig von seiner Person.
Der Mogo sei eine große Chance für die Kirche, mit unzähligen Menschen ins Gespräch zu kommen. „Es ist sehr schade, dass das überhaupt nicht genutzt wird“, sagte Lemke. Die Diakonie, Klimaschützer und Flüchtlingsinitiativen könnten rund um den Michel präsent sein. Die Nordkirche habe sich der Digitalisierung und besonders dem Klimaschutz verschrieben. Doch der Mogo sei eine große „analoge“ Veranstaltung: „Da kommen Menschen, die trinken Bier, essen Würstchen und verbrennen Benzin“, sagte Lemke.
Die Nordkirche sollte diese Menschen nicht ausschließen, weil ihr Verhalten nicht hundertprozentig den Klimaschutzzielen entspreche. Auch die Motorradfahrer bräuchten einen Ort der Gemeinschaft, an dem ihre Seele Kraft schöpfen könne. „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei“, sage die Bibel. Politisch könnten die Teilnehmer des Gottesdienstes weit auseinander liegen, aber der Segen und das Gedenken an die verunglückten Biker verbänden. Einige Motorradfahrer würden sich seit Jahrzehnten kennen und kämen aus ganz Deutschland und dem Ausland zum Mogo.
Die gelben Segensbänder, von denen diesmal wieder mehrere Kilometer verteilt würden, seien schon vor dem Gottesdienst hoch begehrt. Dieser Segen werde weitergegeben, nicht verkauft. „Das ist etwas, das braucht jeder Mensch: Gott schaut auf dich“, betonte Lemke. Der Pastor fügte hinzu: „Natürlich reden wir den Menschen auch ins Gewissen, dass sie nicht zu laut und nicht zu schnell fahren.“
Seit ihrer Gründung im Jahr 2012 hat die Nordkirche fast ein Viertel ihrer Mitglieder verloren. Der Schwund hat sich zuletzt stark beschleunigt. 2012 war die Mitgliederzahl mit knapp 2,3 Millionen angegeben worden. Ende 2022 waren es nach offiziellen Angaben weniger als 1,8 Millionen.