Kiel (dpa/lno). Steigende Arbeitslosenzahlen, aber auch die Beschäftigung nimmt im Norden zu. Die Arbeitsagentur schätzt die Situation als absolut stabil ein. Kurzarbeit spielt nur eine geringe Rolle.
Der Arbeitsmarkt in Schleswig-Holstein ist in robuster Verfassung ins neue Jahr gestartet. Zwar stieg im Januar die Zahl der Arbeitslosen, aber auch die Beschäftigung wuchs - auf einen Rekordwert. Im ersten Monat des Jahres waren 89.600 Menschen ohne festen Job, wie die Agentur für Arbeit am Dienstag berichtete. Das waren 6,3 Prozent mehr als im Dezember und 7,0 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Zunahme zum Dezember hat saisonale Gründe. Der Anstieg im Vorjahresvergleich hängt damit zusammen, dass arbeitslose Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine seit Juni in der Statistik geführt werden. Nahezu ein Drittel der Arbeitslosen sind Ausländer.
Die Arbeitslosenquote beträgt aktuell 5,7 Prozent, nach 5,3 Prozent im Dezember. „Die sinkenden Gästezahlen in den Tourismusregionen des Landes, die ebenfalls typischen Auftragsrückgänge im Wohnungs-, Straßen- und Gartenbau sowie quartalsbedingte Kündigungen sorgen im aktuellen Monat Januar für den jahreszeitlich üblichen Anstieg der Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vormonat Dezember“, kommentierte der Regionalchef der Arbeitsagentur, Markus Biercher. Insgesamt könne man von einem guten Start ins neue Jahr sprechen. Die Lage sei absolut stabil, sagte Biercher der Deutschen Presse-Agentur. „Wir haben weiterhin einen schönen Aufwuchs der Beschäftigung.“
Die Zahl der Langzeitarbeitslosen sank im Vorjahresvergleich deutlich um 3800 auf 28.600. Aber: „Speziell die Bekämpfung der strukturell verfestigen Langzeitarbeitslosigkeit ist für mich eine der größten Herausforderungen am Arbeitsmarkt“, äußerte Biercher. Fast jeder dritte Arbeitslose ist mindestens ein Jahr lang ohne Job.
Die Personalnachfrage lag im Januar mit einem Minus von 1400 Stellen oder 5,1 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres. Aktuell haben die Arbeitsagenturen 25.800 sozialversicherungspflichtige Stellen im Bestand. „Speziell im Gesundheits- und Sozialwesen, im Handel sowie im verarbeitenden Gewerbe, am Bau und in der Gastronomie werden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gesucht“, sagte Biercher. Dass die Personalnachfrage gesunken ist, sei nicht besorgniserregend. Ein Grund könne sein, dass Arbeitgeber, die wissen, dass kein Personal zur Verfügung steht, gar nicht erst nachfragten und Mitarbeiter auf anderen Wegen suchten, mutmaßte Biercher.
Die Zahl der Beschäftigten stieg nach den aktuellsten Zahlen vom November um 1,1 Prozent auf das Allzeithoch von 1.055.400. Im Oktober arbeiteten 1784 Beschäftigte in 211 Betrieben kurz. Im Januar zeigten 128 Betriebe für 1815 Beschäftigte Kurzarbeit an und damit weniger als im Dezember.
Zufrieden mit der Gesamtlage zeigte sich auch Arbeitsstaatssekretär Tobias von der Heide. „Die Nachfrage nach Arbeits- und Fachkräften ist ungebrochen“, kommentierte er.
Unter den Kreisen hatte Stormarn im Januar mit 3,7 Prozent die niedrigsten Arbeitslosenquote und Dithmarschen mit 6,2 Prozent die höchste. Bei den kreisfreien Städten schwankte der Wert zwischen 7,6 Prozent in Kiel und 8,2 Prozent in Neumünster, Flensburg und Lübeck.