Hamburg. 39,7 Grad in Neuwiedenthal gemessen. Hamburger zog es an die Seen, Feuerwehr oft im Einsatz und laute Forderungen aus der Politik.

Es ist ein Rekord, auf den wir sehr gut verzichten könnten: Am Mittwoch um 14 Uhr meldete der Flughafen Hamburg gerundet 38 Grad Celsius. Damit wurde der bisherige Höchstwert von 37,3 Grad Celsius aus dem August 1992 übertroffen. Dann stiegen die Werte sogar noch: Der Deutsche Wetterdienst meldete für 14.30 Uhr an der Station Fuhlsbüttel 38,4 Grad und für Neuwiedenthal sogar 39,7 Grad um 14.10 Uhr und 14.50 Uhr.

Eine elektronische Temperaturanzeige hatte bereits zuvor an der U- und S-Bahn-Station Jungfernstieg 40 Grad angezeigt. Das ist kein amtlich bestätigter Wert, aber tatsächlich unterscheidet sich das Mikroklima in innerstädtischen Bereichen wegen versiegelter Flächen, durch die Sonne aufgeheizter Fassaden, dichter Bebauung und des Verkehrs von dem in grüneren Stadtteilen deutlich.

Wetter Hamburg: Viele Hamburger suchten Erfrischung

Bei einem Wert in Bergedorf aus dem Jahre 1923, der 38,8 Grad ausweist, dürfte es sich um einen Übertragungsfehler gehandelt haben, glaubt Diplom-Meteorologe Dominik Jung. Er vermutet, dass die handschriftlich niedergelegte Zahl bei der Digitalisierung verfälscht wurde.

Die Rekordhitze trieb viele Hamburgerinnen und Hamburger an Badeseen oder in die Freibäder, die ihr Angebot wegen des Wetters ausweiten. Die Feuerwehr-Rettungskräfte der Krankenwagen haben dagegen wegen der großen Hitze alle Hände voll zu tun.

Höchste Waldbrandstufe ausgerufen

Der Graslandfeuerindex und der Waldbrandgefahrenindex erreichten in Teilen Hamburgs die höchste, fünfte Stufe, wie aus den Daten des Deutschen Wetterdienstes hervorging. Für den Großteil der Hansestadt lagen die Werte auf der Stufe vier von fünf. Beide Indizes sollten am Donnerstag wieder auf die Stufe 1 beziehungsweise Stufe 2 zurückgehen, am Sonntag aber erneut auf 3 steigen.

Für die Natur bedeuten die Extremtemperaturen eine enorme Belastung, wie Paul Schmid, Sprecher des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (BUND) in Hamburg, sagte. „Gerade alte Bäume bekommen in diesen Tagen Trockenstress.“ Um das Wasser 20 Meter hoch in die Kronenspitzen zu befördern, sei nicht genug Wasser im Boden. „In Hamburg gibt es eine moderate bis schwere Dürre“, so Schmid. Zwar soll sich die Luft am heutigen Donnerstag wieder abkühlen.

Versiegelungsgrad in der Stadt muss reduziert werden

Doch angesichts des Klimawandels seien auch länger andauernde sehr heiße Phasen in der Zukunft eher die Regel als die Ausnahme. „Vielleicht ist dieses der kühlste Sommer, den wir in unserem Leben noch sehen werden“, unkt Schmid. Es müsse alles getan, werden, um den Klimawandel abzubremsen. „Wir müssen den Versiegelungsgrad in unserer Stadt reduzieren und alles begrünen, was geht – beispielsweise auch Schulhöfe.“

Heiß begehrt waren alle Orte in der Stadt, die für Abkühlung sorgen – wie schattige Dachterrassen oder Badeseen und Naturstrände. Die Grünen-Bezirksfraktion in Eimsbüttel nimmt sich nun die Stadt Wien zum Vorbild und will im Bezirk für „coole Straßen und Orte“ sorgen. Die Hitze verteile sich sehr unterschiedlich im Bezirk Eimsbüttel, die Temperaturen variierten um bis zu sieben Grad.

Grünen wollen Eimsbüttel abkühlen

Die Eimsbütteler Grünen wollen daher zunächst prüfen lassen, wo es in Eimsbüttel Orte mit besonderer Hitzebildung gibt. Dort sollen dann künftig gezielte Maßnahmen gegen die sogenannten Hitzeinseln und zur Abkühlung ergriffen werden. Als Beispiele nennen die Grünen Begrünungen, Entsieglungen und die Umsetzung des Schwammstadt-Prinzips, bei dem anfallendes Regenwasser lokal aufgenommen und gespeichert wird, anstatt es nur zu kanalisieren und abzuleiten.

Im Vorbild Wien mit seinem Hitzeaktionsplan gibt es an verschiedenen Orten etwa Neupflanzungen von Bäumen, Fassaden- und Dachbegrünungen, helleren Asphalt, Wasserspiele und Nebeldüsen.

CDU fordert Hitzeaktionsplan

„Die Auswirkungen der Klimakrise sind jetzt schon in Eimsbüttel spürbar, wir brauchen schnelle Maßnahmen und Möglichkeiten, um auf sie zu reagieren“, mahnt der Grünen-Bezirksfraktionschef Ali Mir Agha. „Wir müssen wissen, wo im Bezirk sich am schnellsten Hitzeinseln bilden, und dort gezielt ansetzen, damit die Aufenthaltsqualität auch in diesen Bereichen hoch ist und bleibt.“ Es gehe um die Gesundheit der Menschen.

Auch die CDU fordert erneut einen Hitzeaktionsplan für Hamburg und wirft dem rot-grünen Senat eine verfehlte Vorbereitung auf solche Extremwetterlagen vor. So würden durch die Versiegelung von Grünflächen und das Fällen von Bäumen die negativen Auswirkungen von Hitzewellen vorangetrieben, sagte Fraktionschef Dennis Thering. „Immer weniger Verschattung und Verdunstung durch immer weniger Bäume ist genau der falsche Ansatz von Rot-Grün.“

Wetter Hamburg: Linksfraktion fordert Hitzehotline

Die Hamburger Gründachstrategie, die den Anteil begrünter Dächer in der Stadt erhöhen und so ein Aufheizen der Dachflächen verhindern soll, erklärte er für gescheitert. „Lediglich vier Prozent der städtischen Immobilien weisen eine begrünte Dachfläche auf“, sagte Thering. Ein Hitzeaktionsplan könne die Bevölkerung auf anstehende Hitzeperioden besser vorbereiten.

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Die Linksfraktion fordert indes eine Hitzehotline für Obdachlose. „Menschen, die in Hamburg auf der Straße leben und sich nicht in die kühle Wohnung zurückziehen können, haben bei diesen heißen Temperaturen ein höheres Risiko zu dehydrieren“, sagte Stephanie Rose, sozialpolitische Sprecherin der Fraktion. Sie nennt Berlin als Vorbild, wo eine Hotline zwischen 9 und 23 Uhr für Menschen in Not zur Verfügung stehe.