Hamburg. Nach jahrelangem Rückgang steigen die Zahlen in diesem Jahr deutlich. Zur dunklen Jahreszeit bietet Kripo Beratung an.
Sechs Jahre lang gingen die Einbruchszahlen in Hamburg zurück. Dieser Trend ist offensichtlich beendet. Bereits Ende September wurden von der Polizei in der Hansestadt 2020 Taten registriert. 2021 waren es im gesamten Jahr 2204 Wohnungseinbrüche, die zur Anzeige kamen.
Der Anstieg der Taten dürfte auch mit dem Wegfall von Reisebeschränkungen durch Corona im Zusammenhang stehen. Reisende Täter, die Hamburg als Ziel für ihre Einbrüche haben, kommen offenbar wieder vermehrt in die Stadt.
Polizei Hamburg: Zahl der Einbrüche steigt auch saisonbedingt
Mit dem Beginn der dunklen Jahreszeit steigen wieder die Einbruchszahlen. Das dürfte auch in diesem Jahr wieder so sein. 2019, das Jahr vor Corona, bildet diese Entwicklung exemplarisch ab.
Nach hohen Zahlen im Januar 2019, in dem rund 500 Wohnungseinbrüche begangen wurden, ging die Zahl bis April auf unter 200 zurück, bevor es im November und Dezember einen deutlichen Anstieg gab. Das wird, so sind sich Experten sicher, auch in diesem Jahr wieder so sein.
Bei mehr als der Hälfte der Einbrüche blieb es beim Versuch
Ein kleiner Trost: Im Vergleich zu 2019, als bis September 3233 Taten angezeigt wurden, sind die Zahlen in diesem Jahr noch um 37 Prozent niedriger. Ebenfalls positiv: In diesem und auch im vergangenen Jahr lag der Anteil der Fälle, bei denen es bei einem Einbruchsversuch blieb, über 50 Prozent.
Die hohe Zahl der Versuche, da ist sich Hauptkommissar Rüdiger Lenk von der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle sicher, liegt an den Sicherungsmaßnahmen. Die meisten Täter brechen ab, wenn sie merken, dass sie nicht schnell in ein Haus oder eine Wohnung kommen. Die Masse der Einbrecher, egal ob eingereister Profi oder Gelegenheitstäter, hebelt mit einem großen Schraubendreher Fenster oder Türen auf. Klappt das nicht schnell, zieht er zur nächsten Wohnung oder Haus weiter, um es dort zu versuchen.
"Dacheinsteiger" sind absolute Ausnahme
Besonders versierte Täter wie die berüchtigten „Dacheinsteiger“, die von oben in Häuser eindringen und dabei schon durch die Zerstörung von Teilen der Dachkonstruktion einen großen Schaden anrichten, sind die absolute Ausnahme. Seitdem die Sicherheitsbehörden 2018 im Rahmen einer gemeinsamen Aktion von Europol, des Hamburger Landeskriminalamtes (LKA) und der Polizei Moldawiens mehrere der Täter in der moldawischen Hauptstadt Chisinau aus dem Verkehr zogen, ging die Zahl solcher Einbrüche, die sich auch durch besonders hohe Beute auszeichneten, deutlich zurück.
Bis dahin hatten die Täter einen Schaden von rund 20 Millionen Euro angerichtet. Auf die Spur kam die Polizei der Bande durch DNA, die an einem Einbruchstatort gesichert wurde und zu der die französische Polizei einen Namen liefern konnte. Nach dem Schlag waren es nur noch Einzelfälle, die die Polizei beschäftigen.
Sicheres Fensterglas kann Einbrecher aufhalten
„Wer sich Einbruchsschutz nach DIN 1627 mit der Widerstandsklasse 2 einbauen lässt, ist schon einmal gut beraten“, sagt Lenk. Das seien Einbruchshemmnisse „aus einem Guss“. Bei einem Fenster bedeutet dies, dass durchwurfhemmendes Glas verwendet wurde. „Schon das hält die allermeisten Täter ab“, weiß der Hauptkommissar. Für besonders schlecht einsehbare Zugänge zum Haus kann man darüber nachdenken, auf Widerstandsklasse 3 aufzurüsten.
Die drei höheren Klassen (es gibt sechs) sind in der Regel nichts für den Privatgebrauch, da im großen Umfang auch bauliche und statische Veränderungen für den Einbau nötig sind.
Gesamte Stadtgebiet ist von Einbrüchen betroffen
Sich darauf zu verlassen, dass man schon nicht Opfer eines Einbruchs wird, sollte man nicht. Laut Erkenntnissen des LKA 19, zuständig für organisierte Einbruchskriminalität, ist das gesamte Stadtgebiet von Einbrüchen betroffen. Dominierend seien bei den reisenden Tätern drei Gruppen, Albaner, Roma und Chilenen.
Der Unterschied: Während albanisch geprägte Tätergruppen eher Einfamilienhäuser als Ziel von Einbrüchen bevorzugen, suchen die beiden anderen Gruppen eher in Mehrfamilienhäusern Tatgelegenheiten, weiß die Polizei.
Die Soko „Castle“ schaffte es, die Zahl der Einbrüche zu senken
Auch wenn die Einbruchskriminalität trotz Steigerung auf einem niedrigen Stand ist, gehört sie zu den Prioritäten der Kriminalitätsbekämpfung in Hamburg. 2015 war, nach mehreren Jahren steigender Einbruchszahlen, die Soko „Castle“ gegründet worden. In dem Jahr wurden in Hamburg 9006 Einbrüche angezeigt. Das war der höchste Stand seit 2007. Schon nach einem Jahr wurden Rückgänge bei der Einbruchskriminalität festgestellt.
Der Trend hielt bis zu diesem Jahr an. Aus der Soko wurde im April 2018 die erste Dienststelle LKA 19, die vor allem versucht, Mehrfachtäter aus dem Verkehr zu ziehen. Im vergangenen Jahr gab es mit den 2204 Taten einen historischen Tiefststand.
Tipps gegen Einbrüche: Zeitschaltuhren und Bewegunsmelder
Wenn die Uhren am 30. Oktober wieder umgestellt werden, setzt die Dämmerung eine Stunde früher ein. Gerade jetzt sollte man deshalb für Sicherheit sorgen. Helfen können beispielsweise Lampen rund um das Haus, die per Bewegungsmelder zu leuchten beginnen, wenn sich eine Person nähert.
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Per Zeitschaltuhr lassen sich auch Lampen im Innern steuern, die potenziellen Einbrechern vorgaukeln, die Bewohner seien zu Hause. Beim Verlassen des Hauses sollte man Fenster nicht auf kipp stehen lassen.
Polizei Hamburg bietet Beratung für alle an
Wer sich richtig absichern möchte, für den ist guter Rat billig. Die kriminalpolizeilichen Berater bieten kostenlos Termine an. Selbst eine Beratung im eigenen Heim ist möglich. Allerdings rät Lenk zum Besuch der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle am Polizeirevier 14 in der Caffamacherreihe. Dort kann verschiedene Sicherheitstechnik vorgeführt werden.
Wer Interesse hat, sollte sich den 30. Oktober vormerken. Pünktlich zum Beginn der dunklen Jahreszeit gibt es in der Dienststelle von 11 bis 16 Uhr einen „Tag der offenen Tür“. Für 12 Uhr und 14 Uhr sind Vorträge geplant.