Hamburg. Der Hund des 70-Jährigen hatte sich auf einen Berner Sennenhund gestürzt – mit fatalen Folgen. So fiel das Urteil der Richterin aus.
Wenn „Nanuk“ kommen soll, ruft sein Besitzer „Ici“. „Das ist französisch und heißt ,hier’. Er ist ja Franzose“, sagt Bernd S. nicht ohne Stolz. Sein Hund, ein Tier der Rasse der Briard, gehorche tadellos, beteuert der 70-Jährige.
Doch im Bereich Groß Flottbek, wo der Hamburger wohnt und regelmäßig an der Waitzstraße und am Beseler Platz seinen Hund spazieren führt, scheint es etliche Anwohner zu geben, die anderer Meinung sind. Die vor allem überhaupt nicht damit einverstanden sind, dass Bernd S. seinen „Nanuk“ meist nicht an der Leine hat. Ein Versäumnis mit fatalen Folgen?
Prozess Hamburg: Hund nach Attacke eingeschläfert
So sieht es zumindest die Staatsanwaltschaft, die den Rentner für das Leid und letztlich den Tod des Berner Sennenhundes „Leo“ verantwortlich macht. Laut Anklage im Prozess vor dem Amtsgericht ließ Bernd S. „Nanuk“ am 25. März 2020 unangeleint am Beseler Platz laufen, woraufhin der Briard das andere Tier, das an der Leine ging, angefallen habe. In der Folge soll sich „Nanuk" im Nacken von „Leo“ verbissen und diesen derart geschüttelt haben, dass der Berner Sennenhund einen Bandscheibenvorfall sowie eine Lähmung erlitt und schließlich eingeschläfert werden musste.
Bernd S. meint, dass sein Hund zwar auf den anderen zugelaufen sei, wohl, weil er ihn für einen Spielkameraden gehalten habe. „Von Beißen kann aber keine Rede sein“, versichert der 70-Jährige. „Vielleicht ist er dem Hund auf den Rücken gesprungen.“ Jedenfalls habe es keine Bisswunde gegeben. Dass der Berner Sennenhund später eingeschläfert wurde, habe er jedenfalls nicht zu verantworten, erklärt Bernd S. gereizt. Auch dass „Nanuk“ nicht angeleint war, könne man ihm nicht vorwerfen. In der Gegend liefen „viele Hunde ohne Leine“.
Prozess Hamburg: Hund soll häufiger aggressiv gewesen sein
„Leo“ jedenfalls war seinerzeit vorschriftsmäßig angeleint, wie sein Besitzer Thomas F. betont. Plötzlich habe sich der Briard auf „Leo“ gestürzt, „in einer Art ,Ich-mach-dich-tot-Gehabe‘“. Er habe gerufen, dass Bernd S. seinen Hund zurückrufen sollen, aber dieser habe vollkommen gleichgültig reagiert, erzählt der Zeuge.
Als bei „Leo“ kein Blut zu sehen war, habe er noch geglaubt, der Vorfall sei glimpflich ausgegangen. Doch dann sei die Lähmung des Berner Sennenhundes eingetreten, „es wurde schlimmer und schlimmer“. Schließlich sei die einzige Möglichkeit gewesen, den Hund von seinem Leid zu erlösen. „Was mich entsetzt hat, war das Verhalten des Halters“, meint Thomas F.
Tödliche Hundeattacke – Halter muss 1800 Euro Strafe zahlen
„Der Hund in einer guten Hand wäre kein Problem.“ Aber Bernd S. sei dafür ungeeignet und zudem ohne jedes Verständnis für andere. „Ich sagte ihm, dass mein Hund tot ist und er das zu verantworten hat. Da schrie er mich an.“ Es gebe mehrere Leute aus der Nachbarschaft, die von Vorfällen wüssten, bei denen das Tier des 70-Jährigen aggressiv geworden sei. Solche Begebenheiten werden von zwei Zeugen bestätigt.
Auch interessant
Am Ende erhält Bernd S. eine Geldstrafe von 60 Tagessätzen zu 30 Euro. Er sei verantwortlich dafür, dass sein Hund den anderen attackieren und so verletzen konnte, dass dieser eingeschläfert werden musste, sagt die Richterin. „Und Sie haben vorsätzlich gehandelt.“ Schließlich sei der 70-Jährige durch frühere Vorfälle gewarnt gewesen. „Sie haben billigend in Kauf genommen, dass Ihr Hund dem anderen erhebliche Schmerzen zugefügt hat.“
Erst vor wenigen Wochen sorgte in Bahrenfeld eine Hundeattacke für Aufruhr. Doggen fielen einen Terrier an und verletzten das Tier so schwer, dass es starb.