Hamburg (dpa/lno). Mit dem Knacken der Verschlüsselungstechnik der sogenannten Encrochat-Handys hielten Ermittler in vielen Ländern auf einmal wahres Datengold in den Händen. Auch die Hamburger Polizei ist so zahlreichen Drogenhändlern auf die Spur gekommen.
Hamburger Drogen-Ermittler haben in den vergangenen Jahren dank der Encrochat-Ermittlungen bereits mehrere hundert Drogendealer festnehmen können. „Die Abteilung für das Organisierte Verbrechen im Landeskriminalamt hat inzwischen fast 260 Haftbefehle im direkten Zusammenhang mit den Encrochat-Ermittlungen vollstreckt und damit etliche Dealer der Organisierten Rauschgift-Kriminalität vom Markt genommen. Und die Ermittlungen laufen täglich weiter“, sagte Hamburgs Polizeipräsident Ralf Martin Meyer dem „Hamburger Abendblatt“.
Zudem seien auch rund 66 Millionen Euro eingezogen worden. Der sichergestellte Geldwert setze sich zusammen aus 57 Millionen Euro an Immobilienwerten und weiteren rund neun Millionen Euro an Bargeld, Schmuck und Fahrzeugen. „Das kann sich mehr als sehen lassen.“
Die Verschlüsselungstechnik der sogenannten Encrochat-Handys galt als sicher und war deshalb bei Kriminellen sehr beliebt. Der Polizei in den Niederlanden und Frankreich gelang es im Frühjahr 2020, die Software zu knacken. Über den Encrochat haben auch Drogenhändler miteinander kommuniziert.
Ein Teil der Ermittlungen gegen die Organisierte Kriminalität (OK) werde im Grunde durch die eingezogenen kriminellen Gewinne finanziert, sagte Meyer weiter. So hätten bereits zusätzliche Stellen in diesem Ermittlungsbereich besetzt werden konnten. „Am Ende wird der Staat so wesentlich mehr kriminelles Vermögen einziehen und die Organisierte Kriminalität effektiv bekämpfen können.“
Inzwischen seien rund 300 Ermittlerinnen und Ermittler sowie Expertinnen und Experten im Kampf gegen Organisierte Kriminalität im Einsatz. „Solange ich denken kann, ist das der größte personelle Ansatz und die erfolgreichste Zeit der OK-Bekämpfung.“
Dass deren Arbeit auch zu mehr Gewalt in der Drogenszene führen kann, ist Meyer bekannt. „Dass unser Ermittlungserfolg auch diese Nebenwirkung haben kann, wissen wir aus vergangenen Zeiten. Wenn Täter in Haft sitzen oder auf der Flucht sind, können sie nicht mehr ihren kriminellen Handlungen nachgehen, sie erleiden Kontrollverluste.“ Dadurch veränderten sich bisherige Strukturen, „und das kann zu solchen Taten führen“.
Erst am Dienstag war in Hamburg-Tonndorf auf zwei in einem Auto sitzende Männer geschossen worden. Allein Fenster und Tür auf der Fahrerseite wurden von mehr als 20 Kugeln durchlöchert. Der Fahrer wurde lebensgefährlich verletzt, der Beifahrer leicht. Medienberichten zufolge sind die beiden Opfer bereits wegen Drogendelikten polizeibekannt.