Trio raubt in nur zwei Minuten rund 70 Luxusuhren. Schlugen die dreisten Täter bereits in Poppenbüttel zu?

  • Räuber-Trio trickst Juwelier an der Ladentür aus
  • Millionen-Raub bei Juwelier H. Spliedt dauerte nicht mal zwei Minuten
  • Landeskriminalamt sieht Parallelen zu Überfall auf Juwelier im AEZ in Poppenbüttel

Es ist der Coup des Jahres: Innerhalb von nicht einmal zwei Minuten haben drei Männer bei einem Überfall auf den Juwelier H. Spliedt Beute in Höhe von rund zwei Millionen Euro gemacht. Der Traditionsjuwelier, der seit 1857 im Geschäft ist, hat neben einem Standort in Kampen auf Sylt seit 2016 auch einen an der Neuen ABC-Straße in Hamburg.

Trickreich verschafften sich die Täter am Dienstag um 17.34 Uhr Zugang zu dem Geschäft. Juweliere, die in dem Segment wie H. Spliedt tätig sind, lassen aus Sicherheitsgründen Kunden nur nach einer optischen Kontrolle in die Verkaufsräume. So hatte zunächst auch nur einer der Männer an der Tür geklingelt, der so wirkte, als sei er ein ganz normaler Kunde.

Juwelier Spliedt in Hamburg ausgeraubt – Polizei schnell vor Ort

Kaum war die Tür offen, stürmten mit ihm zwei mit Sturmhauben maskierte Männer in den Laden, in dem sich zu der Zeit die beiden Geschäftsführer Delficus Graf Douglas und Lucas Graf Strachwitz befanden. Einen der Inhaber bedrohten die Täter mit einer Schusswaffe und brachten ihn zu Boden.

Während ein Täter den 33-Jährigen fixierte, zerschlugen seine Komplizen mit Vorschlaghämmern die Vitrinen. Dann raubten sie Schmuck, aber vorwiegend Uhren. Es waren rund 70 hochwertige Zeitmesser – der Juwelier führt Marken wie Patek Philippe, Hublot, Rolex oder Audemars Piguet –, die die Täter in zwei schwarze Sporttaschen stopften.

Die Polizei, die ihre Wache gleich um die Ecke an der Caffamacherreihe hat, war schnell vor Ort. Der zweite Geschäftsführer (39) hatte den Überfall bemerkt, sich im oberen Geschoss im Büro eingeschlossen und den Überfallalarm ausgelöst. Trotzdem waren die Täter beim Eintreffen der ersten Einsatzkräfte bereits entkommen.

Juwelier löste unbemerkt Überfallalarm aus

Es gibt Hinweise, dass die Täter mit E-Scootern flüchteten.
Es gibt Hinweise, dass die Täter mit E-Scootern flüchteten. © Unbekannt | Michael Arning

Nach ersten Erkenntnisse flüchteten sie in Richtung Rödingsmarkt, wobei sie für einen Teil der Strecke auch E-Scooter benutzt haben dürften. Zwei dieser Elek­troroller sowie schwarze Einweghandschuhe stellten die Polizei im Bereich Stadthausbrücke sicher. Zudem setzte die Polizei zwei Personenspürhunde ein, die die Fährte bis zum Rödingsmarkt verfolgen konnten. Dennoch entkamen die Räuber.

Der Fall ist mittlerweile vom LKA 44 übernommen worden, der Dienststelle im Landeskriminalamt, die die „besonderen Fälle“ vor allem aus dem Bereich Raub und Erpressung übernimmt. Es ist kein Zufall, dass dieselbe Dienststelle auch den Raub auf den Juwelier Cabochon im Als­tertal-Einkaufszentrum bearbeitet.

Dieser wurde Anfang des Monats ebenfalls von drei Männern überfallen, die mit Vorschlaghämmern auf Vitrinen eindroschen. In dem Fall hatte das Sicherheitsglas gehalten. Nun wird intensiv geprüft, ob eine Verbindung zwischen den Taten besteht und es dieselben Räuber waren, die an der Neuen ABC-Straße zuschlugen.

Vitrinen in dem Juwelier-Geschäft wurden mit einem mächtigen Hammer zerschlagen.
Vitrinen in dem Juwelier-Geschäft wurden mit einem mächtigen Hammer zerschlagen. © Unbekannt | Michael Arning

Überfall auf Juwelier Spliedt: Beute wohl nur schwer verkäuflich

Auch wenn der Wert der Beute zunächst sehr hoch erscheint: Die Täter dürften es schwer haben, die Luxusuhren zu einem guten Preis zu verkaufen. Gerade bei teuren Uhren spielen die dazugehörigen Echtheitszertifikate eine entscheidende Rolle.

Wie wichtig sie sind, zeigt ein anderer spektakulärer Fall. Im Januar war ein Gastronom in der HafenCity überfallen worden. Die Täter raubten unter anderem drei Rolex-Uhren im Wert von 100.000 Euro. Weil sie die nicht loswurden, versuchten sie später in die Wohnung ihres Opfers einzubrechen, um die Zertifikate für die drei Luxusuhren zu stehlen. Das misslang. Die Täter sind mittlerweile ermittelt und erst vor wenigen Tagen zu längeren Haftstrafen verurteilt worden.

Im aktuellen Fall werden nun Videoaufnahmen ausgewertet. Die Polizei hofft  auf Zeugenhinweise. Die Täter werden als teilweise sehr schlank beschrieben, sie sollen dunkle Daunenjacken und einer von ihnen eine schwarze Mütze getragen haben. Hinweise nimmt die Polizei unter der Telefonnummer 040/4286-56789 und in allen Dienststellen entgegen.