Hamburg. Nach den Feiertagen ist der ideale Zeitpunkt, sich gesünder zu ernähren. Hier beantwortet der Ernährungsmediziner Ihre Fragen.
„Übergewicht ist die Mutter vieler Krankheiten“, warnt der Ernährungsmediziner Dr. Matthias Riedl. Im Podcast „Dr. Matthias Riedl: So geht gesunde Ernährung“ geht der Ernährungsmediziner und Ärztliche Direktor des Medicum Hamburg diesmal auf die Fragen von Lesern und Podcast-Hörern ein. Es geht um Themen wie Intervallfasten, um Makuladegeneration (und was Ernährung bewirken kann) und um das weite Feld Übergewicht, Diabetes und Bauchfett.
Wie kommt man mit nur zwei Mahlzeiten am Tag auf seinen Grundumsatz – ohne Völlegefühl und Bauchschmerzen?
„Grundumsatz ist das, was ich brauche, wenn ich einfach nur den Normalbetrieb erhalten will, ohne dass ich mich groß bewege“, sagt der Ernährungs-Doc. Dafür gebe es Formeln, die aber nur ein grober Anhaltspunkt seien. „Das heißt, wenn man seinen Grundumsatz berechnet – gemessen an Größe und Alter – und kommt beispielsweise auf 2000 Kalorien, kann es sein, dass man in Wirklichkeit nur 1200 Kalorien braucht oder aber 2800. Wenn ich dann die 2000 Kilokalorien essen würde und ich aber 2800 brauche, nehme ich langsam ab. Brauche ich aber in Wirklichkeit 1300, dann würde ich langsam zunehmen.“
Es gebe eine große Varianz beim Energiebedarf, dieser sei auch ein bisschen genetisch vorgeprägt. Man könne folgendermaßen vorgehen: „Wenn der berechnete Grundumsatz, den ich esse, nicht dazu führt, dass ich abnehme, dann habe ich offensichtlich einen viel geringeren Grundumsatz.“ Auf keinen Fall sollte man einfach weiteressen, nur weil man das Gefühl habe, sonst nicht genug zu essen.
Muss man alle sieben Tage die Woche Intervallfasten? „Wenn man das drei-, viermal in der Woche durchhält, ist alles gut. So häufig wie möglich, es hat jedes Mal eine Wirkung – es entspannt den Stoffwechsel und wirkt antientzündlich“, sagt der Ernährungsmediziner. Im Urlaub zu pausieren, wenn man das möchte, sei auch möglich, wobei er das dann besonders gern praktiziere, sagt Dr. Riedl: „Der Urlaub ist ja geradezu ideal. Ich finde Urlaub ist ganz toll, um das zwei Mahlzeiten-Prinzip zu machen.“
Ist das Intervallfasten auch für Menschen mit Gallensteinen geeignet? „Wir wissen, dass starke Gewichtsabnahme Gallensteine fördern kann. Also wenn ich zehn, 20 Kilo abnehme, habe ich ein höheres Risiko für Gallensteine. Aber das Risiko besteht bei Intervallfasten nicht“, sagt der Autor zahlreicher Bestseller über Ernährung. Vor allem das Hoch und Runter von Gewicht fördere Gallensteine. Deshalb seien besonders Frauen davon betroffen, weil durch Schwangerschaften das Gewicht häufig hoch und dann wieder runter geht.
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Worauf kann man achten, wenn beispielsweise die Eltern von der Augenerkrankung Makuladegeneration betroffen sind?
„Wenn ich mir die Krankheiten der Eltern angucke, kann ich auch ein bisschen in meine eigene Zukunft gucken. Das ist nicht immer so, da soll man jetzt nicht frustriert sein, aber bei so was wie Makuladegeneration besteht da schon eine gewisse Neigung“, sagt Dr. Riedl. Besonders Menschen mit heller Haut und blauen Augen seien betroffen. Deshalb sollten diese bei Sonne unbedingt eine Sonnenbrille tragen, rät der Mediziner.
Zwei Elemente in der Ernährung könnten die Makuladegeneration verlangsamen – die Carotinoide Lutein und Zeaxantien. „Die sind im grünen Blattgemüse drin, aber auch in Mais und auch in Orangen. Das gibt es auch als Nahrungsergänzungsmittel, ich würde es aber immer eher als Lebensmittel nehmen, weil wir damit auch noch andere Effekte haben“, rät der Ernährungs-Doc. Er empfiehlt beispielsweise Kohl, der außerdem nebenbei auch noch krebshemmend wirke und einen positiven Effekt auf Blutzucker und Cholesterinwerte hat. „Wenn ich Kohl esse oder oder grüne Bohnen, dann reduziere ich nicht nur mein Risiko für Makuladegeneration, sondern auch noch für andere Zivilisationskrankheiten.“
In Studien sei außerdem nachgewiesen, dass Omega-3-Fettsäuren in ausreichender Menge die Wahrscheinlichkeit für die Makuladegeneration reduzieren können.
Wenn eine Insulinresistenz festgestellt wurde und man verzweifelt versucht abzunehmen, wie kann das trotzdem gelinge
„Insulinresistenz haben viele in der Bevölkerung. Wir gehen davon aus, dass es Völker gibt, wo jeder zweite die Veranlagung dazu hat. Wenn ich noch zu viele Kohlenhydrate esse, wie das in unserer Gesellschaft üblich ist und dieses empfindliche, fragile System damit überlastet ist, dann läuft das heiß“, sagt der Spezialist. „Die Kohlenhydrate als Zucker im Blut versucht der Körper auszuklären, indem er Insulin ausschüttet. Und wenn da zu viele Kohlenhydrate kommen, dann muss er ganz viel Insulin ausschütten.“ Riedl empfiehlt in solchen Fällen Low Carb.
Wie bekommt man den Cholesterinwert in den Griff?
„Cholesterinwerte lassen sich durch eine Gewichtsreduktion beeinflussen, auch durch mehr gesunde Fette. Und die finden wir in Nüssen, in Fischen, aber auch in Fischölkapseln. Und wir können die Cholesterinwerte durch eine Reduktion der Kohlenhydrataufnahme reduzieren und natürlich auch durch mehr Gemüse. Also Nüsse und gesunde Fette höher dosieren, Kohlenhydrate runter“, sagt Riedl.
Wie wird man seinen Bierbauch los?
„Bier enthält Zucker. Also wenn ich viel Bier trinke, nehme ich natürlich auch Kalorien zu mir. Das fördert die Gewichtszunahme, das ist das eine. Aber es gibt Lebensmittel, die ganz gezielt den Stoffwechsel so beeinflussen, dass die Menschen, die davon viel essen, eher einen geringeren Taillenumfang haben.
Das ist bewiesen durch Studien“, so der Internist. Ein Bierbauch entstehe durch ein Zuviel an Kohlenhydraten, möglicherweise zu viele schlechte Fette. „Und genau das muss ich runterfahren. Ich muss schlechte Fette runterfahren, gute Fette hochfahren. Die habe ich in Nüssen, die habe ich in Fisch, die habe ich in Olivenöl, in Rapsöl. Olivenöl macht auch besser satt. Und wer satt ist, ist nicht das Falsche“, sagt Riedl. Kohlenhydrate müsse man reduzieren, „denn der Bierbauch, das sind gespeicherte Kohlenhydrate“. Die richtige Eiweißmenge sei ebenfalls wichtig. „Da sind wir bei 1 bis 1,2 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht, halb pflanzlich aus Nüssen, Hülsenfrüchten beispielsweise oder auch Kohlgemüse und Pilze.“