Hamburg. Wie oft welche Tat in Hamburg begangen wird, haben wir nachgerechnet. Außerdem: So hoch sind die Aufklärunsquoten.
Alle zwei Minuten und 48 Sekunden wurde im vergangenen Jahr in Hamburg eine Straftat begangen. Die Spanne reicht vom einfachen Diebstahl bis hin zum Tötungsdelikt, insgesamt waren 186.403 Taten ein Fall für die Polizei. Das Abendblatt hat nachgerechnet und eine „Krimi-Uhr“ erstellt. Sie zeigt an, wie oft welche Delikte statistisch gesehen in Hamburg verübt werden.
Mord und Totschlag gelten als die schlimmsten Verbrechen, mit denen es die Polizei zu tun hat. In Hamburg rückt alle 99 Stunden und 33 Minuten die Mordkommission zu einem Tatort aus. Bei den meisten der 88 Fälle blieb es bei einem Versuch. Die Aufklärungsquote ist hoch, 90,9 Prozent der Taten wurden von der Mordkommission aufgeklärt.
Polizei Hamburg: Alle 3 Minuten wird eine Straftat begangen
Alle 43 Stunden und 22 Minuten passierte 2021 in Hamburg eine Vergewaltigung oder besonders schwere sexuelle Nötigung. Hier wurden insgesamt 202 Taten registriert. Auch in diesem Bereich ist die Aufklärungsquote mit 82,2 Prozent überdurchschnittlich hoch. Die Zahl der Sexualdelikte an sich ist deutlich höher. Hier gab es statistisch alle 204 Minuten und 54 Sekunden einen Fall. 2565 Fälle wurden angezeigt. Die Taten betragen 1478 Opfer, von denen 85,9 Prozent Frauen oder Mädchen waren. Alarmierend auch: 322 dieser Opfer waren noch Kinder.
Geraubt wird in Hamburg seltener. Alle 359 Minuten und 30 Sekunden, also grob gesagt alle sechs Stunden, ereignete sich in der Stadt ein Raubüberfall. Insgesamt waren es 1462 Taten – das ist der niedrigste Stand seit Jahrzehnten. Auch hier ist die Aufklärungsquote überdurchschnittlich hoch: Gut jede zweite Tat konnte von der Polizei aufgeklärt werden.
Körperverletzung: Polizei in Hamburg häufig im Einsatz
Geht es um Körperverletzungen, ist die Polizei häufig im Einsatz. Alle 28 Minuten und 11 Sekunden kommt es zu einer solchen Tat. Körperverletzungen sind ein Massendelikt. Körperverletzungen machen zehn Prozent der Gesamtkriminalität aus. Auch hier ist die Aufklärungsquote weit überdurchschnittlich: 83,7 Prozent der Taten wurden geklärt. Täter und Opfer kennen sich oft. Der Anteil der schweren und gefährlichen Körperverletzungen ist deutlich niedriger. Allerdings musste die Polizei im vergangenen Jahr statistisch immer noch alle 103 Minuten und 58 Sekunden deswegen ausrücken.
Bei den Eigentumsdelikten sind die Zahlen deutlich höher als bei Rohheits- und Gewaltdelikten. Diebstahl machte 2021 genau 38,2 Prozent der Gesamtkriminalität in Hamburg aus. Statistisch gesehen schlug vergangenes Jahr alle sieben Minuten und 23 Sekunden in Hamburg ein Dieb zu. Tatsächlich dürfte die Zahl der Taten höher sein. Die Polizei rechnet mit einem großen Dunkelfeld.
Alle vier Stunden kommt es zu einem Einbruch
Ein besonderes Augenmerk liegt auf dem Wohnungseinbruch. Hier kam es letztes Jahr alle 238 Minuten und 30 Sekunden, also rund alle vier Stunden, zu einer Tat. Bei rund der Hälfte der 2204 Taten blieb es beim Versuch. Die Aufklärungsquote ist mit 8,2 Prozent unterdurchschnittlich. Das ist typisch für Eigentumsdelikte, wo es zwischen Täter und Opfer keinen oder nur einen unbemerkten Kontakt gibt. Das gilt auch beim Taschendiebstahl, der sich alle 80 Minuten und 37 Sekunden ereignet.
Seltener wird ein Auto gestohlen. Die Polizei zählte 2021 in Hamburg 1293 Fälle. Statistisch waren das alle 443 Minuten und 17 Sekunden ein Fahrzeug. Nur bei einem kleinen Teil blieb es beim Versuch. Die Aufklärungsquote ist mit 10,8 Prozent unterdurchschnittlich, aber für Eigentumsdelikte ganz ordentlich.
Jede halbe Stunde wird ein Fahrraddiebstahl angezeigt
Deutlich häufiger wurden in Hamburg Autos aufgebrochen oder Teile wie Scheinwerfer oder teure Alufelgen abgebaut. Alle 39 Minuten und 17 Sekunden passierte so ein Fall. Hier lohnt sich ein Blick in die Vergangenheit: 1992 wurde in Hamburg etwa alle acht Minuten ein Fahrzeug aufgebrochen. Damals waren meist die Autoradios Ziel von Tätern, die oft so ihre Drogensucht finanzierten..
Wer ein Fahrrad besitzt, musste in Hamburg gut aufpassen: Alle 36 Minuten und 48 Sekunden wurde im vergangenen Jahr statistisch gesehen ein Fahrraddiebstahl angezeigt. 14.300 Taten registrierte die Polizei. Die Aufklärungsquote lag bei mageren 3,9 Prozent.
St. Pauli und St. Georg haben überdurchschnittliche Kriminalitätsbelastung
Die meisten Straftaten werden im Bezirk Mitte erfasst. Alle sieben Minuten und 45 Sekunden wird eine Tat angezeigt. Dass so viele Taten in dem Bezirk passieren, liegt an den Stadtteilen St. Georg und St. Pauli, die als Bahnhofs- und Vergnügungsviertel eine weit überdurchschnittliche Kriminalitätsbelastung haben. An zweiter Stelle folgt der Bezirk Wandsbek, wo alle 17 Minuten und 44 Sekunden eine Straftat erfasst wurde. Dieser Bezirk ist sehr bevölkerungsreich.
Es folgen die Bezirke Nord, Altona und Eimsbüttel, wo die Zeitabstände zwischen zwei Straftaten 20 Minuten und 53 Sekunden, 21 Minuten und 4 Sekunden sowie eine halbe Stunde betrugen. Im Bezirk Harburg passierte alle 32 Minuten und 32 Minuten eine Straftat, die der Polizei bekannt wurde. In Bergedorf wurde statistisch gesehen alle 53 Minuten und 53 Sekunden eine Anzeige wegen einer Straftat erstattet.
Polizei Hamburg: "Belastung für Bürger immer noch hoch"
„Die Zahlen zeigen schon eindrucksvoll, dass auch bei einer in den letzten Jahren gesunkenen Kriminalitätsentwicklung die Belastung für den Bürger immer noch hoch ist“, sagt Thomas Jungfer, Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG). „Man kann, auch angesichts drohender sozialer und gesellschaftlicher Veränderungen, daher nur davor warnen, in den kommenden Jahren im Bereich innere Sicherheit zu sparen.“