Hamburg. Bettina Stark-Watzinger will Mittel unter anderem für ein internationales Klimawandel-Projekt mit Hamburger Beteiligung stoppen.

Eigentlich wollte Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) auf ihrer „Sommertour“ am Donnerstag nach Hamburg kommen und hier etwa das Max-Planck-Institut für Meteorologie und das Deutsche Klimarechenzentrum besuchen – doch sie ist mit Corona infiziert und bleibt in Berlin. In der Hansestadt hätte sich Stark-Watzinger neben netten Worten wohl kritische Fragen anhören müssen, denn sie hat zuletzt auch Hamburger Forschende verärgert.

Ihr Ministerium (BMBF) stoppte jüngst Bewilligungen für die Verlängerung von Forschungsprojekten; gesamte Förderlinien drohen aus Sicht der Betroffenen unvermittelt eingestellt zu werden. Dagegen protestieren Forschende in offenen Briefen, über die der Berliner „Tagesspiegel“ zuerst berichtete.

Förderstopp: Projekt „BioTip“ betroffen

Betroffen ist etwa „BioTip“. In dem Vorhaben untersuchen Wissenschaftler seit 2019, wie der Klimawandel und die Übernutzung von Ressourcen die „Stabilitätsgrenzen“ der Erde gefährden – und welche Gegenmaßnahmen helfen. Beteiligt sind 130 deutsche Forschende mit internationalen Partnern in sieben Projekten, etwa im Amazonasgebiet.

In der zweiten Hälfte des Jahres 2021 habe das BMBF die BioTip-Projekte aufgefordert, Skizzen für eine planmäßige zweijährige Verlängerung zu schicken, so die Forschenden. Im Februar seien die Anträge eingereicht worden. Am 9. Juni teilte das Ministerium mit, dass es auf eine weitere Förderphase verzichte – aufgrund „aktuell geringer zur Verfügung stehender Haushaltsmittel und neuer Schwerpunktsetzungen hin zu Forschungsaktivitäten, die einen schnellen Impact erzeugen“.

Hamburger Professor an BioTip beteiligt

Letzteres sorgte bei den Forschenden für Empörung. „Politische Entscheidungsträger, die einen schnellen Impact haben möchten, sind vielleicht besser in Ländern aufgehoben, die weniger Wert auf seriöse, nachhaltige Wissenschaft legen“, sagt der an BioTip beteiligte Professor Jürgen Böhner von der Universität Hamburg. Bei der beantragten BioTip-Verlängerung ging es für die Hochschule anteilig um rund 175.000 Euro. Zu weiteren möglicherweise gestoppten oder eingeschränkten Forschungsprojekten liege „noch kein abschließendes Bild vor“, so die Uni.

Dass Drittmittelgeber wie das BMBF Förderanträge ablehnen, gehöre zum Geschäft, sagt Böhner. Das Vorgehen hier sei jedoch sehr ärgerlich und auch aus Sicht der internationalen Partner „nicht gerade eine vertrauensbildende Maßnahme“.

Förderstopp: Stark-Watzinger weist Kritik zurück

Der „Tagesspiegel“ zitierte Günther M. Ziegler, Präsident der ebenfalls an BioTip beteiligten Freien Universität Berlin, mit den Worten, er sehe ein „besorgniserregendes Kurzfristdenken“. Stark-Watzinger erklärte, es müssten keine laufenden Vorhaben abgebrochen werden. Allerdings könnten manche Anschlussprojekte nicht oder nicht in vollem Umfang gefördert werden. Das sei kein Förderstopp.

Bisher nicht betroffen sind Forschungsprojekte an der Technischen Universität Hamburg in Harburg (TUHH). Allerdings muss der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD), der seine Mittel vom BMBF und vom Auswärtigen Amt bezieht, mit Kürzungen von 2023 an rechnen. Das würde sich auf internationale Projekte und Stipendien auswirken, auch an der TUHH und an der HafenCity Uni. Kürzungen von Mitteln des Auswärtigen Amts wirken sich laut TUHH jetzt schon aus: Betroffen seien Kurzzeitstipendien für Kongress- und Vortragsreisen, für Sommer- und Winterschulen sowie die Betreuung internationaler Studierender.