Hamburg.
Die Bundesregierung verspricht sich von strengen Klimaregeln für die Schifffahrt einen Schub für die europäische Schiffbauindustrie. «Die Märkte wachsen. Aber wenn wir sehen, wo die Aufträge erteilt werden, dann ist es leider nicht in Europa», sagte die maritime Koordinatorin der Regierung, Claudia Müller, am Dienstag zum Auftakt der Schiffbaumesse SMM in Hamburg. «Eine der großen Chancen, die wir haben, ist sicherlich die Entwicklung neuer Technologien und deren Umsetzung. Daher können strengere Regeln auf lange Sicht gerade dem europäischen Markt helfen.»
Ein entscheidender Schritt muss aus Müllers Sicht die Einführung eines Preises für den Ausstoß des klimaschädlichen Gases CO2 sein, wie er bereits heute im Luftverkehr existiert. «Klimaverschmutzung muss einen Preis bekommen. Klimafreundliche Lösungen müssen auch die wirtschaftlicheren werden», sagte Müller der dpa. «Die Industrie ist bereit. Teile der Branche sagen auch, das ist ein Impuls für neue Technologien.»
Mit den geplanten Klimazielen der EU («Fit for 55») kann Europa aus Sicht Müllers auch global zum Motor für den klimaneutralen Umbau der Schifffahrt werden. Die für Umweltvorgaben in der globalen Schifffahrt maßgebliche Weltschifffahrtsorganisation IMO peilt bislang relativ unverbindlich an, den Ausstoß des klimaschädlichen Gases Kohlendioxid bis 2050 lediglich zu halbieren und erst zum Ende des Jahrhunderts klimaneutral zu sein. «Aus meiner persönlichen Sicht glaube ich nicht, dass das Ziel in Stein gemeißelt ist», sagte Müller. «Ich denke, dass wir regionale Regelungen sehen werden, die dann irgendwie auch sehr ähnlich sein werden, und das würde die Entwicklung auf der IMO-Ebene vorantreiben.»
Rund 90 Prozent des weltweiten Welthandels werden über die internationale Schifffahrt abgewickelt. Diese ist für zwei bis drei Prozent aller CO2-Emissionen verantwortlich.
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