Hamburg (dpa/lno). Warnstreiks bei der Bahn und am Hamburger Flughafen bringen die Pläne von zahlreichen Reisenden durcheinander. Einige reagieren mit Verzweiflung. Nach dem Ende der Arbeitsniederlegung müssen viele Fahrgäste um einen Platz in überfüllten Zügen kämpfen.
Warnstreiks haben am Freitag den Bahn- und Flugverkehr auch in Hamburg stark behindert. Wegen der Arbeitsniederlegung der Sicherheitskontrolleure am Flughafen konnten den zweiten Tag in Folge keine Maschinen mit Passagieren starten. Alle 156 geplanten Abflüge sowie 47 Ankünfte seien gestrichen worden, teilte der Helmut-Schmidt-Flughafen mit. Die Hamburger S-Bahn war nach Streikbeginn am frühen Morgen zunächst lahmgelegt. Ab 6.30 Uhr habe ein Notbetrieb begonnen, sagte ein Bahnsprecher. Ab 7.00 Uhr sei auf fast allen Strecken zumindest ein 20-Minuten-Takt sichergestellt worden.
Nach dem Ende des Bahnstreiks gab es weiterhin Zugausfälle und Verspätungen, besonders im Regional- und Fernverkehr. Die eingesetzten Züge waren überfüllt, auf den Bahnsteigen am Hamburger Hauptbahnhof drängten sich die Menschen. Am Nachmittag musste ein Teil der Fahrgäste eines ICEs nach Köln wieder aussteigen. „Alle, die keinen Sitzplatz haben, müssen den Zug verlassen“, hieß es nach Angaben eines Reisenden in einer Durchsage. Eine Kreuzfahrt-Rückkehrerin berichtete einem dpa-Fotografen, ihr Regionalzug aus Kiel sei äußerst voll gewesen. Auch vor dem Reisezentrum, das nach Ende des Warnstreiks erst mit Verspätung öffnete, bildeten sich lange Schlangen. Viele äußerten ihren Unmut.
Die Fluggäste hatten nach Angaben einer Airport-Sprecherin wenig Verständnis für die Arbeitsniederlegung. „Bei den Betroffenen, die sich bei uns melden, erleben wir viel Enttäuschung, Verärgerung, teilweise auch regelrechte Verzweiflung - da merkt man, dass jeder abgesagte Flug auch ganz individuelle Konsequenzen für die Unbeteiligten hat“, sagte Sprecherin Janet Niemeyer.
Wegen des zusätzlichen Warnstreiks bei der Bahn hatten die Reisenden am Freitag auch kaum Alternativen. Positiv sei jedoch, dass die Fluggesellschaften alles daran setzten, zum Ende der Osterferien in Schleswig-Holstein möglichst viele Reiserückkehrer nach Hause zu holen.
Für den Flughafen, ein mehrheitlich städtisches Unternehmen, bedeuten die bisher fünf Warnstreiktage in diesem Jahr massive Verluste. Jeder Streiktag koste die Hamburg Airport Gruppe im Durchschnitt etwas mehr als eine halbe Million Euro, hieß es. Die Flughafen Hamburg GmbH (FHG) hatte im vergangenen Jahr einen Verlust von rund 27,2 Millionen Euro gemacht. „Die schwarze Null sollte nach den Corona-Jahren erst in diesem Jahr wieder erreicht werden – aber mit jedem Streiktag entfernen wir uns weiter davon“, sagte Niemeyer.
Mit den Arbeitsniederlegungen an mehreren Flughäfen will Verdi die Arbeitgeber unter Druck setzen, um in dem Tarifkonflikt einzulenken und die Zeitzuschläge der Passagier- und Warenkontrolleure früher zu erhöhen als bisher in Aussicht gestellt. Die Arbeitgeber reagierten mit Unverständnis auf die erneuten Warnstreiks. „In Verhandlungen ist es üblich, dass jede Seite Zugeständnisse macht, aber Verdi ist bei der Maximalforderung geblieben“, sagte der Präsident des Bundesverbandes der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS), Udo Hansen.
Aufgerufen waren die Beschäftigen im Luftsicherheitsbereich, in der Fluggastkontrolle, der Personal- und Warenkontrolle und in Servicebereichen. Verdi fordert höhere Zuschläge, für Sonn - und Feiertage, aber auch für die Arbeit an Samstagen, sowie Regelungen zur Entlohnung von Überstunden. Die Gewerkschaft begründet ihren Aufruf zum Warnstreik damit, dass die Verhandlungen zu keiner Lösung geführt hätten. Sie sollen am 27. und 28. April fortgesetzt werden.
Die EVG wiederum verhandelt derzeit in zweiter Runde nach und nach mit rund 50 Unternehmen der Eisenbahnbranche. Die Gewerkschaft will für die 230.000 Beschäftigten ein Lohnplus von mindestens 650 Euro erreichen oder 12 Prozent bei den oberen Einkommen - das alles bei einer Laufzeit des Tarifvertrags von 12 Monaten.
Nicht gestreikt wurde am Freitag bei der Hamburger Hochbahn. Die U-Bahnen und Busse der Hamburger Hochbahn fuhren wie gewohnt. Der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) meldete am Morgen allerdings ein hohes Fahrgastaufkommen und überfüllte Busse. Am Nachmittag strömten mehr als 50.000 Fußballfans zum Volksparkstadion, um das Stadtderby zwischen dem HSV und St. Pauli zu verfolgen. Mehrere Polizeieinsätze brachten den S-Bahnverkehr durcheinander.