Kiel (dpa/lno). Wohnungsbau auf Talfahrt: Die Statistik zeigt für das erste Quartal einen drastischen Rückgang. Aus der Wirtschaft kommen Forderungen nach Konsequenzen. Dabei geht es auch um eine Steuer, die bei Käufern unbeliebt, aber für das Land eine wichtige Einnahmequelle ist.

Der Wert der Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe in Schleswig-Holstein ist im ersten Quartal dieses Jahres gesunken. Insgesamt haben die größeren Betriebe der Branche Aufträge in Höhe von knapp 659 Millionen Euro eingeworben, wie das Statistikamt Nord am Mittwoch mitteilte. Ihr Wert sank damit gegenüber dem Vorjahresquartal um 13 Prozent. Preisbereinigt - also nach Abzug der Inflation - errechnet sich den Statistikern zufolge sogar ein Rückgang um 25 Prozent. Zum Bauhauptgewerbe zählen unter anderem der Tief-, Hochbau und Straßenbau.

Das größte Minus gab es den Angaben nach im Wohnungsbau, wo der Wert der Auftragseingänge binnen Jahresfrist preisbereinigt um 35,5 Prozent einbrach. Im Straßenbau lagen die Auftragseingänge dagegen lediglich um 2,4 Prozent unter dem Vorjahresstand.

Der baugewerbliche Umsatz stieg gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 10,8 Prozent auf 702 Millionen Euro. Preisbereinigt errechnet sich jedoch ein Rückgang um vier Prozent. Mit einem Plus von 7,6 Prozent war nur im Straßenbau ein Umsatzanstieg zu verzeichnen.

„Der Einbruch beim Wohnungsbau ist dramatisch und lässt für die kommenden Jahre Schlimmes erahnen“, kommentierte der Direktor des Verbandes norddeutscher Wohnungsunternehmen, Andreas Breitner. Die Baukonjunktur sei im steilen Sinkflug. Die Landesregierung habe zwar früh reagiert und die Förderung des Baus bezahlbarer Wohnungen massiv erhöht. Das könne aber wohl den Wegfall vor allem beim frei finanzierten Wohnungsbau nicht kompensieren.

Breitner forderte Konsequenzen: Kommunen sollten mehr Grundstücke vorrangig an gemeinwohlorientierte Vermieter verkaufen, Baustandards vereinfacht und bei weiteren Auflagen eine Pause eingelegt werden. Zudem sollte das Land die Grunderwerbsteuer befristet aussetzen, beispielsweise für zwei Jahre. Mit einem Satz von 6,5 Prozent gehöre der Norden zu den Spitzenreitern. „Grunderwerbsteuer Null würde Unternehmen und Mieter in Zeiten steigender Baukosten und Zinsen kurzfristig entlasten“, meinte Breitner.