Hamburg (dpa/lno). Vor gut 25 Jahren verkündete Hamburgs damaliger Bürgermeister Henning Voscherau eine Vision: Die Hamburger City sollte wieder an die Elbe zurückkehren. Inzwischen ist die Idee mit dem neuen Stadtteil Hafencity längst Wirklichkeit.
Mehr als 20 Jahre nach dem Start der Bauarbeiten für die Hamburger Hafencity stehen immer noch Baukräne im neuen Stadtteil an der Elbe. «Wir sehen in der Hafencity an vielen Stellen große Baufortschritte», sagte der Chef der Hafencity Hamburg GmbH, Andreas Kleinau, der dpa. «Das zentrale Überseequartier wächst sichtbar in die Höhe und Schritt für Schritt beginnt der Innenausbau. Am Strandkai wird mit den Fassaden an den Gebäuden bis Ende des Jahres ein beeindruckendes Stück Stadt am Wasser erkennbar sein.»
Besonders deutlich zeige sich die hohe Dynamik im östlichsten Quartier Elbbrücken, sagte Kleinau. «Dieses größte Quartier der Hafencity ist ein beeindruckendes Experimentierfeld für nachhaltiges Bauen, für digitale Infrastrukturen sowie für smarte Betriebs- und Nutzungskonzepte.»
Zu den spektakulärsten Projekten zählt der rund 245 Meter hohe Elbtower, der bis Ende 2025 unmittelbar neben den Elbbrücken errichtet werden soll. Derzeit laufen dort die Gründungsarbeiten, der Hochbau für das fast eine Milliarde Euro teure Projekt soll um den Jahreswechsel 2022/23 herum beginnen. Eine riesige Baustelle ist auch das Westfield Hamburg-Überseequartier, ein eigener Stadtteil im Stadtteil, der laut Hafencity GmbH «alle Aspekte des Lebens, wie Wohnen, Arbeiten und Freizeit, dynamisch verbindet». Investitionsvolumen laut Hafencity GmbH: Mehr als eine Milliarde Euro.
Viel beachtet ist auch das Hochhaus «Roots», das bis Ende 2023 im Elbbrücken-Quartier entsteht. Das Besondere daran: Das 18 Geschosse und 65 Meter hohe Wohnhaus wird bis auf den Sockel und die unteren Geschosse komplett aus Holz gefertigt sein. Auch die Hafencity GmbH selbst ist Bauherrin eines ambitionierten Projekts: Ihr neuer Unternehmenssitz in der westlichen Hafencity soll als «Null Emissionshaus über den gesamten Lebenszyklus CO2-neutral sein, von der Errichtung über den Betrieb bis zu Rückbau und Entsorgung».
Die Idee für die Hafencity war von Hamburgs früherem Bürgermeister Henning Voscherau 1997 in einer Rede im Übersee-Club präsentiert worden. «Die Vision von der Rückkehr der Innenstadt an das Wasser mit Arbeiten, Freizeit und Wohnen kann Realität werden», sagte der SPD-Politiker damals. «Die unterschiedlichen Erlebnisräume von Alster und Elbe, die das Bild Hamburgs in der Welt geprägt haben, kommen wieder zusammen.» Voscherau sprach von einem «Wendepunkt» nach hundertjähriger Hafennutzung in dem riesigen Areal und rechnete damit, dass die Umwandlung des Hafenrandes eine Generation in Anspruch nehmen würden.
Gut 25 Jahre nach Voscheraus wegweisender Rede ist die Vision des früheren Regierungschefs längst Realität. Aktuell leben nach Angaben der Entwicklungsgesellschaft rund 7000 Menschen in der Hafencity, rund 4000 Wohnungen sind fertig gestellt. Darüber hinaus haben rund 15.000 Menschen dort ihren Arbeitsplatz. «Die Hafencity ist größtenteils durchgeplant», 85 Projekte seien fertiggestellt, 55 in Bau oder in Planung. «Es gibt nur noch wenige freie Baufelder in der östlichen Hafencity.» Wenn der Stadtteil in wenigen Jahren vollendet ist, soll es dort 7500 Wohnungen für rund 15.000 Menschen sowie bis zu 45.000 Arbeitsplätze geben.
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