Hamburg. Tägliche Müllberge im Sicherheitsbereich des Hamburger Flughafens zeigen: Viele Passagiere wissen nicht, was sie auf keinen Fall mit ins Flugzeug nehmen dürfen. Bundespolizei und der Sicherheitsdienst Frasec geben Tipps, wie Reisende die Kontrollen beschleunigen können.
Vielflieger brauchen für die Sicherheitskontrolle am Hamburger Flughafen nur den Bruchteil der Zeit, die Touristen benötigen. Der Bereichskoordinator des Sicherheitsunternehmens Frasec, Olaf Schmidt, erläutert warum: Sie kommen mit wenig Handgepäck, legen Handy, Tablet oder Laptop getrennt auf das Band und gehen ohne Jacke oder Jackett durch den Sicherheitsscanner. Vor der erwarteten Hauptreisezeit hofft die Bundespolizei, dass sich mehr Passagiere so gut auf die Kontrollen einstellen und kooperieren. Reisende sollten mindestens zwei bis zweieinhalb Stunden vor Abflug am Flughafen sein, möglichst wenig Handgepäck mitnehmen und nach dem Check-in direkt zur Sicherheitskontrolle gehen, sagte der Sprecher der Bundespolizeiinspektion, Marcus Henschel, am Mittwoch.
Früher hätten die Passagiere meist nur ein Handgepäckstück gehabt, heute seien es im Schnitt drei pro Person, sagte Sicherheitskoordinator Schmidt. Häufig hätten die Reisenden verbotene Sachen dabei, vor allem Flüssigkeiten in nicht erlaubten Mengen. Zulässig seien nur 100 Milliliter pro Flasche oder Tube. Die Behältnisse müssten in einem transparenten, wiederverschließbaren Ein-Liter-Plastikbeutel aufbewahrt werden, der extra auf das Gepäckband gelegt werde. Nicht nur Getränke, sondern auch Cremes, Zahnpasta oder Lebensmittel wie Honig, Leberwurst oder Weichkäse gelten als Flüssigkeiten.
Zurzeit würden 450 bis 500 Kilogramm weggeworfener Gegenstände pro Tag aus dem Kontrollbereich geholt, erklärte Schmidt. Ab 1. Juli müssten die Müllbehälter wegen der erwarteten Zunahme zur Hauptreisezeit zweimal pro Tag geleert werden. Eine Ursache des immer umfangreicheren Handgepäcks sind die Extra-Gebühren, die viele Airlines für aufgegebenes Reisegepäck verlangen.
Die Bundespolizei wies auf "Tücken" für Passagiere hin und räumte mit "Mythen" auf, wie eine Sprecherin sagte. Zu den verbotenen Gegenständen gehören nicht nur Waffen, sondern auch waffenähnliche Gegenstände. Die Beamten kassierten schon Wasserspritzpistolen, einen Parfümflakon in Form einer Handgranate und eine kleine Gartenhacke ein.
Viele Passagiere bräuchten drei Gepäckwannen, um ihre Taschen und Jacken auf dem Band zu befördern. Bei einer Familie komme schnell eine zweistellige Anzahl zusammen, sagte Schmidt. Wichtig sei es jedoch, seine Gepäckstücke im Auge zu behalten. Sobald bei der Durchleuchtung ein Bereich des Gepäcks auffalle, müssten die Flugsicherheitsassistenten eine Nachkontrolle vornehmen, gemeinsam mit dem Passagier. Für falschen Alarm sorgten häufig Powerbanks oder elektrische Zahnbürsten.
Habe das Gerät bei der Durchleuchtung eine dichte organische Masse angezeigt, werde routinemäßig ein Sprengstofftest gemacht. Die Sicherheitsmitarbeiter streichen dafür mit einem sogenannten Sniffer über das Gepäckstück. Die Probe wird von einem Scanner analysiert, der kleinste verdächtige Partikel erkennt. Alarm könne ausgelöst werden, wenn etwa jemand vor dem Packen seines Gepäcks im Garten mit Dünger hantiert habe. Oder wenn Herzkranke ein Medikament auf Glycerin-Basis nehmen müssten. Manchmal reiche es, wenn jemand seine Hände mit einer Lotion eingecremt und dann seinen Koffer gepackt habe, sagte Bundespolizeisprecherin Stephanie Flick.
Völlig unbesorgt könnten Reisende durch den Sicherheitsscanner gehen, betonte Henschel. Das Gerät, das inoffiziell auch Körperscanner genannt wird, arbeite mit Millimeterwellen, die eine geringere Strahlendosis als ein Smartphone oder ein Bewegungsmelder hätten. Auch für Menschen mit Herzschrittmacher oder für Schwangere sei die Nutzung unbedenklich. Ein "Nacktscanner" sei das Gerät nicht. Auf einem Monitor erscheint die kontrollierte Person lediglich als grünes Piktogramm, auf dem auffällige Punkte rot eingekreist zu sehen sind. Armbanduhr, Schmuck, Brille oder Gürtel bräuchten nicht abgelegt werden. Wer den Scanner nicht nutzen will, muss sich von Hand kontrollieren lassen.
In seinem 20-jährigen Berufsleben hat Schmidt schon sehr ungewöhnliches Reisegepäck gesehen. Einmal habe ein Mann aus der Karibik seinen Stoffgürtel ablegen müssen. "Der Gürtel fing an zu laufen", erinnerte sich Schmidt. Der Reisende habe in den Gürtel eine kleine lebende Schildkröte eingenäht gehabt, die er durch eine Öffnung füttern konnte. "Das hatte was mit irgendeinem Glauben zu tun", sagte der Sicherheitskoordinator. Weil es sich um eine geschützte Art handelte, habe der Zoll die Schildkröte in den Tierpark Hagenbeck gebracht.
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