Hamburg. Personalbericht zeigt: Mehr Personal und Kosten, dafür wird Verwaltung jünger und diverser. Bessere Bezahlung weist der Senat zurück.
Die Hamburger Verwaltung wird größer und teurer, aber auch jünger, weiblicher, vielfältiger und gesünder. Das geht aus dem Personalbericht 2021 hervor, den der Chef der Senatskanzlei, Staatsrat Jan Pörksen (SPD), und Volker Wiedemann, Leiter des Personalamts, am Dienstag im Rathaus vorgestellt haben. Das sind die wichtigsten Details zum Stichtag 31. Dezember 2021:
Wachstum:
Die Zahl der Beschäftigungsverhältnisse ist im vergangenen Jahr um 1679 auf exakt 77.059 angestiegen. In Vollzeitkräfte umgerechnet, stieg die Zahl um 1588 auf 67.130. Damit setzt sich ein Trend fort: Zehn Jahre zuvor hatte die Stadt fast 10.000 Beschäftigte oder 8300 Vollzeitkräfte weniger. Zum Teil ist das auf das kräftige Bevölkerungswachstum im zurückliegenden Jahrzehnt (von 1,75 auf 1,9 Millionen Einwohner) zurückzuführen, denn mehr Einwohner verlangen auch nach mehr Lehrern, Polizisten und Verwaltungsangestellten.
Personalbericht: Ausgaben in Milliardenhöhe
Daneben gab es aber auch einen politisch gewollten Aufwuchs, etwa bei den Lehrkräften zwecks Verkleinerung der Klassen oder bei Justiz und Polizei. Drittens wurden zwecks Corona-Bekämpfung Hunderte Mitarbeiter eingestellt, die in Bezirksämtern, bei der Kontaktnachverfolgung oder in Impfzentren zum Einsatz kamen oder immer noch kommen.
Kosten:
Mit 6,1 Milliarden Euro, davon allein 2,7 Milliarden für Pensionen, machten die Personalausgaben 2021 gut ein Drittel der Gesamtausgaben der Stadt aus, Tendenz steigend: Für das laufende Jahr liegt der Ansatz bei knapp 6,3 Milliarden, für 2023/24 sogar bei 6,7 und 6,8 Milliarden Euro – wobei darin ein einmaliger Sprung um 400 Millionen enthalten ist. Dabei handelt es sich um Personalkosten, die bislang nicht als solche veranschlagt waren. Die Summe wird also „ehrlicher“.
Senat beschließt Kostenbremse für Personal
Wachstumsbremse:
Damit die Ausgaben nicht weiter aus dem Ruder laufen, hat der Senat eine „Personalkostenbremse“ beschlossen. Im Kern geht es darum, dass das Verhältnis von städtischen Mitarbeitern zu Einwohnern von derzeit 36,2 zu 1000 nicht weiter steigt. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren kamen noch rund 33 bis 34 Mitarbeiter auf 1000 Einwohner. Auf einen konkreten Wert oder einen Kostenanteil als Ziel lege man sich nicht fest, sagte Pörksen, betonte aber auch: „Spielraum für Neues sollte aus dem Bestand erwirtschaftet werden.“
Beamten-Alimentation:
Wie berichtet, hatte der Senat eingeräumt, die 40.000 Beamten der Stadt aufgrund der Weihnachtsgeld-Kürzung vor zehn Jahren nicht mehr „amtsangemessen“ zu alimentieren. Das soll in den kommenden Jahren durch Zulagen, die sich insgesamt auf 230 Millionen Euro belaufen, angeglichen werden. Den Gewerkschaften ist das zu wenig, vor allem, weil die Pensionäre nicht einbezogen werden. Pörksen wies weitere Forderungen zurück. Das Angebot sei „angemessen und regelgerecht“.
Großen Pensionierungswelle in Verwaltung
Weiblicher:
Waren vor zehn Jahren noch 52,9 Prozent der Beschäftigten Frauen, sind es mittlerweile 57 Prozent. Entsprechend hat sich auch die Teilzeitquote von 32 auf 36,1 Prozent erhöht – denn jede zweite bei der Stadt beschäftigte Frau (50,7 Prozent) arbeitet in Teilzeit. Immerhin: Während dieser Wert minimal fiel (Vorjahr: 51,2 Prozent), stieg bei den Männern der Teilzeit-Anteil von 16,2 auf 16,8 Prozent.
Jünger:
Das Durchschnittsalter der städtischen Beschäftigten ist seit 2017 von 46,0 auf 45,1 Jahre gesunken. Hauptgrund ist eine große Pensionierungswelle: Ältere Mitarbeiter scheiden aus, jüngere kommen nach. Wurden 2011 noch 649 neue Auszubildende eingestellt, waren es 2021 schon 1420 – mehr als eine Verdoppelung. Insgesamt gab es 5289 Ausbildungsverhältnisse bei der Stadt.
Gesünder:
Trotz Pandemie ist der Krankenstand in der Verwaltung gesunken. Lag er 2019, dem letzten Vor-Corona-Jahr, noch bei 7,3 Prozent, blieb er 2020 stabil und sank 2021 auf 6,7 Prozent – einer der besten Werte seit Jahren. 2011 waren noch 7,9 Prozent der Beschäftigten krank.
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Digitaler:
Wie berichtet, dürfen städtische Beschäftigte bis zu 60 Prozent ihrer Arbeitszeit im Homeoffice oder „an anderen Orten“ als ihrer Dienststelle arbeiten. Davon wird auch rege Gebrauch gemacht, 88 Prozent der Beschäftigten arbeiten zumindest hin und wieder mobil – was wiederum ein Grund für den niedrigeren Krankenstand sein dürfte. Damit das auch funktioniert, wurde die Zahl der „IT-gestützten Arbeitsplätze“ innerhalb eines Jahres von 42.000 auf 48.000 gesteigert. In der Regel dürfte das bedeuten, dass die Beschäftigten einen Laptop erhalten haben.
Vielfältiger:
21,4 Prozent der neu eingestellten Azubis und Studenten hatten einen Migrationshintergrund. Vor zehn Jahren waren es erst 16,5 Prozent. Von den Bewerbungen entfallen bereits 31 Prozent auf Menschen mit Migrationshintergrund.