Hamburg (dpa/lno). Nach dem Streik ist vor dem Streik: Nachdem die Lotsenversetzer erst am Morgen ihre Arbeit wieder aufgenommen haben und große Schiffe den Hamburger Hafen wieder erreichen können, droht am Sonntag der nächste Warnstreik. Diesmal könnten auch Kreuzfahrtschiffe betroffen sein.
Die Hamburger Hafenverwaltung HPA rechnet wegen des neuerlichen Warnstreiks der Lotsenversetzer wieder mit erheblichen Einschränkungen des Schiffsverkehrs auf der Elbe und im Hafen. Der Ausstand sei für Sonntag, 18.00 Uhr, bis Dienstag, 6.00 Uhr, angekündigt, sagte eine Sprecherin der Hamburg Port Authority (HPA) am Freitag. „Dieser wird voraussichtlich erneut zu massiven Einschränkungen sowohl beim Lotsenversetzdienst als auch bei der Bedienung von Schleusen, Brücken, Sperrwerken und des St. Pauli Elbtunnels führen.“ Die HPA sei mit der Gewerkschaft Verdi in Gesprächen, um entsprechende Lösungen zu erarbeiten.
Den Segellisten des Hamburger Hafens zufolge werden wieder mehrere Frachter, darunter auch Großcontainerschiffe wie die „Cosco Himalayas“, betroffen sein. Anders als beim ersten, am Freitagmorgen offiziell beendeten Warnstreik, könnte es diesmal auch Kreuzfahrtschiffe treffen. So sollen die „MSC Virtuosa“ mit bis zu rund 6300 Passagieren und die „Aidabella“ mit bis zu rund 2000 Passagieren an Bord eigentlich am Sonntagabend um 21.00 Uhr beziehungsweise 18.00 Uhr auslaufen, was jedoch bereits innerhalb des geplanten Warnstreiks wäre.
Seit Freitagmorgen können nach 44 Stunden Stillstand wieder große Schiffe die Tideelbe befahren und somit auch den Hamburger Hafen anlaufen oder verlassen. Die Lotsenversetzer hätten ihre Arbeit wieder aufgenommen, sagte eine HPA-Sprecherin. Sie bringen die Lotsen etwa zu den Containerschiffen. Ohne sie dürfen Schiffe mit einer Länge von mehr als 90 Metern oder einer Breite von 13 Metern und darüber die Elbe nicht befahren.
Die HPA hatte die Elbe bereits am Mittwochvormittag gegen 10.00 Uhr für lotsenpflichtige Schiffe gesperrt und den Hamburger Hafen damit unerreichbar gemacht. Schiffe brauchen von der Elbmündung bis zum Hafen bis zu acht Stunden und konnten bei einer späteren Einfahrt in die Bundeswasserstraße den Hafen nicht mehr rechtzeitig vor dem offiziellen Streikbeginn um 17.30 Uhr erreichen, wie eine HPA-Sprecherin sagte.
Mit den Warnstreiks wollen die Gewerkschaften vor der dritten Verhandlungsrunde von Montag bis Mittwoch in Potsdam ihren Forderungen Nachdruck verleihen. Verdi verlangt für die bundesweit rund 2,5 Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst des Bundes und der Kommunen 10,5 Prozent mehr Lohn, mindestens aber 500 Euro mehr im Monat. Die Arbeitgeberseite bietet bislang fünf Prozent mehr Geld in zwei Schritten und Einmalzahlungen in Höhe von insgesamt 2500 Euro.