Als sich die Insel mit zwei Bergen aus dem Plastikmeer erhob: Die TV-Geschichte der Augsburger Puppenkiste.

1953 – Adenauer regiert, die Queen wird gekrönt, Stalin stirbt. In der DDR proben einige Mutige den Aufstand. Das Fernsehen boomt, Lokstedt bekommt ein neues Fernsehhaus, und ein paar kleine Puppen haben ihren ersten TV-Auftritt. Am 21. Januar spielt die Augsburger Puppenkiste beim NWDR das Stück „Peter und der Wolf“. Einen Monat später lassen die spielwütigen Süddeutschen ihre eigentlichen Stars vor die Kamera: Marionetten. Gegeben wurde „Der gestiefelte Kater“.

Es war der Auftakt zu einer Erfolgsgeschichte. Die Kinder liebten Serien wie „Urmel aus dem Eis“, „Der Löwe ist los“ oder „Kleiner König Kalle Wirsch“. Wenn die Augsburger ihr legendäres Intro, eine langsam sich öffnende Kiste, zeigten, wollten sie nicht nur kleine Zuschauer erreichen. Sie spielten auch „Doktor Faustus“ und den „Ring des Nibelungen“.

Augsburger Puppenkiste: Zukunft der Marionetten hängt am seidenen Faden

Heute, 70 Jahre nach der TV-Premiere, hängt die Zukunft des Marionettentheaters am seidenen Faden. Der Kika warf die Augsburger vor mehr als einem Jahrzehnt aus dem Programm. „Nicht mehr zeitgemäß“, lautete das harte Urteil. Vor drei Wochen gab es bei 3Sat immerhin noch einmal einen Thementag. Doch jetzt?

140 Puppenbühnen existieren bundesweit. Man muss übrigens nicht unbedingt nach Augsburg reisen, um die Puppen tanzen zu sehen. In Lübeck hat das Figurentheater Kolk 17 seinen Sitz. In ihrer Ausweichspielstätte, dem Europäischen Hansemuseum, zeigen sie ab dem 15. Februar Shakespeare, Storm und Ringelnatz, zwei Opern und Märchen für die Kinder (www.kolk17.de).

Mit den Worten „Eine Insel mit zwei Bergen und dem tiefen blauen Meer“ beginnt das „Lummerlandlied“, eins der beliebtesten der Puppenkiste. Das Meer war bei den Augsburgern immer etwas Besonderes, so einfach wie gut. Es bestand aus Plastikfolie. Wenn man sie bewegte, sah es fast ein bisschen aus wie Wellen. Heute haben wir leider viel mehr Plastik im Meer, als der Natur guttut.