Hamburg. Zweiter Vorsitzender des Blankeneser Segelclubs verweist auf eine Stelle in der Elbe, an der Baden lebensgefährlich ist.

Nur wenige Tage nachdem ein 13-jähriger Junge vor Teufelsbrück in der Elbe ertrank, schlägt der zweite Vorsitzende und Jugendwart des Blankeneser Segelclubs (BSC), Sören C. Sörensen, Alarm. Sörensen verweist darauf, dass von einem so genannten Quermarkenfeuer in der Elbe vor Blankenese trotz vielfacher Warnungen nach wie vor eine große Gefahr vor allem für leichtsinnige Kinder und Jugendliche ausgehe. Das turmartig angelegte Signal steht dort seit 2021 als Teil der aufwendigen Fahrrinnenanpassung  in unmittelbarer Nähe des bekannten Wracks „Uwe“ beim Falkensteiner Ufer.

Es scheint ein Kinderspiel zu sein, dorthin und wieder zurück zu schwimmen – doch dieser Eindruck täuscht. Wie der Jugendwart beim Treffen vor Ort erläutert, war vor knapp einem Jahr genau an dieser Stelle der 15-jährige Selcin aus Harburg ertrunken. Und obwohl Sörensen, der damals an der Rettungsaktion beteiligt war, danach immer wieder – teils in dramatischen Appellen – auf die Gefahr hinwies, hat sich dort seitdem nichts verändert.

Elbe: An dieser Stelle in Blankenese ist Baden lebensgefährlich

Die Ausgangslage sieht so aus: Das Quermarkenfeuer steht dicht neben einem rechtwinklig zum Strand angelegten Stack – einem aus aufgeschütteten Steinen bestehendem Wall. Genau hier, am so genannten Wrackstrand, läuft bei auflaufendem Wasser der Strom der Flut mit 2,5 Knoten an dem Stack vorbei. Dabei bildet sich aber regelmäßig eine Gegenströmung (Neerstrom), die vom Strand aus sogar mit bloßem Auge zu sehen ist. Vereinfacht beschrieben weicht dieser Neerstrom dem Stack in Richtung Süden aus und zieht damit Schwimmer in die Elbe hinaus. Haargenau so sei die Situation auch gewesen, als der Junge Selcin ertrank, sagt der Blankeneser bewegt.

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Sörensen weiß, wovon er spricht. In Blankenese aufgewachsen und, wie er sagt, „von der ersten Stunde an mit der Elbe vertraut“, kennt er den Elbstrand wie die vielzitierte Westentasche. Die Stelle neben dem Quermarkenfeuer sei „die gefährlichste am ganzen Strand“, sagt er. „Der kleine Turm wirkt auf ortsfremde Badegäste wie ein Magnet“, erläutert Sörensen, „da will man hin, da will man sich festhalten, da will man herunterspringen.“ Immer wieder hat Sörensen auf die Gefahr hingewiesen, Behörden alarmiert, in Blankenese Alarm gemacht, viele Mails und auch Briefe geschrieben.

Blankenese: "Hier wird es weiterhin Tote geben"

Zur Verdeutlichung erzählt er auch immer wieder diese Geschichte: Mit eigenen Augen habe er gesehen, wie zwei durchtrainierte jüngere Männer kaum den Rückweg vom Feuer zum Strand geschafft hätten. „Die mussten richtig gegen die Strömung ankämpfen und hatten noch hinterher Panik im Blick.“

Sörensens Gespräch mit dem Abendblatt gipfelt in einer düsteren Prognose: „Das Quermarkenfeuer wird weiterhin als Sprungturm der Jugend genutzt, so auch an den vergangenen heißen Tagen. Als jemand, der mehr als 50 Jahre die Strömung kennt und manche Rettungsaktion erfolgreich persönlich geleitet hat, gebe ich Brief und Siegel: Hier wird es weiterhin Tote geben, wenn sich nicht schnellstens etwas ändert.“ Sören Sörensen fordert, das Quermarkenfeuer so schnell wie möglich zurück zu bauen. Sollte das nicht umgehend möglich sein, sollte zunächst die Leiter an dem Turm abgebaut werden, denn sie bilde nach seinem Eindruck dabei einen ganz besonderen Anziehungspunkt.

Elbe: HPA weist auf Notwendigkeit des Signalfeuers hin

Bei der zuständigen Hamburg Port Authority (HPA) will man davon nichts wissen. „Bei dem Quermarkenfeuer handelt es sich um eine Navigationsanlage. Alle nautischen Anlagen und deren Erreichbarkeit sind für die Schifffahrt auf der Elbe und deren sicheren und reibungslosen Ablauf unbedingt erforderlich“, sagt Sprecherin Sinje Pangritz auf Nachfrage. Sie verweist darauf, dass die HPA vor Ort extra eine Beschilderung angebracht habe, um explizit darauf hinzuweisen, dass die Anlage nicht betreten werden dürfe und Lebensgefahr bestehe. Außerdem stehe die HPA ständig mit der DLRG in Kontakt und habe zudem mit der Feuerwehr ein Konzept für die Verbesserung der Meldekette im Notfall entwickelt.

Sören Sörensen glaubt nicht, dass das Quermarkenfeuer an dieser Stelle unverzichtbar sei, und spricht von einem „wasserbaulichen Planungsfehler“. Schilder und Badeverbote seien völlig sinnlos, würden ignoriert und brächten nichts – das sei erwiesen. Sörensen leidenschaftlich: „Jegliche Beteuerungen, dass das neue Quermarkenfeuer navigatorisch wichtig sei, oder man die Leiter nicht abbauen darf, sind in dem Moment als null und nichtig zu betrachten, in dem der nächste tote Mensch aus dem Wasser gezogen wird. Hier geht es um Menschenleben.“