Hamburg. Seit 2021 gibt es bei der Polizei ein besonderes Team für Amok- und Terrorlagen. Die Bluttat zeigt, wie wichtig diese Gruppe sein kann.
Nachdem im November 2020 ein terroristischer Amoklauf mit vier Toten und 23 Verletzten Wien erschüttert hatte, wollte sich auch Hamburg besser auf Terror- und Amoklagen vorbereiten. Bereits im Frühjahr 2021 baute die Hamburger Polizei die „Unterstützungsstreife für erschwerte Einsatzlagen“ (USE) als Pilotprojekt auf. Ihr Vorbild war die „Wiener Einsatzgruppe Alarmabteilung“, kurz WEGA, mit der die Hamburger in der Vergangenheit auch gemeinsam trainierten.
Die USE wird bei Bedarf über den Einsatzleiter aus der Einsatzzentrale angefordert. Zwei Fahrzeuge mit jeweils vier Beamten sind von Montag bis Donnerstag den ganzen Tag auf den Straßen Hamburgs unterwegs. Ihr Vorteil zum herkömmlichen Spezialeinsatzkommando (SEK): Sie können so noch schneller vor Ort sein. Ausgerüstet sind die Beamten mit allem, was nötig ist, um mit schwierigen Einsätzen fertig zu werden.
Polizei Hamburg baute eine Spezialeinheit für Terror- und Amoklagen auf
So gibt es auf den Fahrzeugen verschiedene Tür-Rammen und umfangreiche Schutzausrüstung. Für den Extremfall – wie den Amoklauf an der Deelböge oder einen Terroranschlag – sind die Beamten mit ballistischen Schutzschildern, schützenden Helmen und Maschinenpistolen sowie der polizeilichen Version des Sturmgewehrs von Haenel ausgerüstet. Auch haben die Beamten für den Fall, dass mehr Feuerkraft gefragt ist, mehr Munition „am Mann“, als die normalen Hamburger Funkstreifenwagenbesatzungen üblicherweise dabei haben.
Gestellt werden die Beamten für die USE von der sogenannten Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit (BFE) der Bereitschaftspolizei. Dabei werden erfahrener Beamte bevorzugt. Und es geht auch um die Innenwirkung: Sie sollen den Kollegen die erforderliche Unterstützung anbieten, aber gleichzeitig nicht zu forsch daherkommen. Bei der Außenwirkung geht es dagegen darum, Entschlossenheit und Überlegenheit auszustrahlen. Oft reicht es schon, dass die Beamten in ihrer beeindruckenden Montur aussteigen, um allzu hitzige Zeitgenossen zu beruhigen.
Einheit allerdings nur vier Tage die Woche zu eingeschränkten Uhrzeiten verfügbar
In den vergangenen Monaten hat sich die Ausrüstung der Beamten den Bedürfnissen weiter angepasst. So wurde die USE zusätzlich auch mit Tasern (Elektroschockpistolen) ausgerüstet.
Der Schwachpunkt der Einheit ist ihre personelle Schwäche. Sie stehen nicht jeden Tag und vor allem nicht an für die Polizei besonders ereignisreichen Wochenenden zur Verfügung. Die USE ist nur montags bis donnerstags von 12 Uhr bis 22 Uhr im Einsatz – daher war es ein glücklicher Zufall, dass die Beamten am Donnerstagabend nur wenige Minuten nach der ersten Alarmierung vor Ort an der Deelböge waren und ein noch größeres Blutbad offenbar verhindern konnten.
Ohne die USE hätte der Amoklauf noch schrecklicher verlaufen können
Es mangelt an Personal, da die Beamten auch für andere Aufgaben eingesetzt werden. Hätte der Amoklauf auch nur einen Tag später stattgefunden, hätte die USE nicht mehr eingreifen können. Das hätte vermutlich noch schrecklichere Konsequenzen nach sich gezogen.