Hamburg. In der neuen Folge von „Vier Flaschen“ mit Sänger Sasha waren live auch rund 50 Abendblatt-Leser zugegen.

Als die Reihe „Vier Flaschen“ vor rund drei Jahren begann, lag ihr vor allem eine Idee zugrunde: Weinkenner Michael Kutej, der Riesling-Liebhaber Lars Haider und Apfelsaftschorlentrinker Axel Leonhard wollten zusammen mit ihren Leserinnen und Lesern beziehungsweise Hörerinnen und Hörern regelmäßig Weine verschiedener Winzer und Winzerinnen ausprobieren – und das am besten live.

Es sollte wegen Corona fast drei Jahre dauern, bis es jetzt endlich so weit war: Am vergangenen Wochenende ist die erste Folge der „Vier Flaschen“ vor einem mittrinkenden Publikum im Hotel Atlantic aufgezeichnet worden, zum Auftakt einer Minikreuzfahrt auf der MS „Europa“. Mit dabei war der Lieblingsgast der „Vier Flaschen“, Sänger Sasha, der inzwischen einen eigenen Weinkeller besitzt – allerdings noch ohne Flaschen.

Michael Kutej hilft Sasha beim Befüllen seines Weinkellers

Was sich aber bald mithilfe von Michael Kutej ändern dürfte, der in einem ehemaligen Bunker in Bremen knapp 8000 Flaschen eingelagert und drei wertvolle Tipps für alle hat, die sich einen Weinkeller einrichten wollen. Erstens dürfte die Luftfeuchtigkeit dort nicht mehr als 55 Prozent betragen, weil sonst Schimmelbefall drohe, der gerade Weine, die mit Korken verschlossen sind, gefährden könne. Zweitens sollte die Temperatur etwa zehn bis zwölf Grad sein, und drittens die Weine immer liegend und dunkel gelagert werden.

Wenn man sie denn nicht gleich trinkt, was bei der ersten Flasche des Tests sogar angeraten wird. Der Soalheiro Alvarinho aus dem Jahrgang 2021 sei ein Wein, so Kutej, der in den ersten drei Jahren geöffnet werden sollte, „danach wird er nicht besser“. Die Alvarinho-Traube stammt ursprünglich aus Deutschland und fand ihren Weg als „die Weiße vom Rhein“ nach Portugal.

„Ein Grauburgunder passt meistens"

Von dort, genauer gesagt aus dem Norden des Landes, stammt der Wein, der mit dem Sauvignon Blanc und dem Weißburgunder verwandt ist, und – so viel sei schon verraten – der Liebling der 50 Mittrinker sein wird. Er schmeckt nach Pfirsich, Birne und Zitrone, hat aber, so Lars Haider, „am Ende auch etwas Bitteres“. Sasha schreckt das nicht ab: „Um es in der Sprache der Musiker zu sagen: Die Höhen sind präsent, aber der Wein hat auch wirklich Bass.“

„Und wie schmeckt es Ihnen?“ Das  Podcast-Publikum hat mitgetestet.
„Und wie schmeckt es Ihnen?“ Das Podcast-Publikum hat mitgetestet. © FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

Die Flasche zwei kann da aus seiner Sicht nicht mithalten, obwohl sie einen Wein enthält, den Sasha gern und oft ausschenkt, wenn er zu Hause Gäste hat: „Ein Grauburgunder passt meistens, schmeckt fast allen, damit kann man nicht viel falsch machen“, sagt er, und man hört raus, dass die Rebsorte (längst) nicht mehr die liebste des Sängers ist. Der Grauburgunder in Flasche zwei stammt von einem der renommiertesten Weingüter Deutschlands, Dönnhoff hat ihn unter dem Namen „Europas Beste“ extra für die MS „Europa“ abgefüllt.

Die Meinungen gehen auseinander

Während Leonhard und Haider die Kombination aus starkem Apfelgeschmack und leichter Salzigkeit gut gefällt, glauben Kutej und Sasha nicht, „dass wir uns noch in zwei, drei Wochen an diesen Wein erinnern werden“. Und auch beim Publikum schneidet der Grauburgunder nicht so gut ab: „Ist mir zu langweilig, wie Staatlich Fachinger“, ruft eine Frau aus dem Publikum.

Flasche Nummer drei schneidet da schon besser ab, sie kommt von einem Winzer, dessen Weine oft in den „Vier Flaschen“ auftauchen, „was aber nicht heißen muss, dass ihm immer alles gelingt“. Wenn es um Rieslinge geht, gehört Eric Manz aber zu den Besten im Land, das gilt auch für den Kehr Riesling aus dem Jahr 2020, einer trockenen Spätlese, die „so trocken nun aber auch nicht ist“, sagt Kutej.

„Mit Weinen kann man ganz einfach Millionär werden"

Der Wein schmeckt stark nach Ananas und einer reifen, beinahe überreifen Mango, „ein bisschen Zitrone ist auch dabei“, sagt Sasha. Der träumt übrigens davon, eines Tages selbst einen Weinberg zu besitzen, „für den Eigenbedarf“, und Kutej wird einmal mehr den klassischen Winzerspruch los: „Mit Weinen kann man ganz einfach Millionär werden – wenn man vorher Milliardär war.“ Viele Menschen träumten von einem eigenen Weingut, würden aber vergessen, dass das „wirklich harte Arbeit bedeutet, Landwirtschaft halt“.

Das Weinpaket zur 76. Folge des „Vier Flaschen“-Podcasts.
Das Weinpaket zur 76. Folge des „Vier Flaschen“-Podcasts. © Silkes Weinkeller

Bevor es zu Flasche Nummer vier geht, dem Terroir al Limit Terroir Historic ­Negre aus dem spanischen Priorat (und dem Jahrgang 2019), ist noch eine wichtige Frage zu klären: Welchen Wein bringt man als Gastgeschenk mit, wenn man bei Freunden oder Kollegen zum Abendessen eingeladen ist? „Es kommt ein bisschen darauf an, was das für ein Abendessen ist, und wie viel Mühe sich die Gastgeber gemacht haben“, sagt Kutej, der sich mit Sasha einig ist, dass die mitgebrachte Flasche gern bis zu 50 Euro kosten darf.

Weine sollten nicht gekühlt mitgebracht werden

Und, ganz wichtig: Nicht gekühlt mitbringen, so nach dem Motto: Die trinken wir jetzt zusammen. „Ein Geschenk ist ein Geschenk“, sagt Kutej. Der Rotwein in Flasche Nummer vier kostet 20 Euro, er schmeckt nach Fenchel, Anis und Blaubeere.

Die „Vier Flaschen“ können Sie sich auch unter www.abendblatt.de/podcast anhören oder auf dem YouTube-Kanal des Hamburger Abendblatts ansehen.

Im Wechsel mit der bekannten, etwa 90 Minuten langen Folge gibt es alle zwei Wochen eine schnelle Variante: In maximal 9.59 Minuten testen Kutej, Haider und Leonhard eine Flasche Wein, die unter 10 Euro kosten muss, und die am Ende mit Punkten von eins bis zehn ­bewertet wird.