Nutteln (dpa/lno). Trockengelegte Moore schaden dem Klima, nasse nützen ihm - deshalb sollen in Schleswig-Holstein viele Moore wieder nass werden. Diverse Vorhaben dazu laufen im Norden. Ein Projekt im Kreis Steinburg schaut sich der Ministerpräsident genauer an.

Moore haben das Zeug zum Klimaschützer. Weil Schleswig-Holstein reich an Mooren ist, setzen Naturschutz und Landesregierung auf dieses Potenzial. Das Problem: Viele Moore sind seit Jahrzehnten trockengelegt und schaden dem Klima, statt es zu schützen. Beim Besuch eines Projekts der Stiftung Naturschutz in Nutteln im Kreis Steinburg informierte sich Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) am Montag darüber, wie die Wiedervernässung von Mooren funktionieren kann.

„Schleswig-Holstein gehört zu den moorreichsten Bundesländern und auf unserem Weg zur Klimaneutralität ist dies ein wichtiger Faktor“, sagte Günther. „Durch die Wiedervernässung und Renaturierung von Moorböden schaffen wir nicht nur einen beachtlichen CO2-Speicher, sondern sichern zugleich Lebensräume für viele Tier- und Pflanzenarten.“

Nach Angaben des Umweltministeriums gibt es rund 130.000 Hektar Moorfläche in Schleswig-Holstein, mehr als acht Prozent der Landesfläche. Der größte Teil wird landwirtschaftlich genutzt. Im trockenen Moor wird nach und nach der Torf zersetzt. Dabei entweichen unter anderem große Mengen Kohlendioxid (CO2) in die Atmosphäre und treiben den Klimawandel voran. Außerdem sackt der Boden ab.

Deshalb werden entwässerte Moore in Schleswig-Holstein wieder vernässt. Das stoppt die Zersetzung, es beginnt neues Wachstum von Torfmoosen. Nasse Moore haben weitere positive Effekte zum Beispiel auf die Biodiversität, weil sie Lebensraum für zahlreiche Pflanzen- und Tierarten bieten.

In Schleswig-Holstein stammen nach Angaben der Stiftung Naturschutz rund 2,8 Millionen Tonnen CO2 jährlich aus trockengelegten Mooren. Das ist etwa so viel, wie alle Personenwagen im Land verursachen. In ganz Deutschland kommen demnach sieben Prozent der CO2-Emissionen aus entwässerten Mooren.

Beim Projekt Herrenmoor, das Günther besuchte, geht es um 260 Hektar Fläche und eine Einsparung von 2600 Tonnen CO2-Äquivalenten im Jahr. 255 Hektar gehören der Stiftung Naturschutz, 5 Hektar der Gemeinde Nutteln. Seit einigen Wochen läuft der erste Bauabschnitt, der zweite startet im Herbst nächsten Jahres. Das Projekt ist bis 2027 ausgelegt. Das Wasser wird stufenweise angestaut, damit wertvolle Pflanzenbestände sich an höhere Wasserstände gewöhnen können und Tiere wie Kreuzotter und Moorfrosch nicht während Winterruhe ertrinken.

Aus Sicht der Stiftung Naturschutz ist Schleswig-Holstein mit seinem Kurs Vorreiter in Deutschland und Vorbild für die Moorschutzstrategie des Bundes. Fast 90 Prozent der Moore in Deutschland waren künstlich entwässert worden, um die Flächen landwirtschaftlich zu nutzen. Trockengelegte Moorböden stoßen aber große Mengen Kohlendioxid aus. In Schleswig-Holstein tragen sie sogar mit zwölf Prozent zur gesamten Treibhausgas-Emission bei. Deshalb soll Wasser zurück in viele Moore. Intakte Moore, in denen Torfmoose wieder wachsen, entziehen der Atmosphäre aktiv Kohlendioxid und speichern es in organischer Pflanzenmasse.

Das Projekt im Herrenmoor zeige eindrucksvoll, wie biologischer Klimaschutz in Schleswig-Holstein gelebt wird, kommentierte Regierungschef Günther. „Jede Tonne CO2, die nicht mehr aus dem Moorboden kommt, ist ein direkter Beitrag zum Klimaschutz“, erläuterte die Vorstandsvorsitzende der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, Sandra Redmann. „Jeder Hektar intaktes Moor hilft, die Artenvielfalt bei uns in Schleswig-Holstein zu erhalten.“