Hamburg. Chef des Immobilienkonzerns Signa spricht über das Projekt in der HafenCity und verrät, was mit der obersten Etage geschieht.

Seine Firma verwaltet in Deutschland Immobilien im Wert von fast 30 Milliarden Euro und entwickelt 26 Bauprojekte, das bekannteste ist der Hamburger Elbtower, „der bei seiner Fertigstellung das modernste Gebäude der Welt sein wird“. Das sagt Timo Herzberg, Vorstandsvorsitzender der Signa Prime Selection und der Signa Development Selection, die beide zur Unternehmensgruppe des österreichischen Investors René Benko gehören.

In der Reihe „Entscheider treffen Haider“ spricht er über die Pläne für den Gerhart-Hauptmann-Platz, strenge Vorgaben für den 700 Millionen Euro teuren Elbtower und die Frage, ob Homeoffice in seiner Branche nicht alles verändert. Zu hören unter www.abendblatt.de/entscheider

Das sagt Signa-Chef Timo Herzberg über …

… die Zukunft der Innenstädte:

„Unser Narrativ sind die deutschen Innenstädte in den Metropolregionen, die in spannenden Transformationsprozessen stecken. Wir fragen uns, wie wir künftig in den Innenstädten arbeiten und leben wollen, wie wir sie attraktiver machen und die Menschen dorthin zurückbringen, wo sie eigentlich hingehören. Die Innenstädte haben im Konsumdruck der Nachkriegszeit eine Verkümmerung ihrer Funktion erlebt.

Man vermisst das Besondere in diesen Lagen, die sehr vom Handel geprägt sind. Wir sehen durch die Zunahme des Onlinehandels eine Chance, dass wir wieder eine vielfältigere Nutzung der Innenstädte hinbekommen. Warum sollen Kinder an der Mönckebergstraße künftig nicht auf großen Plätzen spielen können, während die Eltern einkaufen?“

Immobilien in Hamburg: Klimakrise ist größte Herausforderung

… den Gerhart-Hauptmann-Platz, einen der eher nicht so schönen Plätze Hamburgs:

„Es gibt zwei Gründe für das schlechte Image, das der Platz hat. Der eine ist, dass die Randzonen des Platzes keine ausreichende Attraktivität und Belebung haben, die eine Seite besteht fast ausschließlich aus der großen Schaufensterfront von Galeria, da tut sich wenig. Der zweite Grund ist, dass der Nutzwert des Platzes sehr eingeschränkt ist, er stoppt die Menschen nicht, er lässt sie nicht verweilen, darüber sprechen wir gerade mit der Stadt Hamburg.

Wir brauchen dort öffentliche Flächen, die nicht nur Handel sind, und eine Platzgestaltung, die die Menschen einlädt, dort Zeit verbringen zu wollen. Ich hoffe und erwarte, dass der Gerhart-Hauptmann-Platz einmal zu einem der beliebtesten und attraktivsten in der Innenstadt wird.“

… den Abriss von Gebäuden:

„Die Fragestellung, was man mit dem Bestand tun kann, muss immer zuerst erfolgen, bevor man darüber nachdenkt, etwas Neues zu bauen. Wir haben angesichts des Klimawandels größte Herausforderungen in der Immobilienwirtschaft, die zu 40 Prozent zu den C02-Emissionen in Deutschland beiträgt.

Deshalb kann ich mich mit einem Neubau erst dann beschäftigen, wenn der Umbau und die Modernisierung einer Bestandsimmobilie nachhaltig energetisch nicht sinnvoll sind. Wir prüfen bei allen unseren Projekten genau, ob und wie wir mit den bestehenden Gebäuden arbeiten, und haben damit sehr positive Erfahrungen gemacht.“

… die für 2025 geplante Eröffnung des Elbtowers:

„Der Termin ist zu halten. Wir haben trotz der vielen Diskussionen rund um dieses Projekt immer termintreu gearbeitet, wir haben lückenlos unsere Zusagen eingehalten und auch in Zeiten von Corona an der Planung des Objekts festgehalten. Wir haben sehr viel Geld in diesen Phasen investiert, um die mit der Stadt Hamburg verabredeten Planungsschritte einzuhalten. Die Erfahrung mit der Elbphilharmonie waren den meisten noch sehr präsent, und deshalb war es der Stadt sehr wichtig, einen Partner auszuwählen, der am Ende durchhält, auch wenn die Zeiten schwieriger werden. Und das haben wir geschafft.“

Elbtower in Hamburg: Aussicht bis zur Nordsee

… die Zusage, bis Herbst des Jahres ein Drittel der Mieter für den Elbtower zu präsentieren:

„Die Politik hat den Wunsch geäußert, den Bau des Elbtowers zusätzlich abzusichern, indem man eine Vorvermietungsgarantie von uns verlangt hat. Der Vertrag dazu ist nachträglich abgeschlossen worden. Der Wunsch der Stadt war groß, dass wir schon drei Jahre vor der Fertigstellung des Gebäudes 30 Prozent der Mieter von Büroflächen vorweisen können.

Das ist eher unüblich, die meisten Mietverträge werden später geschlossen, aber wir werden auch diesen Wunsch erfüllen, weil er der Stadt so wichtig ist. Wir glauben an das Projekt und daran, dass wir unsere Mieter schon zu so einem frühen Zeitpunkt von dem Elbtower überzeugen können. Und es werden auch Mieter sein, die aus anderen Ländern wegen des Elbtowers nach Hamburg kommen. Insgesamt werden im Elbtower rund 6000 Arbeitsplätze entstehen.“

… die öffentlich zugängliche Dachterrasse:

„Die höchste nutzbare Etage des Elb­towers, die 55., wird öffentlich zugänglich sein. Jeder kann dort hoch und diese unglaubliche Aussicht, die einmalig für Hamburg sein wird, erleben. Wir reden über eine Höhe von mehr als 220 Metern, man kann von dort quasi bis zur Nordsee gucken, das wird sensationell.“

… die Frage, ob der Trend zum Homeoffice ihm als Immobilienentwickler Sorgen macht:

„Für den Elbtower mache ich mir keine Sorgen. Wenn ich Bürogebäude betreiben würde, die in den 80er-Jahren an Ausfallstraßen oder in Gewerbegebieten am Rande einer Stadt gebaut worden sind, dann vielleicht. Wir haben eine Konsolidierung auf dem Büromarkt, und das mobile Arbeiten wird wichtig bleiben. Wir sehen, dass sich die Nachfrage nach Büros von dezentral und brown zu zentral und green verschiebt. Die Nachhaltigkeit ist die entscheidende Währung, und das ist ein Vorteil des Elbtowers, der im Betrieb CO2-neutral sein wird.“

… Wohnungen im Elbtower:

„Die dürfen wir derzeit nicht bauen, das verbietet die Emissionsbelastung am Standort noch. Ich rechne aber damit, dass sich die Belastung, die vor allem eine Lärmbelastung durch Pkw und Bahn ist, sich in den kommenden Jahren und Jahrzehnten deutlich reduzieren wird. Deshalb haben wir die Geschosshöhen im Elbtower so geplant, dass wir bestimmte Bereiche später auch zu Wohnungen umbauen könnten, wenn das erlaubt sein sollte.“

Fragebogen: Über Ferienjobs zum heutigen Beruf

Was wollten Sie als Kind werden und warum?

Unternehmer. Und dieser Wunsch hat mich nie losgelassen!

Wer war beziehungsweise ist Ihr Vorbild?

Menschen, die gegen alle Widerstände und Rückschläge ihren Träumen nach­gehen.

Wann und warum haben Sie sich für den Beruf entschieden, den Sie heute ausüben?

Meine Mutter hat mir als Schüler Ferienjobs bei Handwerkern und in der Hausverwaltung verschafft, und seitdem habe ich eine Leidenschaft zu Immobilien.

Wer waren Ihre wichtigsten Förderer?

Ich habe viele Chancen von tollen Unternehmern bekommen, die meine Leidenschaft erkannt haben. Und das versuche ich heute genauso mit jungen Talenten zu machen.

Auf wen hören Sie?

Auf mein Herz.

Was sind Eigenschaften, die Sie an Ihren Chefs bewundert haben?

An vielen meiner Mentoren und Partner hat mich immer Optimismus und der Blick für Chancen in allen Situationen begeistert. Mein Lieblingsspruch ist von René Benko, der bei Problemen gerne sagt: „Schauen wir erst mal, wofür es gut ist!“

Was sollte man als Chef auf keinen Fall tun?

Kreativität und Entfaltung bremsen oder jemanden am Aufstieg hindern.

Was sind die Prinzipien Ihres Führungsstils?

Enabling. Mitarbeiter fordern und fördern

Wie wichtig war/ist Ihnen Geld?

Sehr wichtig. Es erweitert die Möglich­keiten.

Was erwarten Sie von Ihren Mitarbeitern?

Loyalität und Zuverlässigkeit. Ich möchte mich auch nur mit positiven Menschen umgeben.

Worauf achten Sie bei Bewerbungen?

In erster Linie auf den persönlichen Eindruck, Ehrlichkeit und eine positive Grundeinstellung. Fachliche und soziale Kompetenz sind jeweils zwingende Voraussetzungen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit bei Signa.

Duzen oder siezen Sie?

Duzen.

Was sind Ihre größten Stärken?

Chancen zu erkennen, Menschen zu befähigen. Lösungen zu finden. Kindisch zu sein.

Was sind Ihre größten Schwächen?

Ungeduld. Sturheit. Manche zwischenmenschliche Signale nicht zu erkennen.

Welchen anderen Entscheider würden Sie gern näher kennenlernen?

Ich bewundere Sigrid Nikutta und Angela Merkel. Beide würde ich gern (noch) besser kennenlernen.

Was würden Sie sie fragen?

Ich glaube daran, dass nachhaltige Entscheidungen die richtigen sind. Dafür Belege zu finden würde ich mir erhoffen.

Wann haben Sie zuletzt einen Fehler gemacht?

Alles, was wir tun, hat Folgen, häufig sind diese nicht sofort erkennbar. Ich frage mich nicht ständig, ob Entscheidungen richtig oder falsch waren.

Welche Entscheidung hat Ihnen auf Ihrem Karriereweg geholfen?

Mut. Ich habe dreimal mein eigenes erfolgreiches Unternehmen verkauft, bevor ich bei Signa angekommen bin.

Wie viele Stunden arbeiten Sie in der Woche?

Das weiß ich nicht. Ich lebe und arbeite dabei. Da gibt es keine Konflikte.

Wie viele Stunden schlafen Sie (pro Nacht)?

7 Stunden. Von 22 bis 5 Uhr.

Wie gehen Sie mit Stress um?

Stört mich nicht, treibt mich an.

Wie kommunizieren Sie?

Immer so direkt wie möglich.

Wenn Sie anderen Menschen nur einen Rat für ihren beruflichen Werdegang geben dürften, welcher wäre das?

Chancen zu sehen, hart daran zu arbeiten. Nie aufzugeben. Sei nett zu anderen.

Und zum Schluss: Was wollten Sie immer schon mal sagen?

Licht über Dunkelheit!