Hamburg. Bei Erdarbeiten auf dem Gelände waren Bauarbeiter auf einen besonderen Stein gestoßen. Dieser hat eine lange Historie.

Einst markierte er die Grenze zwischen zwei Staaten, am Mittwoch wurde der historische Stein von 1864 auf dem Gelände des Eimsbütteler Turnverbandes e. V. (ETV) am Sportzentrum Hoheluft neu gesetzt. „Wir sind jetzt ein hamburgisch-dänischer Verein“, scherzte Frank Fechner, 1. Vorsitzender des ETV bei der kleinen Zeremonie.

Wolf-Rüdiger Wendt, der ein Faible für historische Grenzsteine hat, hatte zu Beginn der Bauarbeiten für das neue Sportzentrum darauf hingewiesen, dass auf dem ETV-Gelände zwei historische Grenzsteine aus den Jahren 1798 und 1864 vermutet würden.

Der pensionierte Vermessungsingenieur beschäftigt sich seit mehr als 30 Jahren mit den alten Grenzen in der Hansestadt und ist ehrenamtlich für das Denkmalschutzamt tätig. Hamburg war ja nicht immer die ausgedehnte Großstadt, die sie heute ist. Und die oftmals versteckten Grenzsteine geben Hinweise darauf, wie das Stadtgebiet früher aufgeteilt war.

Die Grenzsteine waren 1936 versenkt wurden

Bei Erdarbeiten auf dem Gelände waren die Bauarbeiter auf einen der historischen Grenzsteine gestoßen. Diese seien 1936 beim Bau von Tennisplätzen unter der Oberfläche versenkt worden, so Wendt. Nachdem bei den ersten Bauarbeiten nichts gefunden wurde, entdeckten die Landschaftsbauer Volker Ramm und Tobias Thomas bei Erdarbeiten für die vorderen drei Tennisplätze schließlich einen der gesuchten Grenzsteine. „Da waren viele Altlasten im Boden, deshalb mussten wir tief buddeln“, sagt Volker Ramm. So seien sie fündig geworden.

Nachdem der Stein in die Erde gesenkt wurde, ließ Wendt eine Flasche in den freigebliebenen Spalt gleiten. Enthalten sind seinen Angaben zufolge Dokumente, ein Abendblatt-Artikel über die Bauarbeiten des ETV und Kleingeld. „Das macht man so“, sagt der 81-Jährige, falls der Stein in 100 Jahren mal umgesetzt werde, wüssten die Menschen dann Bescheid über die Hintergründe.

Lokstedt war früher unter dänischer Herrschaft

Landschaftsbauer Volker Ramm bereitet den Stein vor.
Landschaftsbauer Volker Ramm bereitet den Stein vor. © Elisabeth Jessen | Elisabeth Jessen

Der gefundene Grenzstein hat eine lange Historie. „Hier ist Lokstedt/Holstein unter dänischer Hoheit, hier ist Hamburg/Eppendorf, insofern ist das ein wichtiges Dokument unserer Geschichte“, sagt Wendt. Zur damaligen Zeit habe dieser Stein die Grenze zwischen dem Ort Lokstedt auf dem Gebiet des damaligen Herzogtums Holstein und der Freien und Hansestadt Hamburg markiert. Lokstedt stand früher unter dänischer Herrschaft.

„Durch den Deutsch-Dänischen Krieg von 1864 wurde das Herzogtum Holstein durch das „Besitzergreifungspatent“ vom 12. Januar 1867 in den preußischen Staat eingeführt. Durch diese Handlung wurde die Grenze eine Grenze zwischen Preußen/Lokstedt und der Freien und Hansestadt Hamburg/Eppendorf. Durch das Groß- Hamburg-Gesetz vom 1. April 1937 wurden die Städte Altona, Wandsbek, Harburg und mehrere preußische Ortschaften der Freien und Hansestadt zugeführt. Der Grenzstein ist somit ein Zeuge unserer politischen Vergangenheit“, so Wendt.

H.P steht für Herrschaft Pinneberg

Er erklärt auch die Gravur auf dem Grenzstein: „H.P steht für Herrschaft Pinneberg. Um Hamburg herum waren Amtssitze, einer war Pinneberg. Lit. B steht für Buchstabe B, es gab den Buchstaben A, der verschollen ist, den Stein und den Stein C, der erhalten ist. Der Setzungszeitraum war 1864.“ Er dankte Ramm und Thomas, die den Stein so sorgsam geborgen und wieder so sorgsam gesetzt haben.

Angst, dass der Stein geklaut wird, hat offenbar niemand. Denn er wurde nur in der Erde versenkt. Der sei aber so schwer, der sei von Menschenhand nicht zu bewegen, sagt Volker Ramm. Eine Tafel mit einer Inschrift wird noch angefertigt.

Die Steinsucher sind per Rad unterwegs

Wolf-Rüdiger Wendt wird mit seinem Freund Ingo Zumbroich und einem kleinen Kreis von Gleichgesinnten weiter jede Woche mit dem Rad durch Hamburg streifen und alte Grenzsteine aufspüren und sichern. „Gerade jetzt, wo so viele Radwege gebaut werden, sorgen wir auch dafür, dass sie nach den Bauarbeiten wieder an ihren Platz kommen.“