Travemünde/Hamburg. Andreas Dressel (SPD) macht bei Hitze einen Ausflug nach Travemünde. Aus dem überfüllten Zug postet er ein Foto auf Facebook.
Spontan mit dem 9-Euro-Ticket am bislang heißesten Tag nach Travemünde fahren? Diese Idee hatten neben Hamburgs Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) am Mittwoch viele andere Bahnreisende auch. Die Folge waren überfüllte Züge. Und dann muss auch ein Finanzsenator schon einmal während der Fahrt auf dem Fußboden sitzen statt im bequemen Sitzplatz.
Ein Bild von sich in Shorts und mit lässigem Cap auf dem Boden einer Regionalbahn postete der Senator in den sozialen Medien. „Volksnah“ fanden das einige Facebook-Nutzer.
9-Euro-Ticket: Dressel quetscht sich in Zug nach Travemünde
„Auch die Rückfahrt von Travemünde in vollen Zügen genossen“, schreibt der Senator mit einem zwinkernden Smiley und meint die unbequeme Sitzposition natürlich nicht ganz ernst. „Aber immerhin gab es Szenenapplaus für den Lokführer.“ Dafür Daumen noch von Dressel, der das Ganze wohl auch als Testfahrt betrachtete.
Als Politiker kann der Finanzsenator es nicht lassen, das Ganze doch auch politisch zu kommentieren: „Über die Nachfolge des Neun-Euro-Tickets wird noch zu sprechen sein – denn ohne Kapazitätsausweitung wird das nix mit der Mobilitätswende“, schreibt Dressel.
Was wird aus dem 9-Euro-Ticket nach dem Sommer?
Und damit stößt er gleich eine Debatte über die Fortführung des Neun-Euro-Tickets an. Den einen sind 69 Euro im Monat als Nachfolge-Modell zu viel. Eine Facebook-Nutzerin schreibt: „Aber 69 Euro sind zu viel. Man sollte noch mal über einen Euro pro Tag oder 29-30 Euro pro Monat nachdenken.“ Ein anderer Nutzer macht sich für ein 365-Euro-Ticket in der Region stark.
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Die SPD-Bürgerschaftsfraktion hatte sich in der vergangenen Woche für eine Anschlusslösung in Form einer 69-Euro-Monatskarte ausgesprochen, die wie das 9-Euro-Ticket bundesweit im Nahverkehr gültig sein sollte.
9-Euro-Ticket in Hamburg: Alle Fragen und Antworten
- Wo kann ich das 9-Euro-Ticket kaufen? Die Tickets sind über die Apps, Fahrkartenschalter, Kundenzentren und andere Verkaufsstellen der Deutschen Bahn erhältlich. In Hamburg ist die Fahrkarte über die HVV-App, den HVV-Onlineshop, die Servicestellen, die HVV-Switch-App, an den Fahrkartenautomaten und in allen Bussen zu bekommen. Außerdem gibt es vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) auch eine eigene „9-Euro-Ticket“-App, die auf den gängigen Plattformen runtergeladen werden kann.
- Für welchen Zeitraum gilt das Ticket? Die Tickets gelten jeweils für Juni, Juli und August – und zwar für den Kalendermonat. Nicht möglich sind Tickets für gleitende 4-Wochen-Zeiträume, also zum Beispiel von Mitte Juli bis Mitte August.
- Wie weit kommen Hamburger mit dem 9-Euro-Ticket in Deutschland? In unserer interaktiven Karte finden Sie Ziele, die ab Hamburg mit Regionalzügen zu erreichen sind – direkt oder mit höchstens dreimal Umsteigen.
- Welche Verkehrsmittel kann man mit dem Ticket nutzen? Prinzipiell gilt das 9-Euro-Ticket bundesweit in allen Bussen, Straßenbahnen, U-Bahnen, S-Bahnen und Zügen des Nah- und Regionalverkehrs – egal ob von der Deutschen Bahn oder anderen Anbietern. Nicht genutzt werden kann der Fernverkehr der Deutschen Bahn mit ICE, Intercity und Eurocity. Auch auf einigen Intercity-Abschnitten, auf denen Fahrgäste mit anderen Nahverkehrsfahrkarten sonst zusteigen dürfen, gilt das Ticket nicht. Diese Fernverkehrszüge werden in der Reiseauskunft neben der IC- mit einer Regionalzug-Kennzeichnung ausgewiesen. Dabei stehe der Hinweis „9-EUR-Ticket nicht gültig“. Nach Angaben der Deutschen Bahn laufen zu dem Thema regional noch Gespräche.
- Kann man das 9-Euro-Ticket mit ICE-Tickets kombinieren? Ja. Wie die Deutsche Bahn mitteilte, kann man damit im Regionalverkehr zu dem Bahnhof fahren, an dem man in einen Fernzug umsteigt. Für die Fahrt im Fernverkehr ist dann aber immer ein separates Ticket notwendig.
- Was ist mit Fahrrädern? Wer Fahrräder mitnehmen will, muss für diese trotz 9-Euro-Tickets meist ein paar Euro extra zahlen, zudem kann es passieren, dass die Züge so ge- oder gar überfüllt sind, dass ein Rad schlicht nicht mehr mitgenommen wird.
- Wird trotz der günstigen Tickets weiter kontrolliert? Ja, die Verkehrsunternehmen kontrollieren eigenen Angaben zufolge wie gewohnt weiter. Wer ohne Ticket angetroffen wird, zahlt nach wie vor ein sogenanntes erhöhtes Beförderungsgeld von meist 60 Euro.
- Warum ist das Ticket nicht gleich kostenlos? Diesen Vorschlag hat es aus den Ländern tatsächlich gegeben. Einfach auf Tickets (und die Kontrolle) zu verzichten, hätte den Aufwand deutlich gesenkt, so die Argumentation. Ein Grund dafür, dass nun doch etwas Geld verlangt wird: Die Nutzung lässt sich auf diese Weise besser analysieren. Wer nutzt auf welchen Strecken Busse und Bahnen, wenn es deutlich günstiger ist – das ist für die Verkehrsbetriebe eine spannende Frage.
- Werden zusätzliche Züge eingesetzt? Viele Verkehrsunternehmen haben für die drei Monate Verstärkerzüge angekündigt. Die Deutsche Bahn etwa will 50 zusätzliche Züge einsetzen und das Personal verstärken. Mit den Fahrzeugen könnten 250 zusätzliche Fahrten angeboten werden, hieß es. Sie sollen vor allem entlang der Touristenstrecken in Richtung Nord- und Ostsee sowie im Süden eingesetzt werden. Doch angesichts von durchschnittlich rund 22.000 Regionalbahnfahrten jeden Tag sind Fachleute skeptisch, ob das reicht.
- Welche Ausflüge gibt es in Hamburg und Umgebung? Das finden Sie im neuen Magazin „Ausflüge“ vom Hamburger Abendblatt. Es ist erhältlich in der Abendblatt-Geschäftsstelle am Großen Burstah 18–32 gleich hinter dem Rathaus, auf abendblatt.de/shop und im Buch- und Zeitschriftenhandel.
- Fahrpläne ab Hamburg unter www.bahn.de, www.der-metronom.de, www.nordbahn.de, www.hvv.de, www.nah.sh, regional.bahn.de/regionen/meckpomm/fahrplan