Hamburg (dpa/lno). In nur vier Jahren wurde im Kaiserreich der St.-Pauli-Elbtunnel gebaut. Seit bald 30 Jahren läuft die Sanierung des Hamburger Wahrzeichens. Zurzeit ist eine der beiden Röhren voller Betonbrocken und Bleistaub - aber die Bauleitung sieht Licht am Ende des Tunnels.
Die jahrzehntelange Sanierung des Alten Elbtunnels in Hamburg soll wie geplant bis 2026 abgeschlossen werden. Die Arbeiten in der zweiten, westlichen Röhre kommen nach Angaben der Bauleitung gut voran. Die Röhre soll 2025 wieder eröffnet werden, wie die Hafenverwaltung HPA am Donnerstag mitteilte. Dann soll unter dem Kuppelgebäude an den St.-Pauli-Landungsbrücken noch eine zusätzliche Treppenanlage eingebaut werden. Die Kosten für die Sanierung der Weströhre bezifferte Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) auf 75,8 Millionen Euro, die für das Gesamtprojekt auf 131 Millionen. Vor zwei Jahren hatte Dressel die Gesamtkosten noch mit 114 Millionen Euro angegeben, wodurch sich ein Plus von knapp 15 Prozent ergibt.
Der 1907 bis 1911 erbaute Tunnel verbindet mit einer Länge von 426 Metern die Landungsbrücken mit dem Hafengebiet in Steinwerder. Das Hamburger Wahrzeichen wird seit 1995 instandgesetzt; allein die 2011 begonnene Sanierung der Oströhre dauerte mehr als acht Jahre. Der unter Denkmalschutz stehende Tunnel ist seit 2019 für Autos gesperrt. Fußgänger und Radfahrer können ihn kostenlos nutzen.
Der Tunnel besteht aus zwei Stahlröhren, die im Boden der Elbe liegen. Zurzeit wird die innere Betonverkleidung der Weströhre komplett erneuert. Die Arbeiter müssen Schutzkleidung und Atemmasken tragen, weil dabei bleihaltiger Staub freigesetzt wird. Die 1682 Stahlringe, aus denen die Weströhre nach Angaben von Bauleiterin Nele Tewis besteht, sind mit 200.000 Nieten verbunden, die Fugen mit Bleiwolle abgedichtet. Die über 100 Jahre alten Tübbingringe seien in einem sehr guten Zustand. „Die haben natürlich leichten Rost, aber der wird von uns abgestrahlt, dann werden die Schäden saniert, und dann hält das auch die nächsten 100 Jahre wieder“, sagte Tewis.
Die innere Betonverkleidung kann nicht in einem Arbeitsgang komplett herausgestemmt werden. Sonst würde die Röhre aufschwimmen, erklärte die Bauingenieurin. Darum wurde zunächst die obere Seite ersetzt. Nun folgt die Unterseite, auf der später die neue Fahrbahn liegen wird. Gebaut wurde der Tunnel für Pferdekutschen, die die Menschen von St. Pauli nach Steinwerder und zurück brachten. Darum hätten die Fahrbahn und die Aufzüge eine „Kutschenbreite“ und die Röhre eine „Peitschenhöhe“, sagte Tewis.
Auf der Röhre ruht eine dicke Stahlplatte im Fluss, die das Bauwerk etwa vor einem versehentlich geworfenen Anker schützt. Für die Bauarbeiten wurden Wasserbausteine als Ballast auf die Platte geschüttet, um die Röhre gegen ein Aufschwimmen zu sichern.
Die charakteristischen Kacheln des Tunnels - rund 360.000 Stück - werden zum großen Teil erneuert. Allerdings werde es einen Streifen aus etwa 5000 Original-Kacheln geben, um dem Besucher einen Blick in die Vergangenheit zu ermöglichen, sagte Tewis. Auch die 84 Tierreliefs von Fischen, Muscheln und anderen Tieren, bleiben weitestgehend im Original erhalten.
Der St.-Pauli-Elbtunnel ist nach Angaben von Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard (SPD) das beliebteste touristische Ziel in Hamburg nach der Elbphilharmonie. „Das ist das meistbesuchte Baudenkmal der Stadt“, sagte die Senatorin. Es zeige große Ingenieurskunst. „Die Sanierung und das Erhalten dieses Bauwerks für die Nachwelt ist natürlich sehr bedeutsam.“
Zur Frage, ob die zahlreichen Besucher des Tunnels auch in Zukunft kostenlos unter der Elbe durchlaufen können, wollte sich Dressel am Donnerstag nicht äußern. „Ich will das Thema Refinanzierung und Entwicklung heute nicht in den Mittelpunkt stellen“, sagte der Finanzsenator. Jetzt gehe es darum, kostenstabil durch die Ziellinie zu kommen. „Die Frage, wie wir die Nutzung später gestalten, ist ein neues Kapitel. Das gucken wir uns dann an.“