Kiel (dpa/lno). Trübe Stimmung am Bau im Norden: Bei Aufträgen verbucht die Branche ein kräftiges Minus, wenn man die Inflation berücksichtigt. Die Wohnungswirtschaft ist in Sorge und sieht jetzt besonders die Kommunen in der Pflicht.
Das Bauhauptgewerbe in Schleswig-Holstein hat im vergangenen Jahr deutlich weniger Aufträge erhalten. Preisbereinigt - also unter Einbeziehung der Inflation - kam es zu einem Rückgang von 7,7 Prozent. Wie das Statistikamt Nord am Mittwoch mitteilte, gab es das größte Minus im Wohnungsbau, wo der Wert der Auftragseingänge um 16,1 Prozent einbrach. Selbst ohne Berücksichtigung der Preissteigerungen ergab sich hier ein Rückgang um 3,4 Prozent.
Insgesamt warben die größeren Betriebe im Bauhauptgewerbe im vorigen Jahr Aufträge im Wert von gut 2,8 Milliarden Euro ein. Ohne Einschluss der Teuerung bedeutete dies ein Plus von sieben Prozent. Die Umsätze stiegen um 19,1 Prozent auf knapp 3,6 Milliarden Euro, preisbereinigt betrug der Anstieg noch 2,3 Prozent. Die Statistik erfasste 397 Betriebe mit jeweils mindestens 20 Beschäftigten.
Der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen wertete den Auftragsrückgang beim Wohnungsbau als weitere Hiobsbotschaft. Die Landesregierung habe richtigerweise die Fördermittel für den Bau von Sozialwohnungen deutlich erhöht, sagte Direktor Andreas Breitner. „Jetzt muss auch in den Kommunen ein Ruck durch das Land gehen.“ Sie müssten mehr Bauland ausweisen und die Bauämter den Turbo einschalten. „Ich bin mir sicher, dass viele Bürgermeister in Schleswig-Holstein die Lage für genauso besorgniserregend halten wie wir als soziale Vermieter“, sagte Breitner. „Sie sollten daher - und sei es nur vorübergehend - den Bau bezahlbarer Wohnungen zur Chefsache machen.“