Hamburg (dpa/lno). So oft wie nie zuvor ist die Hamburger Feuerwehr im vergangenen Jahr ausgerückt. Doch nur in wenigen Fällen geht es darum, einen Brand zu löschen. Meist wird der Rettungsdienst zu medizinischen Not- oder zu Unfällen gerufen - oder ein Sturm hat die Stadt durchgewirbelt.

Die Hamburger Feuerwehr hat im vergangenen Jahr eine Rekordzahl an Einsätzen bewältigt. Mehr als 316.000 Mal waren die Einsatzkräfte mit Blaulicht zu Unfällen, medizinischen Notfällen und Bränden sowie Hilfeleistungen unterwegs. Das waren fast 13 Prozent mehr Einsätze als im Vorjahr und im Schnitt 866 pro Tag, wie aus dem neuen Jahresbericht hervorgeht, den Innensenator Andy Grote (SPD) und die Führung der Feuerwehr am Dienstag vorstellten.

2021 hatten die Berufs- und die Freiwillige Feuerwehr gut 280.000 Einsätze gezählt. Ein Teil des Anstiegs - nämlich rund 2300 Einsätze - hat mit den beiden Orkantiefs „Ylenia“ und „Zeynep“ zu tun, die im Februar vergangenen Jahres über Hamburg hinwegzogen und innerhalb von drei Tagen zahlreiche Schäden anrichteten. Die Zahl der Einsätze, vor allem der der Rettungsdienste, steigt auch wegen der Zunahme der Einwohnerzahl.

12.000 Mal rückten die Retter zu Brandeinsätzen aus, 26 Mal handelte es sich um Großbrände. Das waren zehn mehr als im Vorjahr. Bei den Bränden starben 15 Menschen, genauso viele wie im Jahr 2021. Sechs der Opfer hatte die Feuerwehr zunächst retten können, sie starben aber später im Krankenhaus, wie der kommissarische Leiter der Feuerwehr Hamburg, Jörg Sauermann, sagte. Sauermann appellierte an die Hamburger, auf Rauchmelder zu achten und die Batterien regelmäßig zu wechseln. „Oft finden wir leere Halterungen für Rauchwarnmelder an den Zimmerdecken oder die Melder sind mit Paketband zugeklebt“, sagte der Feuerwehrchef.

Für die Feuerwehr handelt es sich um einen Großbrand, wenn die Retter mehr als drei Standardrohre zum Löschen brauchen. Allerdings erwähnte Sauermann auch einen Brand in einem Seniorenwohnheim im Stadtteil Groß Borstel, bei dem kaum Flammen zu sehen waren. Dort hätten 80 Menschen gerettet werden müssen, zehn von ihnen wurden ins Krankenhaus gebracht. Der Brand vom 4. Mai 2022 sei ein Großeinsatz für den Rettungsdienst gewesen.

Der Kampfmittelräumdienst der Hamburger Feuerwehr machte im vergangenen Jahr zwölf große Sprengbomben aus dem Zweiten Weltkrieg unschädlich. Besonders schwierig sei ein Einsatz am 16. Februar 2022 gewesen, als Taucher eine 1000-Pfund-Bombe im Stadtteil Wilhelmsburg identifizierten. Für die Entschärfung mussten 4800 Anwohner in Sicherheit gebracht werden, unter ihnen 25 Bewohner einer Pflegeeinrichtung.

Seit 2017 hat Hamburg das Personal der Berufsfeuerwehr um 468 Mitarbeiter verstärkt. Insgesamt 3507 Menschen arbeiteten im vergangenen Jahr bei der Berufsfeuerwehr, darunter 3081 Feuerwehrbeamte und Beschäftigte im Rettungsdienst. Trotzdem fehlen Fachkräfte. Darum können zurzeit einige technische Geräte nicht so regelmäßig geprüft werden wie eigentlich vorgeschrieben. Im Einzelfall und auf Grundlage einer Gefährdungsbeurteilung würden die turnusmäßigen Prüfintervalle um drei Monate verlängert, teilte der Senat auf eine Kleine Anfrage des CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Dennis Gladiator mit. Die Funktionsfähigkeit und Sicherheit der Geräte seien nicht eingeschränkt, betonte ein Feuerwehrsprecher.

Die 86 Wehren der Freiwilligen Feuerwehr konnten die Zahl ihrer Mitglieder konstant halten. Sie zählten 2652 Kameraden nach 2648 im Vorjahr. „Was ganz toll ist und was wir auch sehr begrüßen, ist, dass wir wieder in der Lage waren, unseren Frauenanteil zu erhöhen“, sagte der Landesbereichsführer der Freiwilligen Feuerwehren, Harald Burghart. Der Anteil der Frauen stieg von 15,9 auf 16,6 Prozent.

Ein Personalproblem hat die Berufsfeuerwehr zurzeit an ihrer Spitze. Sowohl Oberbranddirektor Christian Schwarz als auch sein Stellvertreter Stephan Wenderoth sind seit längerem krank. Darum hatten Branddirektor Sauermann die Leitung und Branddirektor Jan Peters die stellvertretende Leitung übernommen, sagte Grote.