Hamburg (dpa/lno). Der Senat sieht ein gutes Signal für den seit Jahren engen Hamburger Wohnungsmarkt. In der Opposition wird dagegen moniert, das viele Menschen der Hansestadt den Rücken kehren, weil sie sich die weiterhin hohen Preise für Wohnraum nicht leisten können.

Der jahrelange Preisboom bei Hamburger Immobilien ist gestoppt. Demnach sind die Verkaufspreise für Ein- und Zweifamilienhäuser 2022 im Vergleich zum Vorjahr im Durchschnitt um 1 Prozent gesunken, bei Eigentumswohnungen und Mehrfamilienhäusern gar um 4 Prozent. Auch Bauland ist günstiger geworden: Für Einfamilienhausbauplätze haben die Autoren des Berichts zum 1. Januar im Schnitt um 10 Prozent niedrigere Bodenrichtwerte ermittelt. Für den Geschosswohnungsbau liegen die Werte 16 Prozent unter dem Vorjahreswert. Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein (SPD) sprach auf dem Kurznachrichtendienst Twitter von einer „Trendwende am Hamburger Wohnungsmarkt“ und einem „guten Signal für den Wohnungsneubau“.

Bis zur Jahresmitte haben die Preise von bebauten Grundstücken in der Hansestadt laut einem Expertengremium noch überwiegend angezogen. „Dieser Trend hat sich in der zweiten Jahreshälfte umgekehrt.“ Die Angaben des Gutachterausschusses für Grundstückswerte beruhen auf tatsächlich gezahlten Preisen und sind deshalb besonders aussagekräftig. „Erstaunt, aber nicht verwundert reiben sich ausnahmslos alle, die mit Immobilien zu tun haben die Augen - das hat man in den letzten Jahren, um nicht zu sagen Jahrzehnten, noch nicht gesehen“, schreibt die Vorsitzende des Ausschusses, Anke Lüders, in dem Bericht. Sie stellt darin fest, dass es parallel zu den gesunkenen Preisen „in allen Immobilienarten wesentlich weniger Verkäufe gab, das erste Mal seit dem Jahr 2000 lag die Gesamtzahl nicht mehr im fünfstelligen Bereich“.

Die oppositionelle Hamburger FDP interpretierte den „historischen Einbruch“ indes als „dramatische Zahlen“, die zeigten, dass Hamburgerinnen und Hamburger angesichts hoher Kaufpreise den Traum vom Wohneigentum aufgegeben hätten. „Das ist bitter, denn für die Stadt bedeutet das eine Abwanderung vieler junger Familien ins Umland“, so deren stellvertretende Landesvorsitzende Katarina Blume.

Hamburg zählt - wie zum Beispiel auch Berlin, München, Köln oder Frankfurt - zu den bundesweit begehrtesten Metropolen. Auch weil die Zahl der Einwohner in Deutschlands zweitgrößter Stadt seit vielen Jahren wächst, ist bezahlbarer Wohnraum schon lange knapp.

Trotz des Preisrückgangs bleiben die Kaufpreise für Wohneigentum in Hamburg denn auch weiter hoch. Für Ein- und Zweifamilienhäuser beispielsweise ermittelte der Gutachterausschuss für 2022 einen durchschnittlichen Preis von 935.000 (Vorjahr: 946.000) Euro - bei einer riesigen Spanne je nach Wohnlage: So kostete das teuerste Objekt, das verkauft wurde, rund 15,8 (Vorjahr: 27,5) Millionen Euro. Erschwerend kommt für Käufer hinzu, dass die im vorigen Jahr eingeleitete Zinswende die Finanzierung von Immobilienkäufen und Bauprojekten erheblich teurer gemacht hat. Nach früheren Angaben der LBS Bausparkasse Schleswig-Holstein-Hamburg AG haben sich die Zinsen für einen Immobilienkredit inzwischen auf mehr als drei Prozent vervielfacht.