Hamburg. Wie Jens Heinze, neuer Deutschlandchef der Kette David Lloyd Meridian Spa & Fitness, das Clubleben fördern und Familien anlocken will.

Jens Heinze hat in der Business-Lounge an dem langen Holztisch in der David Lloyd Meridian Spa & Fitness Anlage an der Quickbornstraße in Eimsbüttel Platz genommen. „Wir wollen, dass unsere Mitglieder nicht nur zum Sport und Wellness hierherkommen, sondern gerne auch viele Stunden verweilen. Deshalb haben wir mit dieser Lounge und dem angrenzenden ,Clubroom‘ einen Platz zum Arbeiten geschaffen“, erklärt der neue Deutschlandchef im Interview mit dem Abendblatt. „Hier wird man aber auch gastronomisch versorgt – egal; ob im Bademantel oder im Anzug.“

Seit einem halben Jahr ist der 52-Jährige auf seinem Posten, und damit verantwortlich für insgesamt neun Meridian-Spa-Anlagen. Fünf davon sind in Hamburg zu finden, wo das Unternehmen 1984 gegründet wurde. Meridian wurde 2020 von der englischen Kette David Lloyd übernommen, die dort mit mehr als 100 Clubs laut Heinze Marktführer sind. Die ersten vier Wochen habe er meist in Großbritannien verbracht, um dort die Firmenphilosophie näher kennenzulernen. „Mich hat in London vor allen Dingen die Größe der David-Lloyd-Anlagen beeindruckt“, sagt Heinze. „Und dort geht man eben auch nicht nur zum Sport, sondern es wird das Clubleben großgeschrieben. Das ist eben das, was wir auch hier bei uns in Deutschland mehr herausstellen möchten.“ Deshalb setze man in den Anlagen verstärkt auf großzügige Lounge- und Arbeitsbereiche, in denen auch regelmäßig Partys und Events stattfinden würden.

Meridian Spa: Unterhaltung der Kunden mit dem Kursangebot

Insgesamt hatte David Lloyd bereits bis Anfang 2022 rund 20 Millionen in die deutschen Clubs investiert, vor allem in die Sport- und Loungebereiche. Das Unternehmen befindet sich im Besitz der TDR Capital LLP mit Sitz in London.

Der neue Deutschlandchef kommt aus der Eventbranche. Schon während seines Studiums der Ingenieurwissenschaften an der Hochschule für Telekommunikation in seiner Heimatstadt Leipzig habe er im UCI-Kino Popcorn verkauft, berichtet Heinze lächelnd. Als Diplom-Ingenieur hat er nie gearbeitet, blieb stattdessen bei UCI, arbeitete sich hoch und wurde bereits 1995, kurz nach dem Abschluss seines Studiums, Chef von dem Dresdner Kino der Gruppe. Bis 2020 blieb der dreifache Familienvater bei dem Unternehmen und war dort von 2014 an als Geschäftsführer für Deutschland und Österreich verantwortlich. Sein Job führte ihn auch immer wieder nach Hamburg, denn hier gibt es drei UCI-Kinos.

Im vergangenen Jahr wechselte Heinze dann komplett in die Hansestadt, wurde Leiter des operativen Geschäfts von Cinemaxx Entertainment und suchte sich ein Zuhause im Umland. Wie kam es jetzt zu dem Branchenwechsel? „Ich wurde angesprochen, und diese Aufgabe hat mich gereizt“, sagt Heinze. „Und sind wir doch ganz ehrlich: Auch im Fitnessbereich unterhalten wir die Kunden, zum Beispiel mit unserem Kursangebot.“

Zahl der Mitglieder ist 2022 gewachsen

Die neun deutschen Clubs hatten vor Corona – der erste Lockdown und damit die zwangsweise Schließung der Anlagen erfolgte Anfang 2020 – rund 45.000 Mitglieder. Durch die Pandemie und die monatelange Schließung hatte die Fitnessbranche stark zu kämpfen und verlor viele Mitglieder. Aktuell hat David Lloyd Meridian Spa & Fitness dem Vernehmen nach deutschlandweit rund 43.000 Mitglieder, davon mehr als 50 Prozent in Hamburg.

Und Jens Heinze zeigt sich zuversichtlich: „Nachdem im Mai 2022 alle Auflagen gefallen sind, erleben wir einen kontinuier­lichen und überproportionalen Zulauf.“ Die Zahl der Mitglieder sei mit Stand Ende November um rund zehn Prozent im Vergleich zum Mai gewachsen. „Wir sind auf der Zielgeraden“, so Heinze. „Einige unserer Clubs haben die Vor-Corona-Zahlen bereits übertroffen. Unser Ziel ist es, schon im ersten Quartal für die Gruppe das Vorkrisenniveau zu erreichen.“

Kinder ab drei Jahren können Sport- und Kreativkurse belegen

Und deshalb gibt es auch immer wieder neue Aktionen. Zuletzt konnten die Mitglieder vor Weihnachten an Familien und Freunde eine kostenlose Probewoche verschenken. „Wir wollen unsere Anlagen präsentieren, und die Menschen kann man am besten für sich gewinnen, wenn sie vor Ort das Sport- und Fitnessangebot erleben und ausprobieren können.“

Außerdem setze man auf Familien. Dafür wurde ein Pilotprojekt zunächst in dem Club an der Quickbornstraße gestartet, das jetzt auf alle Anlagen ausgeweitet wird. „Wir haben ein Angebot für unsere Mitglieder der Zukunft geschaffen, welches sich an Kinder von drei bis zehn Jahren richtet. Sie können speziell konzipierte Sportkurse belegen, wir bieten aber auch Kreativkurse an. Dafür stehen unsere geschulten Mitarbeiter zur Verfügung.“ Ziel sei es, dass die gesamte Familie – zwar räumlich getrennt – aber zusammen unter einem Dach trainiert. Die Teilnahme an dem „Meridini Kids“-Programm kostet für Kinder zwischen drei und zehn Jahren 10 Euro pro Monat.

Aktuell keine Erhöhung der Mitgliedsbeiträge

Kinder unter drei Jahren können derweil kostenlos mit ihren Eltern in den Club und werden betreut, während die Eltern Sport machen. Zudem werden für Jugendliche ab 16 Jahren vergünstigte Mitgliedschaften angeboten. „Immer mehr junge Leute kommen in unsere Clubs, und das ist natürlich eine gute Entwicklung“, sagt Heinze.

Und wie sieht es mit den allgemeinen Konditionen aus? „Aktuell gibt es keine konkreten Pläne zur Erhöhung der Mitgliedsbeiträge, allerdings beobachten und bewerten wir die Situation derzeit auf Wochenbasis“, sagt Heinze. „Wir werden hier sicher keine vorschnelle Entscheidung fällen, nur weil in diesen Zeiten jeder die Preise erhöht.“

Meridian Spa: Der neue Chef beschreibt sich selbst als „fair und herausfordernd“

Das Unternehmen hat rund 1300 Mitarbeiter, davon arbeitet etwa die Hälfte – zum Beispiel Personaltrainer – freiberuflich. Für junge Angestellte, die mal Führungsaufgaben übernehmen könnten, gibt es jetzt ein Entwicklungsprogramm. Der neue Chef setzt auf flache Hierarchien. „Ich bin für alle der Jens. Wir sind ja ein Team und wollen gemeinsam erfolgreich sein.“ Jens Heinze selbst beschreibt sich als „fair und herausfordernd“. Vor seinem Wechsel in die Fitnessbranche sei Sport nicht so sein Steckenpferd gewesen – aber jetzt sei er motiviert und habe das Kurs­angebot „Blaze“ für sich entdeckt. Das sei ein hochintensives Intervalltraining mit einem Mix aus Cardio- und Krafttraining.

So ist der Chef meist auch nicht in seinem Büro in Wandsbek anzutreffen, sondern in den Clubanlagen unterwegs, von denen aus er mobil arbeitet. Dann kann er danach oder auch mal zwischendurch eine Sporteinheit einlegen.