Kiel (dpa/lno). Jugendliche ohne Schulabschluss - das kommt im Norden häufiger vor als anderswo in Deutschland. Diese Mädchen und Jungen haben es auf dem Arbeitsmarkt besonders schwer. Mit einem flächendeckenden Ausbau der Jugendberufsagenturen will die SPD gegensteuern.
Die SPD im Kieler Landtag fordert Konsequenzen aus der anhaltend hohen Zahl von Mädchen und Jungen ohne Schulabschluss. In einem Antrag an das Parlament verlangt die Fraktion, flächendeckend Jugendberufsagenturen einzurichten. Diese sollen verbindlich alle Schülerinnen und Schüler ab Klasse 8 im Blick behalten und sicherstellen, dass niemand nach Verlassen der Schule ohne ein konkretes Anschlussangebot bleibt.
Die Agenturen helfen beim Übergang von der Schule in das Berufsleben mit Beratung und Vermittlungsangeboten. Im Jahr 2021 hatten 2012 junge Menschen die Schulen in Schleswig-Holstein ohne Abschluss verlassen. Das waren etwas weniger als 2020 (2283) und 2019 (2673). In den vergangenen Jahren lag der Norden aber über dem Bundesdurchschnitt. 2019 zum Beispiel hatten hier 9,2 Prozent der Schüler keinen Abschluss, während es bundesweit 7 Prozent waren.
Dabei variieren die Zahlen von Kreis zu Kreis. „So ist die Wahrscheinlichkeit, die Schule ohne Abschluss zu verlassen, im Kreis Ostholstein doppelt so hoch wie im benachbarten Kreis Stormarn“, sagte der SPD-Bildungspolitiker Martin Habersaat der Deutschen Presse-Agentur. „Generell gilt: Es ist nicht hinnehmbar, dass so viele junge Menschen durchs Raster fallen.“
Viele Anschlussperspektiven und Bildungsverläufe ließen sich statistisch nicht verfolgen. „Wir wissen nicht, was aus diesen jungen Menschen wird“, kritisierte Habersaat. „Wer seine Schulkarriere abbricht, wird möglicherweise jahrelang nicht darauf angesprochen.“ Mehr Jugendberufsagenturen im Land könnten nach Ansicht Habersaats wichtige Beiträge leisten, solche Defizite abzubauen. Die SPD will mit ihrem Antrag daher die Landesregierung beauftragen, mit den kommunalen Spitzenverbänden die landesweite Einrichtung solcher Agenturen herbeizuführen. Diese gibt es laut Bildungsministerium derzeit in elf Kreisen und kreisfreien Städten mit insgesamt 20 Standorten. In den Kreisen Rendsburg-Eckernförde, Steinburg und Ostholstein sind sie seit längerem geplant.
CDU und Grüne hätten im Koalitionsvertrag vereinbart, in allen Regionen des Landes Jugendberufsagenturen als effizientes Unterstützungssystem einzurichten, erklärte der CDU-Abgeordnete Peter Knöfler zur SPD-Forderung. Sie sollten flächendeckend in allen Kreisen und kreisfreien Städten eingerichtet werden.