Hamburg (dpa/lno). Für die Schifffahrt im Hamburger Hafen ist der Schlick ein großes Problem. Für die ökologisch wertvollen Flachwassergebiete sei er gar ein „Leichentuch“, sagen Umweltverbände. Ein neues Überflutungsgebiet soll die Lage für Natur und Hafenwirtschaft verbessern.
Mit dem Tidegebiet Kreetsand will Hamburg auf natürliche Weise die Schlickmenge im Hafen reduzieren. Auf dem 30 Hektar großen Flachwassergebiet auf der Ostseite der Elbinsel Wilhelmsburg sollen bei Flut eine Million Kubikmeter Wasser Platz finden. Das vermindert nach Angaben des Senats die Gezeitenströmung der Norderelbe und die Menge des in den Hafen gespülten Schlicks. Zugleich soll das Tidegebiet Kreetsand ein Naturschutzraum sein, in dem die vom Aussterben bedrohte Sumpfpflanze Schierlings-Wasserfenchel gedeiht.
Für die Schaffung des Überflutungsgebiets wurde in den vergangenen zehn Jahren ein ehemaliges Spülfeld, also eine Ablagerungsstätte für ausgebaggerten Schlick, abgegraben. Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard und Umweltsenator Jens Kerstan stellten das fertige Pilotprojekt, das zum Hamburger Klimaplan gehört, am Freitag der Öffentlichkeit vor. „Die Schaffung des Flachwassergebiets entlastet den Sedimenthaushalt in der Tideelbe und im Hamburger Hafen. Das hilft der Umwelt, das hilft dem Hafen - und Hamburg gibt ein gutes Beispiel ab“, sagte Leonhard. Kerstan sprach von einem Musterbeispiel bei der Renaturierung.
Nach Ansicht von Umweltverbänden kommt das Projekt zu spät und ist zu klein. Die Maßnahme sei „ein Tropfen auf den heißen Stein“, und angesichts der negativen Auswirkungen der Elbvertiefung verpuffe die positive Wirkung, erklärte das Aktionsbündnis Tideelbe. Nicht nur der Hafen verschlicke, sondern auch die Flachwasserzonen in den Seitenbereichen der Elbe gingen zunehmend durch Verlandung verloren. „Während die Fahrrinne und die Hafenbecken permanent ausgebaggert werden, legt sich der Schlick wie ein Leichentuch dauerhaft über die ökologisch wertvollen Bereiche“, hieß es in einer Mitteilung der Verbände BUND, Nabu und WWF.